Amazon Echo ist im Grunde nicht mehr als ein Lautsprecher des Online-Händlers Amazon, dessen Klang laut Testberichten eher dürftig. Doch die Besonderheit steckt im Detail, ist ein digitaler Sprachassistent und hört auf den Namen „Alexa“. Wer Alexa nutzen will, sagt einfach das gleichnamige Codewort und Alexa reagiert. Nun können mittels einfacher Sprachsteuerung die Apps verschiedenster Anbieter aktiviert werden: „Alexa, spiele meine Playlist von Spotify!“, „Alexa, schalte das Licht im Schlafzimmer aus!“, „Alexa, sage mir, wo in Berlin Stau ist!“ Und Alexa liefert, so fern ein Anbieter eine entsprechende App -auch genannt Skill- im Programm hat.

Anzeige

Krankenzusatzversicherungen über Amazon-App abschließen

Auch die Deutsche Familienversicherung (DFV) hat Gefallen an der Technik gefunden – und will in Zukunft ihre Policen über Amazon Echo vertreiben, etwa die Zahnzusatzversicherung. Dafür hat sich der Frankfurter Direktversicherer als Drittanbieter beim Online-Händler registrieren lassen. „Unsere Kunden fragen nach einfachen Produkten auf einfache Weise“, erklärt Stefan Knoll, Vorstandsvorsitzender der DFV, laut Pressemeldung. „Unser Anspruch ist es, Innovationsführer zu sein. Derzeit sind wir die erste und einzige Versicherung, die den volldigitalen Online-Abschluss via Amazon Echo anbietet“.

Knoll ist davon überzeugt, „dass der Versicherungsabschluss der Zukunft weitgehend über digitale Sprachassistenten erfolgen wird.“ Zur Untermauerung seiner These nennt die Pressemeldung des Versicherers beeindruckende Zahlen: Laut einer Statista-Umfrage haben schon Anfang 2016 über 28 Millionen Menschen den digitalen Sprachassistenten ihres Smartphones benutzt. Und laut dem Digitalverband Bitkom steuern ca. 59 Prozent ihre Geräte per Spracheingabe.

Ersetzen vorgefertigte Textbausteine einer Sprach-App den Vermittler?

Für die Vermittler würde es nichts Gutes bedeuten, wenn die Zukunft des Versicherungsvertriebs über derartige Modelle funktionieren würde. Denn auch die Bestandspflege und Schadenregulierung will die DFV mittels Sprach-App abwickeln. Ersetzen also vorgefertigte Textbausteine einer Sprach-App in Zukunft die persönliche Beratung? Und wie sieht es mit Haftung und Beratungsdokumentation aus, wenn statt eines Vermittlers aus Fleisch und Blut eine Textfunktion die Fragen im Beratungsgespräch beantwortet?

Der Verbraucher bevorzugt aktuell noch die „klassischen“ Vertriebswege – und zwar mit überwältigender Mehrheit. Das zeigen Umfragen wie der jüngste „Kundenmonitor Assekuranz 2016“ aus dem Hause YouGov. Was die zukünftige Beratung anbelangt, so wünscht sich jeder zweite Versicherungskunde eine persönliche Beratung im Büro des Vermittlers (51 Prozent) oder bei sich zu Hause (49 Prozent, Mehrfachnennungen möglich). Für Online-Beratungen per Chat oder Co-Browsing kann sich mit sieben bzw. vier Prozent aktuell nur eine Minderheit der Versicherungskunden begeistern.

Anzeige

Dennoch sind die Aussichten für die Vertriebsbranche düster - glaubt man einer McKinsey-Studie. Jeder vierte Arbeitsplatz in der westeuropäischen Versicherungsbranche könnte in den nächsten zehn Jahren verloren gehen, so behaupteten die Unternehmensberater Anfang 2016 in einer Studie. Die größten Veränderungen stünden demnach im operativen Geschäft an. So könnte in der Verwaltung fast die Hälfte der Jobs ersetzt oder zusammengelegt werden.

Anzeige