Die gesetzliche Rente wird vielen Berufsgruppen keinen auskömmlichen Lebensabend sichern. So rutschen 50 Berufsgruppen mit einem Median-Einkommen von unter 1.854 Euro monatlich mit ihrer Rente unter das Grundsicherungs-Niveau – selbst nach 45 Beitragsjahren zur Deutschen Rentenversicherung (DRV). Das zeigt der kürzlich veröffentlichte ARD-Rentenreport.

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Wer weniger als ein mittleres Einkommen von 2.387 Euro brutto im Monat verdiene, würde selbst dann nur eine gesetzliche Rente von weniger als 950 Euro erhalten, wenn er 45 Jahre in die Rente eingezahlt habe, berichtet die ARD. Dies markiert ziemlich genau die relative Armutsgefährdungsschwelle, die bei 60 Prozent des Medianeinkommens der Bevölkerung angesetzt wird.

Ein Grund für die drohende Altersarmut sind Renten-Abschläge. Inzwischen muss jeder vierte Neurentner Abschläge bei den Altersbezügen akzeptieren, weil er vor dem Erreichen der Regelalterszeit aus dem Beruf ausscheidet. Von den 888.521 Personen, die 2015 ihre Altersrente antraten, mussten 204.620 (entspricht 23 Prozent) mit Abschlägen auf ihre gesetzliche Rente in den Ruhestand gehen. Das geht aus der Antwort des Bundesarbeitsministeriums auf eine kleine Anfrage der Linksfraktion im Bundestag hervor.

Mindestrente wird Dauerthema

Die Höhe der künftigen Rentenbezüge und die damit verbundene drohende Altersarmut lässt das Thema Mindestrente immer wieder aufköcheln. 2016 hatte sich die Große Koalition als eines ihrer letzten großen Vorhaben in der Sozialpolitik auf die so genannte solidarische Lebensleistungsrente, wie sie im Koalitionsvertrag genannt wird, geeinigt.

Die Regularien: Wer als gesetzlich Rentenversicherter zu seinem regulären Renteneintrittstermin 40 Pflichtbeitragsjahre bei der Deutschen Rentenversicherung (DRV) vorweisen kann, aber weniger als 30 Entgelt-Punkte Renten-Anspruch hat, den will die Bundesregierung auf den Rentenwert dieser 30 Rentenpunkte anheben. Bei einem anspruchsberechtigten Rentner im Westen wären das zurzeit 876 Euro pro Monat.

Auch im Wahlkampf für die diesjährige Bundestagswahl war das Thema Mindestrente publik. So hatte die Partei Die Linke unter anderem eine solidarische Mindestrente von 1.050 Euro gefordert. Nun fordert der frühere Regierungsberater Bert Rürup eine bessere Absicherung von Geringverdienern. „Wir brauchen für langjährig Beschäftigte eine Mindestrente oberhalb der Grundsicherung. Denn wer sich in der Zeit seines Erwerbslebens erfolgreich bemüht hat, nicht auf die staatlich Fürsorge angewiesen zu sein, sollte auch im Alter nicht zum Sozialamt müssen“, sagte Rürup den Zeitungen des RedaktionsNetzwerks Deutschland (RND).

Erhöhung des Rentenniveaus hilft Geringverdienern nur wenig

Schließlich würde selbst ein deutlich höheres Rentenniveau keinen ausreichenden Schutz gegen Altersarmut bieten. So würde eine Anhebung des Rentenniveaus speziell den zukünftigen Rentner helfen, die sowieso schon lange und durchgängige Erwerbsbiografien hätten. Diese Verbraucher hätten damit Rentenansprüche mit genügend Abstand zur Grundsicherung und gehörten folglich nicht zur eigentlichen Risikogruppe. Diese würde sich jedoch eher aus Langzeitarbeitslosen, langjährigen Geringverdienern, Menschen mit schlechter Ausbildung oder etwa Erwerbsgeminderten zusammensetzen. Den eigentlichen Risikogruppen sei mit einem höheren Rentenniveau nur wenig geholfen, monierte der Ökonom.

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Zudem kritisierte Rürup, dass die Renten von deutschen Geringverdienern genauso festgesetzt werden wie etwa von Normal- oder Besserverdienern. Hier sollte sich Deutschland an den Regelungen in anderen OECD-Ländern orientieren und separate Rentenberechnungen für Geringverdienern finden.

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