Dorothea Mohn vom Verbraucherzentrale Bundesverband fordert strengere Regeln für Vergleichsportale. Quelle: Pressefoto vzbv „Hier check ich alles“ - schon der Werbeslogan von Deutschlands größtem Vergleichsportal Check24 suggeriert, dass der Nutzer einen allumfassenden Marktüberblick über Finanzprodukte erhält. Doch eine Studie im Auftrag des Verbraucherzentrale Bundesverbandes (vzbv), für die auch der Marktführer Check24 gecheckt wurde, kommt zu einem anderen Ergebnis. Der Vergleich von Finanzprodukten bei Online-Vergleichsportalen sei nicht transparent, nicht unabhängig und nicht vollständig, so das wenig schmeichelhafte Urteil. In einer Pressemeldung verlangt der vzbv nun, dass der Gesetzgeber strengere Regeln für Vergleichsportale einführt.

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Für die Studie hat das Hamburger Institut für Finanzdienstleistungen (iff) die fünf größten Vergleichsportale für Finanzen untersucht: Check24, Verivox, FinanceScout24, Toptarif und Biallo. Stichprobenartig wurde der Vergleich von Kfz-Versicherungen, Girokonten und Verbraucherkrediten getestet. Im Mittelpunkt stand die Frage, wie transparent, objektiv, aktuell und unabhängig die Portale sind.

Vergleichsportale versprechen neutralen Produktvergleich – und liefern nicht

In ihrer Studie stellten die Tester ein Missverhältnis zwischen Außendarstellung und Vergleichspraxis der Portale fest. Denn alle getesteten Portale würden den Eindruck vermitteln, dass sie ganz im Sinne des Kunden handeln, so die Beobachtung. Neutral, fair und unabhängig.

Beispiel Check24: Der Dienstleister gibt in seinen Qualitätsrichtlinien an, „streng nach Preisen“ zu sortieren, „konsequent Markttransparenz und Orientierung im Tarifdschungel“ zu bieten und „teilnehmende Unternehmen und ihre Tarife bzw. Konditionen sowie nicht teilnehmende Unternehmen transparent“ aufzulisten. Konkurrent Verivox wirbt sogar damit, ein „neutrales Verbraucherportal“ zu sein, dass den jeweiligen Markt objektiv darstelle - „für jeden Verbraucher nachvollziehbar“!

Im konkreten Produktvergleich sieht das dann allerdings etwas anders aus. So verhindern voreingestellte Filter bei drei Vergleichsportalen, dass dem Kunden tatsächlich das günstigste Angebot angezeigt wird.

Beispiel Kredite: Das preiswerteste Angebot der Skatbank taucht bei Check24 zunächst nicht auf. Warum? Weil die Skatbank kein Vertragspartner ist, also schlicht keine Provision an Check24 zahlt. Stattdessen werden zunächst „Nur Check24 geprüfte Banken“ angezeigt. Was das bedeutet, weiß der Verbraucher nicht. Erst, wenn der Kunde ganz nach unten scrollt und den Filter ausschaltet, erhält er auch einen Überblick über Nicht-Vertragsbanken. Abschließen kann er das Angebot der Skatbank über das Vergleichsportal dennoch nicht.

Marktvergleich für Verbraucher nicht nachvollziehbar

Ob der Marktvergleich vollständig ist, bzw. wie hoch die Marktabdeckung der in den Vergleich einbezogenen Anbieter ist, sei für Verbraucher nicht nachvollziehbar, kritisieren die Studienmacher. Keiner der Anbieter mache transparent, welche Anbieter erfasst werden – und welche nicht.

Die Intransparenz sei insbesondere problematisch, weil in der Branche allgemein bekannt sei, dass einige große Finanzdienstleister wie etwa die Allianz ihre Produkte grundsätzlich nicht von den Vergleichsportalen bewertet haben möchten, heißt es in der Studie. Check24 gebe immerhin bei den Autoversicherungsvergleichen an, welche Anbieter nicht bei den Preis- und Leistungsvergleichen teilnehmen. Allerdings an unscheinbarer Stelle und für den Kunden wenig transparent.

Der Verbraucherverband fordert als Konsequenz der Studie strengere Kriterien für Vergleichsportale. Denn laut einer forsa-Umfrage glaubt tatsächlich rund jeder zweite Bundesbürger (48 Prozent), dort das beste und preisgünstigste Angebot zu finden. Also einen kompletten Marktüberblick. Dass die Portale ein Eigeninteresse an Provisionen haben, werde oft nicht erkannt.

„Wenn Vergleichsportale Angebote von solchen Unternehmen herausfiltern, die keine Vertragspartner der Plattform sind, sollten sie sich nicht länger als objektiv präsentieren dürfen. Sie sollten deutlich als das erkennbar sein, was sie tatsächlich sind: Finanzproduktvermittler“, sagt Dorothea Mohn, Leiterin Team Finanzmarkt beim vzbv. „Andernfalls täuschen sie Verbraucher, die aufgrund der Aufmachung des Portals davon ausgehen, das günstigste Produkt angezeigt zu bekommen.“

Auch Zustandekommen der Rankings wenig transparent

Doch damit nicht genug. Für den Verbraucher intransparent ist laut Studie auch, wie sich die untersuchten Portale finanzieren - ob zum Beispiel Abhängigkeiten von Produktgebern bestehen –, wie die Rankings zustande kommen und ob die Daten aktuell sind. Gerade bei Finanzdienstleistungen sei dies fatal: "Sie sind häufig komplex und ihre Auswahl hat oftmals weitreichende oder sogar existentielle Konsequenzen", heißt es im Pressetext des vzbv. Folglich müsse sich ein Verbraucher darauf verlassen können, dass er keine interessengeleiteten Informationen und Empfehlungen erhalte.

Ein weiteres Problem ergebe sich aus der Komplexität der vermittelten Produkte. Wer nicht wisse, nach welchem Kriterium er seine Auswahl treffen solle, habe häufig schlechte Karten, heißt es im Pressetext des iff. Die Voreinstellungen seien für viele, die auf der Suche nach dem besten Preis seien, nicht geeignet.„Vergleichsportale sind nur für informierte, aufmerksame und vor allem kritische Verbraucher geeignet“, sagt Dirk Ulbricht, Direktor des Instituts für Finanzdienstleistungen. „Leider sprechen sie aber genau diejenigen Verbraucher an, die schnell und ohne viel Aufwand zu einer preiswerten Lösung kommen möchten.“

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Aber es gibt auch Positives zu berichten. „Bei allen Vergleichsportalen stimmten, in den für diese Studie durchgeführten Stichproben, die Konditionen aus den Ergebnislisten des Portals mit den tatsächlichen Konditionen auf den Seiten der Anbieter überein“, heißt es in der Studie. „Es traten bei keinem Vergleichsportal im weiteren Prozess des Vertragsabschlusses überraschende, zusätzliche Kosten auf.“ Immerhin: Der Kunde weiß, wie viel er bezahlt. Er weiß nur nicht, für was.

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