Die fehlende Finanzbildung der Schüler sorgte bereits mehrfach für Schlagzeilen. So fragte im Jahr 2010 das Bundesverbraucherschutzministerium nach wirtschaftlichen Grundkenntnissen von Zehntklässlern. Erschreckend: ungefähr die Hälfte der Befragten wusste nicht, was ein Girokonto ist. Für Aufsehen sorgte auch der Tweet einer Schülerin Anfang des Jahres 2015 beim Kurznachrichtendienst Twitter. „Bin fast 18 und hab keine Ahnung von Steuern, Miete oder Versicherungen. Aber ich kann ’ne Gedichtsanalyse (sic!) schreiben. In 4 Sprachen“, schrieb die angehende Abiturientin. Der Tweet sorgte für Debatten, wie lebensfern die Schulbildung ist.

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Doch bisher fehlt es an schulischen Angeboten. Lediglich das Bundesland Baden-Württemberg hat ein Fach in der groben Richtung Finanzwissen im Lehrplan Dort wurde im vergangenen Jahr an Schulen erstmals das Pflichtfach „Wirtschaft/ Berufs- und Studienorientierung“ eingeführt. Seither sollen es Schüler der Real-, Werkreal- und Gemeinschaftsschulen von der 7. bis zur 10. Klasse lernen – fünf Stunden pro Woche. 2018 folgen dann auch die Gymnasien: die angehenden Abiturienten sollen von der 8. bis zur 10. Stufe drei Stunden pro Woche Wirtschaftsunterricht bekommen.

Swiss Life

Großteil lernt im Unterricht wenig oder nichts über Finanzen

Dass das Finanzwissen der Bundesbürger ausbaufähig ist, zeigt eine aktuelle Umfrage der Swiss Life. So würden sich weniger als die Hälfte der Deutschen (46 Prozent) gut mit Finanzen auskennen. 40 Prozent der Befragten bezeichnete das eigene Finanzwissen als mittelmäßig. Dabei hält ein großer Teil der Bevölkerung (78 Prozent) das Thema für eher oder sogar sehr wichtig. Vier von fünf Deutschen (80 Prozent) haben im Unterricht wenig oder nichts über Finanzen gelernt. Knapp drei Viertel würden deshalb ein eigenes Schulfach befürworten (72 Prozent).

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Ein ähnliches Ergebnis hatte es bereits bei einer Umfrage der Direktbank comdirekt im September 2016 gegeben. Damals war das Finanzwissen von Jugendlichen in Deutschland abgefragt worden. Dabei hatte sich gezeigt, dass sich nur jeder vierte Jugendliche zwischen 16 und 25 Jahren beim Thema Finanzen sattelfest fühlt. Ein grundlegendes Problem sehen die jungen Erwachsenen in der schlechten Vermittlung von Finanzwesen in der Schule. 60 Prozent bewerteten die Finanzbildung in deutschen Schulen als ungenügend oder mangelhaft. Für ein Schulfach wären sogar 95 Prozent der Befragten zu begeistern.

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