Ein Gastkommentar von Martin Gräfer

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Geht alles zu schnell?

In Reaktion auf diese Umwälzungen, die man auch ganz ohne Digitalisierung bereits als disruptiv bezeichnen kann, antwortete der Markt mit einer schieren Fülle neuer Produkte zur privaten Altersvorsorge. Als hätte jemand das Motto ausgerufen: Viel hilft viel. Die Folge: Unübersichtlichkeit. Entscheidungsnot. Orientierungslosigkeit. Wie soll ich mich überhaupt noch auf mein Alter vorbereiten? Was soll ich als Vermittler meinen Kunden raten? Wem kann ich noch vertrauen? Geht das alles nicht viel zu schnell?

Versichern oder Verunsichern?

Zu allem Überfluss bieten Meinungsbildner wie Presse und Verbraucherschutz bis heute erstaunlich wenig Hilfe. Im Gegenteil. Mal wird getitelt: „Der Zins ist tot. Es lebe die Aktie.“ Dann wieder: „Bloß nicht am Aktienmarkt investieren.“ Dieses Hin und Her begleitet der Diskurs mit einem gebetsmühlenartigen Bashing gegen klassische Altersvorsorgeprodukte wie etwa die Riester-Rente, auf das diverse Versicherer mit einzahlen, indem sie ihre Riester-Produkte schlicht vom Markt nahmen. Verrat am Kollektiv? Wird Versichern nun Verunsichern?

Kollektiv? Investment? Beides?

In so undurchsichtigen Zeiten tut es zuweilen gut, sich auf das zu besinnen, worauf es wirklich ankommt, um wieder einen klaren Blick auf die Dinge zu gewinnen. Und das fängt mit den echten „Basics“ an. Wer heute die klassische Rentenversicherung, egal in welcher Ausprägung, etwa mit einem Fondssparplan vergleicht, der beschwört nicht nur das Apfel-Birnen-Problem herauf, sondern verspielt schon zu Beginn die Chance auf eine neutrale Beratung. Zu groß ist schlicht der Unterschied zwischen Kollektiv und Investment. Warum?

In einem Kollektiv zahlen viele Einzelne zu gleichen oder vergleichbaren Teilen ein für den Fall, dass der Einzelne eine Leistung aus dem Kollektiv benötigt: Die reine Lehre des Versicherungsprinzips. Im Falle einer Rentenversicherung bedeutet das: Ab Beginn der Rentenphase erhält der Versicherte eine Leistung, egal, wie alt er noch werden mag. Bei steuergeförderten Modellen wie Riester oder Rürup gibt der Staat noch etwas dazu.

Bei einem Aktien- oder Fondsinvestment wettet der Einzelne mit seiner Einlage auf den Erfolg eines Wertpapiers, einer Immobilie, eines Rohstoffes oder eines anderen Wirtschaftsgutes. Ohne Kollektiv. Wobei - nicht ganz: Auch hier gibt es natürlich das Kollektiv der Verbraucher, die dafür sorgen, dass Unternehmen, Immobilien oder andere Werte überhaupt einen Wert aufbauen können. Aber das ist etwas anderes als ein Versicherungskollektiv. Auch garantiert dies keine lebenslange Rente; allenfalls eine Anspar- und eine Auszahlungsphase. Wie also soll private Vorsorge idealerweise aussehen? Im Kollektiv? Als Investment? Oder beides zugleich?

Das Rezept macht den Geschmack

Als mittelständischer Versicherer versuchen wir bei der Bayerischen, Orientierung zu geben. Und das, indem wir uns in die Lage des Verbrauchers versetzen und überlegen: Wie würdest Du es für Dich gestalten? Deshalb gibt es bei uns immer auch die Option zur Kombination. Wir glauben, dass alle Produkte, die sich am Ende für die Menschen rechnen, ihre Berechtigung haben. Darum arbeiten auch wir nicht nur mit dem klassischen Deckungsstock, sondern auch intensiv mit Aktien, Renten, Immobilien und neuerdings auch mit nachhaltigen Investments. Und genau so, denken wir, sollten es Verbraucher und Berater tun. In der Kombination der besten Optionen liegt die Kraft. Oder anders: Das Rezept macht den Geschmack. So wird aus der Not der Vielfalt die Tugend der klugen Wahl.

Gegen das Dagegensein

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Weil das so ist, glauben wir auch weiter fest an die Effizienz klassischer Altersvorsorgeprodukte: Engagieren uns zum Beispiel für die Riester-Rente und ihre Reform. Suchen nach neuen Renditemodellen wie etwa Kickbacks aus dem privaten Konsum. Und das gern auch in Kombination mit Aktien- oder Fondsinvestments. Aber eben nie im „Entweder-oder“. Wir sind strikt und aus Überzeugung gegen das Dagegensein. Denn das Schlimmste, was Presse, Verbraucherschutz und auch Berater im Angesicht von Zinsverfall und Inflation überhaupt tun können, ist: Den Menschen das Sparen auszureden. Wer das tut, arbeitet zielsicher an der kommenden Armut einer ganzen Generation.