Glaubt man einer aktuellen und repräsentativen YouGov-Umfrage, wissen die Deutschen in der Regel nicht, wie viel Provision sie beim Abschluss einer Versicherung zahlen. Nur acht Prozent stimmt demnach der Aussage zu, „Ja, ich weiß bei allen meinen Versicherungen, wie viel Provision ich zahle“. Das entspricht ungefähr jedem dreizehnten Bürger. Weitere elf Prozent können der Aussage zustimmen, „Ja, ich weiß bei einem Teil meiner Versicherungen, wie viel Provision ich zahle“.

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64 Prozent der Bürger wissen nicht, wie viel Provision sie zahlen

Die deutliche Mehrheit der Bundesbürger aber weiß nicht, wie viel Vergütung ein Vermittler beim Abschluss einer Versicherung erhält. Immerhin 64 Prozent kreuzten bei der Online-Umfrage unter 2.000 Erwachsenen an, „Nein, ich weiß bei keiner meiner Versicherungen, wie viel Provision ich zahle.“ (siehe Graphik)

Nur etwa jeder Fünfte kennt die Höhe der Versicherungsprovision. Quelle: YouGov / moneymeets

Die Umfrage macht auch geschlechtsspezifische Unterschiede deutlich: So kennt zwar fast jeder vierte Mann (23 Prozent) die Provisionshöhe bei allen oder zumindest bei einem Teil seiner Versicherungen, bei den befragten Frauen gab dies hingegen nur jede Sechste (17 Prozent) zu Protokoll.

Noch unterschiedlicher fallen die Ergebnisse mit Blick auf den Bildungsgrad aus: Während nur jeder vierzehnte Befragte (7 Prozent) ohne Bildungsabschluss die Kosten ganz oder teilweise kennt, weiß rund jeder fünfte Student (19 Prozent), Azubi und Befragte mit abgeschlossener Berufsausbildung (jeweils 18 Prozent) über die Höhe der Vergütungen vollständig oder in Teilen Bescheid. Am besten im Bilde sind Akademiker: Rund jeder vierte Absolvent (26 Prozent) einer Fachhochschule oder Universität beantwortete die Frage nach der Kenntnis der Provisionshöhe für alle bzw. zumindest für einen Teil seiner Verträge positiv.

Debatte um Provisionsweitergabe

In Auftrag gegeben hat die Studie das Fintech moneymeets – nicht ohne Eigeninteresse. Denn der Online-Vermittler möchte einen Teil der Provision gern an Kunden weitergeben und argumentiert damit, dass dies auch eine höhere Kostentransparenz beim Abschluss von Versicherungen bedeuten würde.

Für eine Provisionsweitergabe wäre es notwendig, das Provisionsabgabeverbot zu kippen, welches seit 1934 Vermittlern verbietet die Vergütung mit Kunden zu teilen. Auch im neuen Gesetz zur Umsetzung der EU-Vertriebsrichtlinie IDD ist ein Verbot vorgesehen: die Weitergabe der Provision soll demnach Versicherungen und ihren Vertrieben untersagt bleiben. Die Bundesregierung hat sich für eine Beibehaltung des Verbotes ausgesprochen (der Versicherungsbote berichtete).

2.387 Euro gibt der Durchschnittsdeutsche laut moneymeets-Berechnungen im Jahr für Versicherungsverträge aus – die gesetzliche Sozialversicherung nicht eingerechnet. „Bei fast allen Versicherungen fallen laufende Provisionen an, sie machen bis zu 20 Prozent des Jahresbeitrages aus“, rechnet das Kölner Startup vor. Wenn man diese Bestandsvergütung an den Kunden weitergeben könnte, würde das eine höhere Kostentransparenz bedeuten.

Sorge vor "Beratungspiraterie"

Doch auch die Gegner einer Provisionsabgabe haben Argumente. Sie fürchten ein Wettlauf um die höchste Provisionsweitergabe, so dass der Verbraucher nicht mehr auf die Leistungen eines Versicherungsvertrages schaut, sondern nur, bei welchem Anbieter er die meiste Provisionsbeteiligung erhält. Um sich einen Urlaub zu finanzieren, schnell eine Lebensversicherung abschließen? Solche Modelle wären denkbar.

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Wilfried E. Simon, Vorsitzender der Interessengemeinschaft Deutscher Versicherungsmakler e.V. (IGVM), fürchtet darüber hinaus eine "Beratungspiraterie" zu Lasten vieler Makler. In einem Gastbeitrag für den Versicherungsboten erklärt er: "Abschlusswillige Interessenten könnten sich von mehreren Versicherungsmaklern unabhängig beraten und sich eine Tarif- und Versichererempfehlung geben lassen. Zielgerichtet können sie damit einen anderen Vermittler mit der Antragserstellung und Vermittlung beauftragen und sich dafür zum Beispiel die Hälfte der Provision/Courtage zusagen lassen". Mit anderen Worten: der eine Vermittler hat die Arbeit, der andere die Vergütung.

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