Den Umbauarbeiten bei der Ergo fallen weitere Geschäftsbereiche zum Opfer. Wie der Branchendienst „Versicherungsmonitor“ gestern berichtete, will die Ergo Direkt, Online-Versicherer der Ergo Gruppe, in den kommenden zwei Jahren den Vertrieb von Unfall- und Lebensversicherungen einstellen. Dies habe Unternehmenschef Peter Stockhorst am Mittwoch in Nürnberg seinen Angestellten mitgeteilt. Bereits im November 2016 hatte Ergo Direkt den Vertrieb ihrer Kfz-Versicherungen eingestellt.

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Entsprechende Pläne hat Ergo-Direkt-Sprecher Florian Amberg auch gegenüber dem Versicherungsjournal bestätigt. Amberg betonte jedoch, dass es sich um einen Umbau handele und nicht um einen Abbau. So prüfe der Versicherer unter anderem, ob die Lebensversicherer innerhalb der Ergo-Gruppe verschmolzen werden können. Ein Ergebnis stehe noch nicht fest. Dennoch: 50 Arbeitsplätze werden dieser Maßnahme auch diesmal zum Opfer fallen. Man bemühe sich, betriebsbedingte Kündigungen zu vermeiden.

Die positive Nachricht: Nicht betroffen ist von den aktuellen Plänen die Ergo Direkt Krankenversicherung, die als „operativer Player“ erhalten bleiben solle. Im Jahr 2015 erzielte die Ergo Direkt Kranken Bruttobeiträge von 432 Millionen Euro und konnte entgegen dem Markttrend um 6,4 Prozent wachsen. Ende 2015 hatte Ergo Kranken 3,2 Millionen Verträge im Bestand. Neuere Zahlen liegen zum jetzigen Zeitpunkt nicht vor.

Seit Jahren kriselt es bei Ergo Direkt

Zum jetzigen Zeitpunkt beschäftigt die Ergo Direkt nach Konzernangaben rund 1.700 Mitarbeiter. Doch in den letzten Jahren lief es bei der Online-Tochter der Ergo nicht immer rund, mehrfach geriet der Versicherer in die Schlagzeilen.

So wurde das Kfz-Geschäft im November aufgrund „abstruser Preisdifferenzen“ zwischen der Ergo Direkt und anderen Vertriebskanälen der Ergo eingestellt, genau zur Hochzeit der Wechselsaison. Denn die Ergo Direkt hatte einen besonders günstigen Tarif im Angebot, weit günstiger noch als die hauseigenen Angebote der Ergo. Diesen aber durften die Ergo-Vertreter nicht vermitteln, sie wurden auf die teureren Tarife verwiesen, was zu Irritationen bei den Kunden führte. Die Folge: Ergo Direkt nahm ihren Preis-Hit vom Markt (der Versicherungsbote berichtete).

Ebenfalls wenig zufriedenstellend lief das Geschäft in der Leben-Sparte. Die Ergo Direkt Leben schrumpft seit Jahren, wie der Versicherungsmonitor berichtet - 2015 kam sie auf 508 Millionen Euro Prämieneinnahmen, 2013 waren es noch 628 Millionen Euro gewesen.

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Infolge des Niedrigzinses hat der Lebensversicherer zudem eine deutliche Senkung des laufenden Zinses verkünden müssen und liegt damit nur noch im Mittelfeld des Marktschnittes. Neukunden bekommen 2017 laufend 1,85 Prozent (+0,9 Prozent Rechnungszins = gesamt 2,75 Prozent). Bestandskunden (zum Beispiel Abschluss 2016) bekommen laufend nur noch 1,50 Prozent Zins (+1,25 Prozent Rechnungszins = gesamt 2,75 Prozent).

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