Auch die Zahl der Schwerverletzten sei seit 16 Jahren nicht mehr gesunken, kritisieren die Verkehrsexperten. 2015 erlitten demnach genau 14.224 Radfahrer einen schweren gesundheitlichen Schaden. „Jeder neunte Tote und jeder fünfte Verletzte im Straßenverkehr ist ein Radfahrer, jeder zweite davon älter als 65“, rechnet der UDV vor. Und warnt: „Die Tendenz zu mehr Radverkehr, mehr älteren Radfahrern und mehr elektrisch unterstützten Fahrrädern dürfte künftig zu noch mehr Radverkehrsunfällen führen“.

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Bessere Infrastruktur vonnöten

Radverkehrsunfälle seien meist auf das Fehlverhalten der Verkehrsteilnehmer zurückzuführen, schreibt der UDV. Doch auch Verbesserungen in der Infrastruktur seien notwendig. Da die meisten Unfälle mit Radfahrern an Kreuzungen und Einmündungen passieren, müssten diese besonders sicher gestaltet werden. Und das bedeutet: eine gut erkennbare Verkehrsführung, ausreichend breite Wege sowie bessere Sichtbeziehungen zwischen den Verkehrsteilnehmern.

„Besonders ausgeprägt ist der hohe Anteil schwerer Unfälle an Ampelkreuzungen und Einmündungen, an Fahrbahnquerungen sowie auf zu schmalen Radwegen“, heißt es in einem Statement des UDV. „Das liegt nicht zuletzt daran, dass sich immer mehr Autos und immer mehr Radfahrer eine veraltete und knapp dimensionierte Infrastruktur teilen müssen.“ Hier sollen die Empfehlungen für Radverkehrsanlagen ERA durch die Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen (FGSV) von den zuständigen Länderministerien verpflichtend eingeführt werden.

Kreuzungen und Einmündungen als Unfallherde

Eine bessere Infrastruktur ist vor allem auch in den Städten geboten. Jede vierte im innerörtlichen Straßenverkehr verunglückte Person ist ein Radfahrer, berichtete der UDV bereits in einer früheren Pressemeldung anhand einer eigenen Erhebung, für die 900 Unfälle aus den Jahren 2007 bis 2009 untersucht worden waren. Unfälle mit abbiegenden Autos und geradeaus fahrenden Radfahrern machten dabei einen erheblichen Anteil an Radverkehrsunfällen aus.

Eine Zahl lässt aufhorchen. „Die Unfalluntersuchungen zeigten, dass Kfz-Fahrer in mehr als 90 Prozent Hauptverursacher der Unfälle waren“, heißt es. Mit anderen Worten: Radfahrer werden an Kreuzungen oft schlichtweg übersehen. Zum Beispiel, weil sich der Radler im toten Winkel eines Autofahrers befindet und dieser beim Abbiegen auf den Schulterblick verzichtet.

Fahrrad-Staffeln der Polizei bewirken höhere Akzeptanz für Verkehrsregeln

Doch eine bessere Infrastruktur reicht allein als Maßnahme nicht aus, um die Unfallgefahr für Radler einzudämmen. "Um Unfallgefahren zu verringern, muss das Verkehrsklima zwischen Radfahrern, Fußgängern und Kraftfahrern durch eine Kombination von Kommunikation, Verkehrserziehung und Kontrolle verbessert werden", heißt es im UDV-Pressetext. Mit anderen Worten: eine bessere Verkehrserziehung ist vonnöten, um auf die Unfallgefahr für Radfahrer aufmerksam zu machen. Mehr gegenseitige Rücksichtsnahme. Und auch mehr Polizeipräsenz. Einen Beitrag dazu könnten die Fahrradstaffeln der Polizei leisten, berichtet der UDV. Sie sorgen "für mehr Akzeptanz von Verkehrsregeln und damit auch für mehr Sicherheit im Straßenvekehr".

UDV fordert Abbiege-Assistenten für LKW

Einen wichtigen Beitrag zur Verhinderung von Unfällen können auch neue Techniken leisten. Der UDV fordert, besonders LKW mit Notbrems-Assistenten auszustatten, die über eine Radfahrer- und Fußgängererkennung verfügen. Und das nicht ohne Grund. Etwa ein Drittel der getöteten Radfahrer im Jahr 2015 waren Folge von Abbiegeunfällen, schätzt der UDV auf Basis einer eigenen Auswertung. Die meisten Unfälle geschahen an ampelgeregelten Kreuzungen, während der Radfahrer Grün hatte. Damit ist für UDV-Leiter Siegfried Brockmann die gängige Annahme widerlegt, dass es sich hier um besonders schnelle oder rüpelhafte Radfahrer handeln könnte. Durch Abbiege-Assistenten könnten 60 Prozent der Zusammenstöße an Kreuzungen vermieden werden, argumentiert der UDV.

Insgesamt kam es laut amtlicher Statistik im Jahr 2015 zu 3.226 Kollisionen zwischen Radfahrern und Lkw, bei denen 72 Radfahrer starben und 665 schwer verletzt wurden. Gestützt auf eine zurückliegende Studie der Bundesanstalt für Straßenwesen schätzt die UDV, dass etwa ein Drittel der getöteten Radfahrer auf das Konto von Abbiegeunfällen geht. Wie die UDV-Untersuchung weiter zeigt, fanden fast alle dieser Unfälle bei Tag und trockener Witterung statt.

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Die Geschwindigkeit der Radfahrer lag dabei in der Regel unter 15 km/h, so dass diese bei frühzeitiger Reaktion oft noch hätten stoppen und die Gefahrenzone verlassen können. Das verweist darauf, dass vor allem Senioren bedroht sind, die oft eine langsamere Redaktionsgeschwindigkeit haben. Menschen über 65 Jahren stellen immerhin die Hälfte aller Radfahrer, die bei einem Unfall zu Schaden kamen.

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