Die Prämien für eine Wohngebäudeversicherung könnten auch im kommenden Jahr steigen, nachdem sie bereits in den vergangenen acht Jahren in die Höhe geklettert waren. Das prognostiziert Wolfgang Breuer, Chef der Hamburger Feuerkasse und deren Konzernmutter Provinzial Nordwest, laut Deutscher Presse-Agentur (dpa). Er sehe aber keine deutliche Verteuerung – die Absicherung der Wohngebäude werde auch künftig bezahlbar bleiben.

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moderater Kostentreiber Xavier

Kostentreiber war in diesem Jahr Sturm Xavier, der erst vor wenigen Tagen große Schäden verursachte. In Norddeutschland und Berlin wütete das Sturmtief mit besonderer Kraft. Allein in Hamburg müsse die Hamburger Feuerkasse rund 2.000 bis 2.500 Schäden mit einer erwarteten Schadensumme von bis zu drei Millionen Euro regulieren, schätzt Breuer. Die Beratungsgesellschaft Meyerthole Siems Kohlruss (MSK) rechnet mit einem Gesamtschaden für die Branche von 150 bis 200 Millionen Euro – das wäre vergleichsweise moderat.

Die Kosten durch Xavier seien beherrschbar und die Schadenssumme letztlich harmlos, erklärte Feuerkasse-Chef Breuer gegenüber dpa. Dennoch würde sich die steigende Zahl an Naturkatastrophen in steigenden Prämien ausdrücken. "Der Klimawandel ist ein schleichender Prozess und wenn die Schäden steigen, dann werden die Beiträge nachziehen", sagte Breuer. Das sei in den neueren Verträgen auch festgeschrieben. "Aber der Kunde wird das bezahlen können."

Die Hamburger Feuerkasse hatte in ihrer Heimatstadt bis 1995 quasi ein Monopol, weil sie die Gebäude in der Hansestadt pflichtversicherte. Noch heute versichert sie in Hamburg nach Einschätzung Breuers rund 160.000 Gebäude bzw. 70 Prozent aller Hamburger Häuser.

Wohngebäude-Sparte lange mit Verlusten

Dass die Prämien im Bereich Wohngebäude steigen müssten, zeigt auch ein Blick auf die Schadensbilanz der Versicherer. Erstmals seit 2001 konnten die deutschen Wohngebäude-Versicherer 2016 im Branchenschnitt wieder einen leichten Gewinn erzielen, so geht aus Zahlen des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) hervor. Einnahmen von 6,8 Milliarden Euro standen Ausgaben von 4,7 Milliarden Euro gegenüber. Zuvor präsentierte sich die Sparte als Sanierungsfall: 15 Jahre lang gaben die Versicherer im Schnitt mehr für Schäden aus, als sie an Beiträgen einnahmen. Laut dem Ratinghaus „Assekurata“ sind auch aktuell noch viele Wohngebäude-Versicherer in den roten Zahlen.

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Neben Xavier dürften in diesem Jahr vor allem Paul und Rasmund ein Loch in die Bilanzen der Versicherer reißen. Beide wüteten im Frühsommer 2017 und verursachten nach Branchen-Schätzungen einen Gesamtschaden für die Versicherungswirtschaft von 600 Millionen Euro. Eingerechnet sind hier alle Sparten, etwa auch die Kfz- und Gewerbeversicherung. Dennoch dürfte auch hier ein Großteil der Schäden auf die Wohngebäude-Branche entfallen. Während „Paul“ vor allem in der Nordhälfte Deutschlands wütete, besonders in Hamburg, Berlin, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen, sorgte „Rasmunds“ starker Regen in den letzten beiden Junitagen insbesondere in weiten Teilen von Berlin und Brandenburg für hohe Schadenssummen.

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