Der Stoff, mit dem Stefan Schabirosky im Sommer an die Öffentlichkeit trat, hat eigentlich das Potential zum Bestseller. In seinem Buch „Mein Auftrag: Rufmord“ behauptet er, dass er eine gezielte Schmutzkampagne gegen Carsten Maschmeyer und dessen Finanzvertrieb Allgemeiner Wirtschaftsdienst (AWD) angestachelt habe, die schließlich erfolgreich gewesen sei: Maschmeyer musste aufgeben, nachdem das Image seines Vertriebes ramponiert war, und seine Firmenanteile verkaufen. Bezahlt haben soll die Schmutzkampagne die Deutsche Vermögensberatung (DVAG), weil sie um ihre Vormachtstellung auf dem deutschen Markt gefürchtet habe (der Versicherungsbote berichtete).

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Verkaufsrang bei Amazon: 45.868

Doch wie das Online-Portal „Meedia“ am Donnerstag berichtet, liegt das Enthüllungsbuch von Schabirosky wie Blei in den Regalen. Nachdem es zunächst auf Platz 17 der Spiegel-Bestsellerliste eingestiegen war (Ausgabe 35/17), sei es nach nur einer Woche wieder rausgeflogen und werde in der aktuellen Erhebung auf Rang 1.975 der Hardcover-Sachbücher geführt. Nicht besser sieht es bei Amazon aus: Dort stehe „Mein Auftrag: Rufmord“ auf Verkaufsrang 45.868 aller Bücher. Laut Branchenexperten dürfte damit im offiziellen Handel nur eine niedrige vierstellige Zahl an Exemplaren verkauft worden sein.

„Meedia“ spekuliert über die Gründe, weshalb das Buch bisher gefloppt ist. Eine mögliche Ursache: Schabirosky kann viele seine Thesen nicht beweisen, sondern bestenfalls Indizien vorlegen. Das betrifft auch seine bemerkenswerteste Behauptung: nämlich, dass die DVAG die Schmutzkampagne bezahlt habe und die DVAG-Chefs davon wussten. Es gebe hierfür nur Indizien, etwa eine Mail von der Assistentin der Geschäftsführung, die einen Kontakt zur Führungsspitze belegt. Schabirosky habe schlicht ein Glaubwürdigkeits-Problem: Schließlich will er auch die Kampagne gegen Maschmeyer mittels Lügen initiiert haben.

Die DVAG hatte alle Vorwürfe zurückgewiesen. Schabirosky sei als Controller für das Unternehmen tätig gewesen. Nachdem man den Eindruck gewonnen habe, er nutze seine Tätigkeit für einen persönlichen Rachefeldzug gegen den früheren Arbeitgeber, sei er entlassen worden. Er selbst habe im Übrigen eine eidesstattliche Erklärung abgegeben, dass mögliche Gesetzesverstöße auf sein eigenes „Tun und Handeln ohne Wissen, ohne Weisung der DVAG geschehen“ seien.

Whitewhasing für Maschmeyer?

In der Finanzbranche wurde recht schnell darüber spekuliert, welchen Einfluss Carsten Maschmeyer auf das Enthüllungsbuch hatte, etwa in Facebook-Foren von Versicherungsvermittlern. Kommentatoren drängte sich der Verdacht auf, dass Schabirosky Whitewashing für Maschmeyer und dessen Finanzvertrieb betreibe und dessen Rolle beschönige. Auch das würde die Glaubwürdigkeit des Buches beschädigen.

Tatsächlich wird Maschmeyer und der AWD, früher berüchtigt wegen aggressiver Vertriebsmethoden, im Enthüllungsbuch überaus positiv dargestellt. So schreibt Schabirosky, es gebe „keinen Beleg dafür, dass eine Vielzahl von Kundenklagen gegen den AWD gewonnen worden waren. Kein Gericht bestätigte eine systematische Falschberatung durch den AWD.“ Alle Negativberichte über Maschmeyer seien von Schabirosky initiiert worden, „und sonst gab es nichts“. Fakt ist: Schon lange vor Schabiroskys Wirken lassen sich kritische Artikel über den AWD und Verbraucherklagen finden.

Hier konnten die beschuldigten Medien Schabirosky nachweisen, dass sich die Vorwürfe gegen den AWD aus mehreren Quellen speisten – und es durchaus eine große Zahl Geschädigter gab. Allein in Österreich, wo die Justiz anders als in Deutschland Sammelklagen zulässt, klagten 2.500 Anleger gegen Maschmeyers Vertrieb, weil ihnen angeblich ein hochriskanter geschlossener Fonds als sichere Altersanlage verkauft worden war. Der Rechtsstreit wurde mit einem Vergleich beigelegt, der AWD zahlte 7 Millionen Euro an die Anleger. Im März 2011 legte die Stiftung Warentest zudem eine Liste vor, wonach „über 34.000 AWD-Kunden“ mit geschlossenen Immobilienfonds der Capital Konsult aus Stuttgart Verluste gemacht hätten (Vergleiche auch den WirtschaftsWoche-Kommentar von Niklas Hoyer).

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Dennoch: Schabirosky hofft weiterhin auf einen Erfolg seines Buches. „Mir war klar, dass eine Buch-Vermarktung kein Sprint wie bei einer Tageszeitung ist, sondern ein Langstreckenlauf. Bilanz werde ich deshalb erst in einem Jahr ziehen können und diese für mich bewerten“, sagte der Enthüllungsautor im „Meedia“-Interview. Er könne alle Behauptungen seines Buches beweisen. An der fehlenden Unterstützung der Medien kann der Misserfolg diesmal nicht gelegen haben: Sowohl die „Welt am Sonntag“ als auch das „Handelsblatt“ druckten Auszüge aus Schabiroskys Werk, die Bild-Zeitung berichtete umfangreich darüber. Und Maschmeyer ist dank der Vox-Sendung „Höhle der Löwen“ wieder sehr präsent: diesmal mit besserem Image.

Meedia

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