In der Medizin bezeichnet ein Inkubator einen Brutkasten für Frühgeborene. Doch auch in der Gründerszene ist der Begriff etabliert: als ein Umfeld, das Start-ups ideale Bedingungen gibt, um eigene Ideen zu entwickeln und zu erproben. Im Rheinland ist eine solche Brutstätte der „Startplatz“, ins Leben gerufen von Lorenz und Matthias Gräf.

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Zwei Standorte in Köln und Düsseldorf bieten insgesamt 6200 Quadratmeter für die jungen Firmengründer: Teambüros mit voll ausgestatteten Arbeitsplätzen, Konferenz- und Meetingräume, Hallen für die verschiedensten Events. Hier sollen die jungen Kreativen sich austauschen und gemeinsam an Projekten arbeiten. Mehr als hundert Start-ups haben bei „Startplatz“ das Laufen gelernt.

Das Motto: „Störe mich!“

Auch die Gothaer Versicherung will von dieser Atmosphäre profitieren und veranstaltet ein Event, bei dem die jungen Kreativen den Angriff auf traditionelle Versicherer üben können. Disrupt.me! heißt die Veranstaltung, die der Versicherer gemeinsam mit „Startplatz“ und dem Partner Ecodynamics am 17. Mai veranstalten will. Also „Störe mich!“ oder "Verunsichere mich!", und genau das ist auch gemeint: etablierte Geschäftsmodelle sollen hinterfragt und ordentlich durcheinandergewirbelt werden.

Startups, Gründungsinteressierte und Studierende können „einen Tag lang mit professionellem Coaching eine Geschäftssparte eines großen deutschen Versicherungsunternehmens angreifen und umkrempeln“, heißt es in der Pressemeldung des Versicherers. Und diese Sparte ist durchaus eine anspruchsvolle: Es geht um die Absicherung der Arbeitskraft, also die Berufsunfähigkeitsversicherung.

Hoffnung auf neue Ideen für die BU-Sparte

Was sich die Gothaer von ihrem Aktionstag erhofft? Vor allem neue Ideen für das eigene Geschäft. Und zwar solche, die -Zitat Pressemeldung- „das Geschäftsmodell verändern, ergänzen, erweitern oder mit einem neuen Modell ersetzen“. Mit anderen Worten: Der Versicherer will sich Innovationen sichern, bevor ihm Fin- und Insurtechs mit ebenjenen Einfällen das Geschäft streitig machen. Proaktives Handeln nennt man das.

Die Teilnehmer arbeiten in Teams, so berichtet die Gothaer. Das Gewinner-Team erwartet nicht nur Preise, sondern hat im Idealfall die Möglichkeit, seine Idee gemeinsam mit der Gothaer in die Realität umzusetzen. Die Hoffnung: Die Ideen der Teilnehmer sollen besser auf die Lebensläufe und somit veränderten Bedürfnisse der „Generation Y“ eingehen als etwa traditionelle Berufsunfähigkeitsversicherungen.

„Wir setzen sehr auf Digitalisierung, in dem Zusammenhang ist ein solcher Ansatz zur Ideenfindung für uns extrem spannend und hilft uns, die Bedürfnisse der künftigen Kunden zu kennen und erfüllen zu können“, betont Emanuel Issagholian, im Gothaer Konzern für digitale Projekte verantwortlich. Anmelden können sich Teams und Einzelpersonen unter http://www.insurtech-cologne.de/. Dort gibt es auch alle weiteren Informationen.

Inkubator: Geschützter Raum für Neugründungen

Neu ist die Idee zur Zusammenarbeit mit sogenannten Inkubatoren freilich nicht. Die Axa hat zum Beispiel eine eigene Brutstätte für Start-ups ins Leben gerufen und macht dafür 100 Millionen Euro locker (der Versicherungsbote berichtete). Auch die Allianz hat mit "Allianz X" ihren eigenen Inkubator gegründet und diesen sogar mit 430 Millionen Euro Kapital ausgestattet. Die Zurich Gruppe hat zuvor schon im Rhein-Energie-Stadion einen Wettbewerb für Hacker veranstaltet. Dies sind nur drei Beispiele, bei denen sich Versicherer Methoden ihrer neuen Wettbewerber wie Insurtechs zu eigen machen.

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Und so funktioniert ein Inkubator als Gründerzentrum: Oft sichert sich ein Investor, Konzern oder Verband Anteile und Mitspracherechte an einem Start-up und schießt Geld vor: Schon zu einer Zeit, in der das Unternehmen keinen Gewinn abwirft und kaum überlebensfähig ist. Als Gegenleistung bekommen die Start-ups Unterstützung auf dem Weg in die Selbstständigkeit. Büroräume werden gestellt, die jungen Geschäftsleute beim operativen Geschäft beraten und gecoacht, die Pressearbeit begleitet, die nötige Infrastruktur wird bereitgestellt. Neben Geldmitteln bieten die Start-up-Brutstätten also auch Know-how und Vernetzung an. Oft arbeiten dabei mehrere Start-ups zusammen.

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