Starke Beitragsschübe nach mehreren Jahren ohne Erhöhungen vermittelten immer wieder den Eindruck, die Private Krankenversicherung (PKV) sei besonders teuer, sagte der Vorstand der Debeka, Roland Weber, der Deutschen Presse-Agentur. Dies sei aber nicht der Fall. Vielmehr würden die gesetzlichen Vorschriften verhindern, dass die PKV-Versicherer ihre Prämien moderat über einen längeren Zeitraum anheben könnten.

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Beitragsschübe nach Jahren ohne Erhöhung

Weber verwies auf eine Studie des IGES-Institutes, in der die Daten von rund 716.000 Krankenvollversicherten der Debeka mit der Entwicklung bei den gesetzlichen Krankenkassen verglichen wurde. Demnach schneide die PKV im Vergleich mit den Krankenkassen sehr gut ab. In den letzten zehn Jahren (2006 bis 2015) sei die Beitragshöhe in der privaten Krankenversicherung im Jahresschnitt um 2,2 Prozent gestiegen. Bei den gesetzlichen Kassen habe die jährliche Prämienerhöhung im Schnitt sogar 3,7 Prozent betragen.

Dass dennoch der Eindruck entstehe, die private Krankenversicherung sei von besonders drastischen Prämiensprüngen betroffen, liege an den gesetzlichen Vorschriften. Demnach dürfen die privaten Krankenversicherer nur dann ihre Prämie anpassen, wenn sogenannte auslösende Faktoren vorliegen. Das ist in der Regel dann gegeben, wenn die Versicherungsleistungen in einem Tarif nachweislich um mindestens zehn Prozent höher liegen als ursprünglich kalkuliert. Bei manchen Tarifen gilt auch eine Fünf-Prozent-Hürde.

Hierin sieht Debeka-Vorstand Weber ein Problem. Da nämlich die Ausgaben nicht in jedem Jahr um zehn Prozent steigen, könne es mehrere Jahre ohne Prämienanpassung geben. Dann aber könne es plötzlich zu einem sprunghaften Anstieg der Beiträge innerhalb eines Tarifes kommen, da die Veränderungen der Vorjahre, die vorerst nicht in Prämienanhebungen übersetzt werden durften, nun nachgeholt werden müssten. Es entsteht folglich der Eindruck, als würden die Privatversicherer ihre Kunden besonders stark zur Kasse bitten.

Der Gedanke: Dürfte die PKV ihre Beiträge kontinuierlich anpassen und nicht erst nach Überschreitung bestimmter Kostenhürden, könnten Mehrkosten der Versicherten jährlich gleichmäßiger verteilt werden. Konkrete Vorschläge, wie eine solche Neuregelung aussehen kann, machte Weber laut dpa nicht.

Laut IGES-Studie keine übermäßigen Teuerungen im Alter

Ein weiteres Ergebnis der IGES-Studie: Anders als vermutet, seien Privatversicherte im Alter nicht von übermäßigen Teuerungen betroffen. „Entgegen der vorherrschenden Behauptung, die Beiträge in der PKV seien im Alter nicht bezahlbar, zeigt die Studie andere Fakten, denn tatsächlich sind im Durchschnitt die Beiträge der PKV-Versicherten im Alter nicht höher als die der 60-jährigen. Für Beihilfeversicherte liegen die Beiträge sogar deutlich darunter“, schreibt die Debeka in einer Pressemeldung anlässlich der IGES-Studie, die sie selbst in Auftrag gegeben hatte.

In der IGES-Studie wurde die individuelle Beitragsentwicklung von rund 716.000 bei der Debeka PKV-versicherten Mitgliedern im Längsschnitt über einen Zeitraum von 20 Jahren (1995-2015) ausgewertet. Diese mussten 1995 mindestens 21 Jahre alt sein und während des gesamten Auswertungszeitraums bei der Debeka versichert. Dabei wurde zwischen Beamten mit Beihilfe-Tarif und Tarifen für „Arbeitnehmer und Selbständige“ unterschieden.

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Unter den Beihilfeversicherten im öffentlichen Dienst des Jahres 2015 zahlten laut der Studie 98 Prozent einen Monatsbeitrag zwischen 100 Euro und 300 Euro. Der durchschnittliche Monatsbeitrag für Beihilfeversicherte lag für Männer bei 193 Euro und für Frauen bei 208 Euro. Unter den Arbeitnehmern und Selbstständigen zahlten knapp 90 Prozent zwischen 300 Euro und 600 Euro pro Monat. Bei dieser Personengruppe lag der durchschnittliche Monatsbeitrag bei 413 Euro (Männer) und 473 Euro (Frauen).

IGES-Institut / dpa

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