Was ist die Blockchain? Es handelt sich dabei vereinfacht gesagt sich um einzelne Datenblöcke. Die kennt man bereits als Datensätze, wie sie jeder Computer in seinem Speicher liegen hat. Das Neue ist die Kette (engl. Chain). Und wie auf einer Perlenschnur aufgereiht liegen auch die Datenblöcke der Blockchain aneinander, prinzipiell verbunden durch eine Art digitale Schnur. Banken bauen schon vor

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Weil es dazu gehört, kurz ein Exkurs. Bekannt wurde die Blockchain als Technikbasis für das Krypto-Geld namens Bitcoins. Geld, mit dem man im Internet anonym bezahlen und wirtschaften kann und auf das auch der deutsche Finanzminister Schäuble keinen Zugriff hat. Schwarzgeld, wenn man es so sehen will und weswegen die Bitcoins noch nicht ganz als legales System angesehen werden.

Aber bevor nun das Finanzamt die Hunde von der Kette lässt, könnte das System sich öffnen und die Kontrolleure rein lassen. Bitcoin-Geschäfte sind nicht per se illegal. Sie müssen nur, auch für das Finanzamt, durchsichtig gemacht werden. Mit oder ohne Bitcoins, die ersten Banken haben die Blockchain als schlank gebautes System für sich entdeckt und bauen inzwischen an eigens geketteten Modellen für ihre Geschäfte der Zukunft (Exkurs Ende).

Das Beispiel: Bankkonto in Blöcken

Wie läuft die Blockchain? Betrachten wir für unser Beispiel zur Blockchain ein einfaches Bankkonto und bilden die Block-Kette. In Block 1 steht am Monatsanfang der Kontostand (1.000 Euro). Nun geht das Gehalt den Kunden ein. Dieser Geldeingang (3.000 Euro) lässt Block 2 aufleben. Daraus entsteht Block 3 mit dem neuen Kontostand (4.000 Euro). Und so weiter.

Mit jedem Geldein- oder -ausgang entsteht ein neuer Datenblock. Die Kette wird immer länger. Was ist daran neu, dass ein Kontoauszug sich von einer altbekannten Liste in eine neuartige Kette wandelt?

Jeder Eingriff in das Konto erzeugt einen eigenen neuen Block als Baustein der Kette. Und der wird gespeichert, sozusagen digital in Steil gemeißelt. Und niemals wird gekürzt, kein Block wird gelöscht, der die Datenspur verwischen könnte.

Auf 1.000 Servern kann keiner 1.000 Mal fälschen

Lassen Sie uns einmal kriminell denken, wie ein Dieb. Ein böser Buchhalter der Bank betrügt den Kunden. Er bucht ihm 1.000 Euro vom Konto ab und manipuliert gleichzeitig den Kontoauszug, so dass der Kunde zunächst nichts merkt. Die Bank auch (noch) nicht.

Bis der Betrug bemerkt wird, ist der Buchhalter über alle Berge verschwunden (besser hätte der Mann dann eine Million geklaut und sich in Las Vegas zur Ruhe gesetzt). Bei der Blockchain ist ein Betrug so gut wie unmöglich (sagen die Werber für die neue Technik). Jeder digitale oder (im Dunkeln verarbeitete) automatische Handgriff lässt einen eigenen Datenblock entstehen, der an die immer länger werdende Kette angesetzt wird.

Nichts wird vergessen, kein böser Buchhalter oder Betrüger kann unbemerkt in die Kasse greifen. Anders als beim Kontoauszug heute müsste der Dieb bei der Blockchain nicht einen einzigen Auszug frisieren, sondern deren 1.000 oder gar 10.000! Denn die Daten der Kette werden dezentral und an zig verschiedenen Orten aufbewahrt.

Einen Kontoauszug kann der Betrüger fälschen, aber nicht 1.000 identische Auszüge auf 1.000 Servern (bleiben wir einmal bei dieser Zahl). Die Blockkette erzeugt bei unserem Beispiel-Konto eine Art eigene DNA. Die kann zwar kein Genetiker, wohl aber der (IT-) Buchhalter auslesen.

Digitale DNA blockt falsche Deals

Jedes Mal, wenn das Bankkonto verändert wird, prüfen das 1.000 Maschinen, weltweit verteilt und vernetzt im Internet. Passt die digitale DNA eines Vorgangs bei einem Rechner nicht zu den 999 anderen identisch notierten Blockchains, dann lehnt die virtuelle Maschine den Deal ab.

Genauer gesagt blocken den Deal dann die anderen 999 Rechner im weltweiten Netz. Verifiziert das Blockchain-Netz einen abgebuchten Betrag als korrekt, dann läuft die Sache. Der Vermieter unseres Bankkunden kann die Miete abbuchen, ein neuer Block ergänzt die Kette. Vor gefälschten Daten ist die Chain also sicher (nochmal: Das sagen die Werber für die neue Technik).

Übrigens, für nur zwei Vertragspartner, etwa Bank und Kunde, braucht man keine Chain. Aber darum geht es hier auch nicht. Wir müssen weiter, wir müssen bei der Blockchain groß, sehr groß denken. Spannend wird das System, wenn hunderte oder tausende Partner mit im Boot sitzen.

Und hier kommen Banken und Versicherer ins Spiel. Denn eine Blockchain ist zwar eine gedachte oder echte Kette, wie eine Ankerkette am Schiff. Aber tatsächlich kann sie unendlich lang sein, und sich vom (hier) gedachten kurzen Kontoauszug zum unendlich langen Algorithmus entwickeln.

Google inside

Dabei ist ein Algorithmus fast nichts Anderes als eine Blockchain. Nur besteht diese Algo-Kette statt aus Daten und Blöcken aus vielen digitalen Befehlen. Theoretisch ebenfalls in endlicher Reihe, tatsächlich in einer schier endlosen Kette. Weswegen die bekanntesten (haha) Algorithmen die geheimen Regeln von Googles Suchmaschine sind.

Nun wird es noch spannender, höchst sachlich gesagt gar unglaublich! Denn die Blockchain verbindet beides: Datenblöcke und digitale Befehlsketten. In eine Blockchain passt nicht nur ein Bankkonto hinein, sie bietet Platz für ganze Kontokohorten.

Massen an Kunden und Konten! Und bei Kohorten, ein 2005 wieder erfundenes Wort von Rentenprofessor Rürup, denken wir auch an Versicherer. Deren Aktuare, Statistikprofis, hegen und pflegen hunderttausende Policen. All diese Verträge lassen sich wie auf eine Perlenschnur auffädeln.

Auf dem Weg zur künstlichen Intelligenz

Ob wir nun Banken oder die Assekuranz betrachten, es ist auch für andere Branchen gleich. Mit der Blockchain lassen sich Massen an Daten sicher verwalten, sicher bewegen und auswerten. Und weil Maschinen (1.000, 10.000 Rechner weltweit verstreut) nur plausible und vom digitalen Buchhalter geprüfte DNA-Daten genehmigen, ist die Kette sicher.

Auch könnten und können bald mit so genannten „Smart Contracts“ (Rück-)Versicherer mit der Blockchain billig buchen, schnell und sicher arbeiten. Der nächste Schritt zur künstlichen Intelligenz, deutet sich bereits an. Die Aktuare der Versicherer, Matheprofis, werden weiter gebraucht. Sachbearbeiter? Nicht mehr so viele. Freundlich formuliert.

Alles clear?

Auch das so genannte Clearing braucht die Blockchain nicht mehr. Das kennt man von Banken heute, die Geld durch die Welt schicken. Bislang brauchen die Institute ein Clearing-Center, das weltweite oder konzerninterne Geldströme sortiert, klärt. Vorbei. Künftig prüft die Blockchain automatisch jeden Euro oder jedes Bitcoin, das durch den Cyberspace und von Kasse zu Kasse bewegt wird.

Das System kommt also ohne Administrator aus. Herr und Richter über richtig oder falsch ist das Netzwerk der 1.000 Maschinen. Die Plausibiltät eines Deals prüfen bei der Blockchain 1.000 Mal mehr Male über dezentral im Netz angeordnete Maschinen. Deren Prüfmerkmal ist die DNA einer jeden Blockchain.

Aktuell (und Zukunft?): In Japan hat Big Brother Anfang 2017 gerade ein Viertel des Personals eines Versicherers ausradiert. Noch nicht durch die Blockchain selbst, aber künstlich intelligente Maschinen gehen hier seit Jahresanfang ans Werk, lesen Krankenakten und regulieren Schäden der Kunden.

Beziehen wir kommende Geschäfte von Bank und Assekuranz ein, dann verspricht die Blockchain für die Zukunft sozusagen den digitalen Kettensegen. Die Chain ist einfach, billig, schnell und sicher, kostet aber Jobs.

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Erstellt mit Wissen, Material und Dank an die Munich Re SE, München.

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