Die Pensionsverpflichtungen der DAX-Unternehmen sind 2016 um 9,2 Prozent auf 396 Milliarden Euro gestiegen (2015: 362 Milliarden Euro). Grund für den deutlichen Anstieg sei unter anderem der im Schnitt auf 1,8 Prozent gesunkene Rechnungszins, der den Verpflichtungen zugrunde liegt, so berichtet die Beratungsgesellschaft Willis Towers Watson anlässlich ihrer Studie „DAX-Pensionswerke 2016“ in einer heutigen Pressemeldung.

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Der IAS-Rechnungszins orientiert sich an der Umlaufrendite von Anleihen guter Bonität, weil die Pensionskassen große Teile ihrer Gelder in solche Anleihen stecken. Doch diese werfen kaum noch etwas ab: im Vorjahr sank der Rechnungszins um 70 Basispunkte. Infolge der Entwicklung müssen die Firmen immer mehr Geld zurücklegen, um die Rentenversprechen an ihre Mitarbeiter zu erfüllen. Seit 2007 haben sich die Pensionspflichten mehr als verdoppelt.

Hohe Renditen auf Kapitalanlagen gleichen Negativtrend nicht aus

Anlass zur Panik sieht das Analysehaus dennoch nicht. Thomas Jasper, Renten-Experte bei Willis Towers Watson, erklärt: „Obwohl das Marktumfeld in den vergangenen zehn Jahren durchaus wechselhaft war, lag der Ausfinanzierungsgrad, also das Verhältnis von Pensionsverpflichtungen und spezifisch reservierten Pensionsvermögen, immer relativ konstant bei etwa 60 bis 65 Prozent. Der restliche Verpflichtungsumfang ist durch das Unternehmensvermögen gedeckt“. 2016 lag die Ausfinanzierung bei 63 Prozent und ist damit nur leicht gesunken (2015: 65 Prozent).

Ein Grund für den Optimismus des Analysten: So konnten die Pensionswerke auch 2016 hohe Renditen auf ihre Kapitalanlagen erzielen. In der Summe erwirtschafteten die Unternehmen im Kalenderjahr 22 Milliarden Euro aus ihrem Pensionsvermögen, was im Schnitt einer Rendite von 9,3 Prozent entspricht. Sie profitierten von steigenden Aktienkursen sowie von alternativen Anlageformen, etwa in Infrastruktur-Projekte. Dennoch: ganz ausgleichen können die Kapitalerträge den Anstieg der Verpflichtungen nicht.

Mehr Risiko: Investment in Private Equity und Hedgefonds steigt deutlich

Insgesamt stieg das Planvermögen der 30 Dax-Konzerne auf 249 Milliarden Euro an, berichtet das Analysehaus. Als so genanntes Planvermögen gelten die Vermögenswerte, die explizit für die Zahlung der Pensionsverpflichtungen reserviert und insolvenzgeschützt vom Vermögen des Unternehmens getrennt sind (Anforderungen nach dem Rechnungslegungsstandard IAS 19). Hiervon zu scheiden sind Vermögenswerte, die allein durch die Bildung von Pensionsrückstellungen im Unternehmen gebunden wurden: Aufgrund der strengen Vorschriften zählen diese nicht zum Planvermögen, da sie im Falle einer Unternehmenspleite in die Insolvenzmasse fließen.

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Feststellen lässt sich jedoch auch, dass die Pensionswerke beim Investment mehr Risiko gehen, um den Niedrigzins auszugleichen. So ist der Anteil konservativer Anlageklassen (Anleihen und Immobilien) zwischen 2009 und 2016 von 67 auf 55 Prozent gesunken. Deutlich zugelegt haben von neun auf 23 Prozent die unter „Sonstiges“ zusammengefassten alternativen Investments. Hierzu zählen unter anderem Infrastruktur-Projekte, Private Equity und Hedgefonds.

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