Versicherungsbote: Mit dem Inkrafttreten des LVRG am 1.1.2015 gab es einen gravierenden Einschnitt in das garantierte Zinsniveau der Lebensversicherungen. Für Versicherer gibt es damit die Herausforderung, das Thema der Lebensversicherungen attraktiv zu halten.

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Thomas Neuleuf, Bereichsleiter Vertrieb, Marketing und Produktmanagement bei der Ideal Versicherung.(c) Ideal Lebensversicherung a.G.Thomas Neuleuf: Sie sprechen hier verschiedene Entwicklungen an. Die damalige Senkung des Garantiezinses von 1,75 auf 1,25 Prozent war nur eine Auswirkung des Lebensversicherungsreformgesetzes. Mit dem LVRG waren in erster Linie andere Neuerungen verbunden. Dazu zählen beispielsweise die Neuregelung der Beteiligung an Bewertungsreserven, die Anhebung der Mindestbeteiligung der Kunden an den sogenannten Risikoüberschüssen oder auch die Absenkung des Höchstzillmersatzes. Die verschiedenen Maßnahmen sollen dafür sorgen, dass Versicherer auch bei dauerhaft niedrigen Zinsen ihren Garantieverpflichtungen nachkommen können. Eine weitere wesentliche Neuerung, die Einführung einer Renditekennziffer, soll für mehr Transparenz bei den Abschluss- und Vertriebskosten sorgen und das Vertrauen der Verbraucher in die Lebensversicherer stärken. Zusammenfassend lässt sich somit sagen, dass ein zentrales Ziel des Gesetzgebers die Entlastung der Neu- und Bestandskunden von hohen Abschlusskosten war und ist.

Die nun zum 1.1.2017 erneute Absenkung des Höchstrechnungszinses auf 0,9 Prozent ist vielmehr eine Reaktion des Gesetzgebers auf die weiter anhaltende Niedrigzinsphase und hat weniger mit dem LVRG zu tun. Für die Attraktivität einer Lebensversicherung ist außerdem nicht nur der angebotene Garantiezins ausschlaggebend, zumal dieser nur eine Komponente der Gesamtleistung darstellt. Zusammen mit der laufenden Überschussbeteiligung und dem Schlussüberschuss bieten Lebensversicherungen weiterhin sehr respektable Renditen. Bei der Wahl der richtigen Altersvorsorge ist aus unserer Sicht nicht allein die Verzinsung des Kapitals, sondern vielmehr ein bedarfsgerechtes und in jeder Hinsicht transparentes Angebot entscheidend.

Die Ideal hat im Juli 2015 die Ideal UniversalLife - eine Rentenversicherung nach US-Modell gestartet. Dort sind sogenannte Universal-Life-Versicherungen bereits recht erfolgreich. Was versprechen Sie sich von dem Produkt auf dem deutschen Markt?

Der deutsche Lebensversicherungsmarkt steht durch Dauerniedrigzinsen, aber auch durch hohe Eigenkapitalanforderungen von Solvency II weiter unter Druck. Die Ideal UniversalLife bietet in vielerlei Hinsicht beste Perspektiven. Es ist eine klassische Rentenversicherung, die mit diversen Zusatzbausteinen kombiniert und jederzeit der persönlichen Lebenssituation angepasst werden kann, das verspricht den Kunden Flexibilität und Transparenz. Auch in der Kundenansprache gehen wir komplett neue Wege – durchweg digital vom ersten Kundenkontakt bis zum Kundenkonto. Für uns ist Ideal UniversalLife das Produkt der Zukunft, so dass wir noch weitere Angebote auf dieser Produktplattform präsentieren werden. Gerade aus Kundensicht punktet unser Modell der Universal Life Versicherung mit Transparenz und auch mit einer gerechteren Kostenstruktur. Anfragen anderer Erstversicherer für das White Labeling dieses Produktes bestärken uns in unserer Auffassung. Für einen Kooperationspartner wurde das UniversalLife-Konzept bereits umgesetzt.

UniversalLife kombiniert die Altersvorsorge in Form einer Rentenversicherung mit einer Pflege-, Risikolebens- und Vertragsschutzversicherung. Warum haben Sie sich gerade für diese Kombination entschieden?

Für ein lebensbegleitendes Angebot war die Rentenversicherung als Basis gesetzt und als Marktführer im Bereich der privaten Pflegerente war auch dieser Baustein für uns eine Selbstverständlichkeit. Speziell für die Zielgruppen bis Mitte 50 haben wir hier ein sehr attraktives Startangebot entwickelt, welches nur circa ein Zehntel einer sonst üblichen Pflegerente kostet. Im Produktplanungsprozess haben wir dann viele Ereignisse im Leben identifiziert, bei denen ein zusätzlicher Todesfallschutz unabdingbar ist. Das fängt bei jungen Zielgruppen mit Startangeboten an und endet bei einem Angebot für die älteren Zielgruppen, das wir Todesfallschutz Nachlass nennen. Um das System abzusichern, haben wir noch den Vertragsschutz im Falle einer Berufsunfähigkeit hinzugefügt. Unsere Universal Life Produktplattform lässt sich beliebig skalieren und so ist es immer denkbar, dass wir weitere Komponenten integrieren.

Sie bewerben UniversalLife als „das transparente Versicherungskonto“. Welche Möglichkeiten hat der Kunde, alle Versicherungs-Bausteine zu überblicken und bei Wunsch den Schutz anzupassen?

Zunächst einmal kann der Kunde die Verwendung jedes einzelnen Betrages nachvollziehen, dabei sieht er alle Kosten- und Ertragskomponenten. Viele unserer Kunden haben das transparente Versicherungskonto auf ihrem Smartphone oder Tablet verknüpft, so können sie jederzeit den Vertragswert, den Risikoschutz, die Kosten und Verläufe usw. einsehen. Der Beitrag kann ebenfalls jederzeit angepasst, Zuzahlungen oder Entnahmen getätigt oder Risikokomponenten ein- oder ausgeschlossen werden.

Wie wird Ideal UniversalLife bisher am Markt angenommen? Können Sie Zahlen nennen?

Wir sind selbst positiv überrascht, wie gut diese neue Versicherung von den Vertriebspartnern und deren Kunden angenommen wird. Dabei muss man wissen, dass Ansprache- und Abwicklungsprozesse ja komplett digital und damit vollkommen neu sind. Wir haben derzeit gut 1000 Vertriebspartner für das Produkt zertifiziert. Besonders gut wird die Kombination von Einmalbeiträgen oder Zuzahlungen mit laufenden Beiträgen genutzt. Wir sind mit dem Ergebnis sehr zufrieden, zumal die Abschlüsse aus der Universal Life bereits fünf Prozent unseres gesamten Neugeschäfts ausmachen.

Welche Renditen in der Rentenversicherung für den Versicherungsnehmer werden bei festen Einzahlungen ohne Entnahmen erwartet?

Nehmen wir mal das Beispiel eines mittelfristigen Anlagezeitraumes von 15 Jahren an, um das zu illustrieren. Bei einer Einmalzahlung von 20.000 Euro hat der Kunde bei Auszahlung eine Nettoverzinsung von 3,24 Prozent. Dieser Zinssatz bezieht sich auf die für das Jahr 2016 deklarierte Überschussbeteiligung. Viele unserer Partner sagen, dass solche Verzinsungen auch bei alternativen Anlageangeboten auf dem Markt nur schwer zu finden sind.

Haben Sie Ihr Produktportfolio in der Lebensversicherung in Folge des Niedrigzinses angepasst? Wie stehen Sie zu „klassischen“ Lebensversicherungen mit Garantiezins – kann man diese den Kunden noch guten Gewissens empfehlen?

Unsere Positionierung ist eindeutig. Wir haben eine starke kollektive Kapitalanlage, die das Kapitalanlagerisiko nicht auf den Kunden outsourct. Unser Produktportfolio sehen wir, insbesondere mit den Kernprodukten der Pflegerente, dem Sterbegeld und der UniversalLife, als sehr gut aufgestellt an. Wir werden also auch zukünftig an klassischen Lebensversicherungen festhalten.

Wie wird sich das Kapitel Lebensversicherung aus Ihrer Sicht weiterentwickeln?

Die volkswirtschaftliche Bedeutung der privaten Lebensversicherung ist enorm - das wird auch von der Politik so gesehen. Gerade auch unter dem Aspekt der Altersvorsorge ist die private Absicherung beispielsweise durch eine zusätzliche Rentenversicherung unumgänglich. Für die zukünftig kaufkräftige Generation Y wird die Bedeutung noch weiter steigen. Aber nur mit leistungsfähigen, transparenten und auch digitalen Angeboten wird man auch zukünftige Generationen noch bedarfsgerecht absichern und bedienen können.

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Danke für das Interview, Herr Neuleuf!