Der GDV-Verband der Versicherer will bei der zur Beschlussfassung vorgesehenen Betriebsrente (bAV), Nahles’ Sozialpartnermodell, eine Beitragsgarantie gesichert wissen. Die Versicherer-Lobby, der GDV-Verband: Mit der Nahles’ Rente wie geplant wäre „die Zusage einer Mindestrente im Alter (...) nicht mehr möglich“. Doch. Wäre sie. Die (Tarif-) Beteiligten, Firmen und Gewerkschaften, müssten sich nur einigen, welchen unteren Wert, eine Art Totpunkt, sie den Beschäftigten deklarier(t)en. Fertig.

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Ziemlich teuerste Garantien

Ein Sicherungsnetz hat Bundessozial-Ministerin Andrea Nahles (SPD) zudem wenigstens und materiell auch mindestens für Kleinverdiener eingebaut. Verdiener unter 2.000 Euro Monatsbrutto bekommen als tarifgebundene Arbeitnehmer auf ihre Beiträge mindestens 15 Prozent Zuschuss vom Chef – ist gleich 15 Prozent auf den Eigenbeitrag als Sicherung, auch (!) ihrer Rendite. 15 Prozent sind weit, merke: weiiit mehr als Null. Auch mathematisch.

Und, und aber: Abseits aller Zuschuss-Theorie: Garantien, wie der GDV sie sich erquengeln will, um die Versicherer im Spiel – und im Umsatz - zu (er)halten, sind in dieser derzeit weiter dauernden Nullzins-Phase schlicht und einfach teuer. Unbezahlbar. Mit Grund. Mit Mathematik:

Derzeit rentieren (<= haha!) Anlagen in gute Staatsanleihen unter null Prozent. Seien wir großzügig: Nehmen wir 1,00 Prozent Rendite auf diese Anleihen (AAA-Rating, also ohne pro-forma-Pleitiers wie Griechenland und neuerdings drohend Italien). Sodann kosteten 100.000 sichere Euro, die in 15 Jahren sicher zurückkommen sollen, rund 86.000 Euro. „Eingemauert in der Erden“ (1799, Schillers „Lied von der Glocke“ und modern gerechnet von der Frankfurt School of Finance). Die auch rechnete: Längere Garantien kosten noch mehr!

Festgemauert in der Staatsanleihe

86.000 Euro fest in mündelsichere Anleihen betoniert (mal 1 Prozent für 15 Jahre) bedeutet bei 100.000 zu sichernden Euro, nur 14.000 Euro dürfen „frei“ arbeiten und Zinsen, genauer Rendite erwirtschaften. Theorie? Nein. Praxis. 86.000 von 100.000 Euro liegen auch beim 35-40-jährigen Anleger im (neudeutsch) Cash-Lock – um die Garantie zu decken. Für 14.000 von gesamt 100 Tausend mal Euro liegt deren Rendite im Argen, im Ungewissen. Nachrichtlich: Von diesen „freien“ 14.000 Euro sind die Gebühren der Versicherer abzuziehen.

Dennoch fordert der GDV aktuell wiederholt eine Garantie für Betriebsrenten und dem tatsächlich sechsten Durchführungsweg der Betriebsrente (Variante 1. bis 5. sind Pensionskasse, -fonds, Direktversicherung, Unterstützungskasse und Pensionszusage). Obwohl auch der GDV die Frankfurt Schhol of Finance kennt – und rechnen kann, können sollte. Und ja: Fair und wettberwerbsrechtlich korrekt wäre es, Garantien für alle (nun) sechs Betriebsrenten-Varianten zuzulassen – oder nicht. Ja, GDV.

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Sozialismus nur für Nahles’ Rente

Unfair ist – für fünf Durchführungswege der Betriebsrente Male „Ja“ – aus Sicht der GDV-Lobby, dass für die tradierten Betriebsrenten-Wege samt die Garantie der Beiträge der Sparer Pflicht und gültig sind. Neu: für Nahles’ sechsten Weg, das Sozialpartnermodell, aber nicht. Dort soll nach dem Gesetzentwurf zur Betriebsrenten-„Stärkung“ (BRSG-Gesetz) keine Renten = Beitragsgarantie gelten. Das mag man für Sozialismus halten. Da dieser vorgebliche oder anscheinend fehl gehende Sozialismus des Verzichts von Mathematik der Frankfurt School of Finance, echte Rechenwerker, flankiert wird, mit Zahlen, Naturwissenschaft, ist dieser Beitrag kein von etwaiger Meinung aufgeladener Kommentar, sondern ein Bericht. Von Fakten. Zählbar, empirisch.

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