Wenn die Medien um Werbeeinnahmen buhlen, sprechen sie gern von der „werberelevanten Zielgruppe“, womit die Generation der 14- bis 49jährigen gemeint ist. Die Vorstellung: Hier sind die Menschen, die als Konsumenten angesprochen werden wollen und Geld in der Tasche haben. Dass diese Zuschreibung ein Vorurteil ist, zeigt eine aktuelle Auswertung des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Senioren im Rentenalter haben demnach großen wirtschaftlichen Einfluss – der weiter steigt.

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Jeder fünfte Euro der Haushalte kommt aus Altersrente oder Pension

„Angesichts der demografischen Entwicklung werden Senioren ein immer wichtigerer Faktor für die Wirtschaft“, schreibt der GDV in einem Pressetext. „Vom verfügbaren Einkommen der privaten Haushalte von knapp 1,76 Billionen Euro entfallen inzwischen rund 330 Milliarden Euro oder 18,7 Prozent auf gesetzliche Alters- und Hinterbliebenenrenten sowie Pensionen“. Das zeige eine Auswertung der Initiative „7 Jahre länger“ auf Basis der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen der Länder für 2015.

Das verfügbare Einkommen ist der Betrag, der den privaten Haushalten zum Konsumieren und Sparen verbleibt. Es umfasst die Bruttolöhne, Gehälter, Unternehmergewinne, Kapital- und Mieteinkünfte sowie sämtliche Sozialtransfers wie Renten, Pensionen, Arbeitslosen- oder Krankengeld. Davon abgezogen werden die Steuern und Sozialabgaben.

Ost-West-Gefälle beim Rentenanteil am Haushaltseinkommen

Grundsätzlich zeigt sich ein starkes Ost-West-Gefälle hinsichtlich der Frage, wie hoch der Rentenanteil am Haushaltseinkommen ist. Fast jeder vierte frei verfügbare Euro (24,3 Prozent) in Ostdeutschland stammt aus dem Topf der gesetzlichen Rente. In den alten Bundesländern machen die Altersbezüge im Schnitt hingegen „nur“ 17,6 Prozent der Bezüge aus.

Den höchsten Wert im Vergleich der Bundesländer hat hierbei Sachsen-Anhalt: Das Haushalts-Nettoeinkommen besteht hier bereits zu 26,6 Prozent aus Renten und Pensionen, berichtet der GDV. Das mag kaum verwundern, ist doch hier der Anteil von Senioren besonders hoch: ein Viertel der Sachsen-Anhaltiner hat bereits den 65. Geburtstag hinter sich. Auch in Mecklenburg-Vorpommern (25,8 Prozent) und Sachsen (25,5 Prozent) ist der Anteil der Renten am Gesamteinkommen sehr hoch.

Den niedrigsten Wert haben hingegen Hamburg und Bayern: Hier stammen nur 15,1 Prozent bzw. 15,9 Prozent des Haushaltseinkommens aus der Rentenkasse. Die Gründe für das Ost-West-Gefälle sind vielfältig. Nicht nur leben in Ostdeutschland mehr Senioren. Gerade Frauen haben auch höhere Rentenansprüche erworben, weil sie in der DDR öfter erwerbstätig waren. Während Frauen im Osten durchschnittlich 835 Euro Rente erhielten, waren es in den alten Bundesländern aufgrund geringerer Erwerbszeiten nur knapp 600 Euro. Umgekehrt verdienen die Ostdeutschen weniger und haben auch geringere Miet- und Kapitaleinkünfte, berichtet der GDV.

Jeder dritte Euro stammt von Senioren

Die Kaufkraft der Rentner lässt sich natürlich nicht auf Renten und Pensionen reduzieren: Viele Senioren haben weitere Einkünfte. „Allein die Leistungen aus privaten Sicherungssystemen – etwa Betriebsrenten, Pensionskassen oder Versorgungswerken – beliefen sich 2015 auf knapp 60 Milliarden Euro“, berichtet der GDV. Diese Daten ließen sich aber nicht regional aufschlüsseln und blieben im Vergleich der Bundesländer unberücksichtigt.

Schon jetzt entfallen 30 Prozent aller Konsumausgaben auf die Generation Ü60, hat bereits eine frühere Studie des Max-Planck-Institut für demografische Forschung ergeben. Ihr Anteil am gesamten privaten Konsum wuchs zwischen 1993 und 2013 von 22,4 auf 29,7 Prozent – obwohl sie „nur“ 26 Prozent der Bevölkerung ausmachen. Und die Bedeutung wird weiter steigen:

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Nach der jüngsten Vorausberechnung des Statistischen Bundesamtes werden 2060 rund 23,7 Millionen Bundesbürger – und damit fast ein Drittel der Bevölkerung (30,9 Prozent) – mindestens 65 Jahre alt sein, während zugleich weniger Menschen in Deutschland geboren werden. Die „werberelevante Zielgruppe“ müsste dann eigentlich die Zielgruppe der Senioren sein, wenn es um Kaufkraft und Marketing geht.

mit Pressematerial GDV

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