Die gute Nachricht: der durchschnittliche Zinssatz für Tagesgeld ist gegenüber dem Vormonat nicht gesunken. Zum Stichtag 1. Januar 2017 blieb er stabil bei 0,24 Prozent. Bei den besten fünf Anbietern können die Sparer gar auf einen Durchschnittszins von 1,04 Prozent hoffen: ein Plus von 5,05 Prozent gegenüber Dezember. Das berichtet die Franke-Media-Gruppe, Betreiber des Portals Tagesgeldvergleich.net, auf Basis der Auswertung von 121 Anbietern.

Anzeige

Niedrigzins trifft auf steigende Geldentwertung

Und doch werden die Tagesgeld-Sparer unter dem Strich weniger im Portemonnaie haben als noch vor einem Monat. Es drohe eine negative Realrendite, da die Inflationsrate im Dezember auf den höchsten Wert seit 2013 gestiegen ist, berichtet die Mediengruppe weiter. Satte 1,70 Prozent hat die Inflation im Dezember in Deutschland betragen, so geht aus Erhebungen des Statistischen Bundesamtes hervor.

Mit -1,46 Prozent landete die Realrendite für Tagesgeld im Dezember zugleich auf den niedrigsten Stand seit Beginn der Erhebung von Franke Media im Januar 2008. Dennoch gelte es, die Entwicklung über das ganze Jahr abzuwarten, kommentiert das Medienhaus. Im Schnitt lag die Inflationsrate 2016 bei 0,49 Prozent.

Doch die Inflationsrate ist nicht nur in Deutschland nach oben geschnellt, sondern in ganz Europa. Laut der europäischen Statistikbehörde Eurostat haben die Verbraucherpreise zum Jahresende 2016 um 1,1 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat zugenommen. Das ist mehr als von Experten erwartet: im November lag die Inflation bei „nur“ 0,6 Prozent.

Umdenken bei der EZB?

Die steigende Inflation könnte auch die Europäische Zentralbank (EZB) unter Druck setzen. Diese versucht weiterhin mit ihrer Niedrigzinspolitik, die Konjunktur in der Europäischen Union anzukurbeln und wirtschaftlich schwache Länder der Eurozone zu stützen. Zwar erwarten die Notenbanker ebenfalls einen Anstieg der Gesamtinflation innerhalb der EU, jedoch immer noch nicht im Bereich der angestrebten zwei Prozent-Grenze.

Anzeige

„Wir sehen, dass die Konjunktur in vielen Ländern der Euro-Zone anzieht. Die EZB ist gut beraten, eher früher als später über ein Ende ihrer Niedrigzinspolitik zu entscheiden“, sagt Jürgen Matthes, Leiter Internationale Wirtschaftsordnung und Konjunktur beim Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW), gegenüber der Tageszeitung Die Welt. Erste Anzeichen für ein Umdenken gebe es bereits. So habe sich unter anderem unter anderem EZB-Direktoriumsmitglied Benoît Cœuré für eine „Normalisierung der Geldpolitik“ ausgesprochen.

Anzeige