Schließen die Deutschen weniger Hausratversicherungen ab? Das zumindest behauptet das Analysehaus YouGov anlässlich seiner jüngsten Studie „Kundenmonitor Assekuranz“, für die zwischen April und Oktober 2016 genau 10.146 Personen repräsentativ befragt wurden. Demnach hätten 2015 noch 67 Prozent aller Versicherten in Deutschland eine Hausrat-Police besessen. Doch ein Jahr später sei die Zahl der Hausratbesitzer um zwei Prozentpunkte zurückgegangen: auf nun 65 Prozent. Die Studie wird seit 1996 jährlich durchgeführt.

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Noch drastischer sieht die Langzeit-Analyse aus. So hätten 2006 noch 79 Prozent der Befragten eine Hausratversicherung besessen, was einen Einbruch um 14 Prozentpunkte binnen Zehn-Jahres-Zeitraum bedeuten würde. Vor allem bei jüngeren Verbrauchern gebe es ungenutzte Potentiale, berichtet YouGov. In der Zielgruppe der bis 30-jährigen erreiche die Abdeckung lediglich 30 Prozent, während bei den Senioren der Generation Ü55 sogar eine Marktsättigung von 78 Prozent erreicht werde.

Studenten und Azubis sind über Eltern mitversichert

Gründe, weshalb sich gerade Jüngere in Zurückhaltung üben, nennt YouGov keine. Eine mögliche Ursache: Studenten und Azubis genießen oft über ihre Eltern Hausrat-Schutz, wenn sie sich in der Erstausbildung befinden, müssen also keinen eigenen Vertrag abschließen. Auch lohnt eine Hausratversicherung vor allem, wenn die Teens und Twens bereits eine eigene Wohnung haben – und nicht, wenn sie noch bei den Eltern wohnen. Es ist auch zu vermuten, dass viele jüngere Menschen noch keinen allzu wertvollen Hausrat angesammelt haben und Verluste selbst ersetzen können.

2015 waren laut Statistischem Bundesamt knapp 2,76 Millionen Studenten an einer deutschen Hochschule immatrikuliert, 1,34 Millionen Personen befanden sich in einer Ausbildung. Viele von ihnen sind jünger als 30 und könnten über die Eltern Hausrat-Schutz genießen. So besitzen immerhin 68 Prozent der 31-55jährigen eine Hausrat-Police, hier ist der Absicherungsgrad weit höher. Die These von den - laut Studienmachern - „ungenutzten Potentialen“ bei der jüngeren Zielgruppe wäre vor diesem Hintergrund zumindest zu relativieren.

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Ein weiterer Umstand lässt aufhorchen. Denn die präsentierten Zahlen von YouGov decken sich nicht mit denen des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Laut dem Versicherer-Dachverband ist die Zahl der Hausrat-Verträge innerhalb des untersuchten Zeitraumes angestiegen: von 24,8 Millionen Policen im Jahr 2005 auf 25,8 Millionen im Jahr 2015. Diese Zahl beruht auf der Auswertung der Geschäftsbilanzen aller angeschlossenen Versicherer. Geht man davon aus, dass einige Bürger nicht mehrere Hausrat-Verträge besitzen, würden die GDV-Zahlen für eine leicht steigende Nachfrage in den letzten Jahren sprechen.

YouGov

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