Die fundamentalen Daten in den Bilanzen der Lebensversicherer sind weiterhin von niedrigen Zinserträgen geprägt. Aber obwohl die Zinsen nicht steigen und die Unternehmen über Sonderlasten wie der Zinszusatzreserve stöhnen, wertet das Ratinghaus Fitch die Lebenbranche insgesamt als stabil. Für 23 Gesellschaften hat Fitch aktuelle Ratings veröffentlicht, die überwiegend denen per Ende des Jahre 2015 entsprechen.

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Stuttgarter etwas besser, Volkswohl Bund schlechter bewertet

Ausnahmen bilden die Stuttgarter Leben, deren Rating/Aussichten von A+/negativ jetzt auf A/stabil geändert wurde. Durch den Wegfall des „+“ verbleibt das leicht schlechtere A als Rating, leicht versüßt mit dem Wechsel auf einen nun „stabilen“ Ausblick, sagt Fitch in einer Presseinformation. Rückschritte im Rating hat den Angaben nach der Volkswohl Bund gemacht. Der Dortmunder Lebensversicherer verschlechterte sich in zweifacher Hinsicht: vom Rating A+ und stabile Aussicht auf jetzt nur noch A und negativer Ausblick.

Wie bei den meisten anderen Unternehmen ist auch die Bewertung der Lebensversicherung von 1871 (A+) unverändert. Allerdings bestätigte das Ratinghaus auch den Ausblick für das Unternehmen: Der war bisher und bleibt negativ; das zeigt die Fitch-Liste. Das Problem, unter dem alle Lebensversicherer leiden, ist und bleiben flache Zinsen in Verbindung mit dem Eigenkapital-Regime Solvency II.

Das 150-Milliarden-Problem im Jahr 2020

Um den strengeren Auflagen gerecht zu werden und Kundengarantien auf künftig zuverlässig tragen zu können, müssen die Unternehmen branchenweit zusätzliche 14 Milliarden Euro in die Zinszusatzreserve (ZZR) pumpen, so dass zu Jahresende hin insgesamt 46 Milliarden Euro auf der Uhr stehen werden, sagt Fitch Ratings – und bestätigt damit Angaben des Ratinghauses Assekurata (der Versicherungsbote berichtete).

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Außerdem sagen auch beide Analysehäuser, dass die Lebensversicherer – im günstigsten Zinsszenario – bis 2020 bis zu 150 Milliarden ZZR aufbauen müssen. Genauer gesagt bezahlen sie Kunden diese Zusatzreserven an sich selbst. 2015 legten hatten die Unternehmen 32 Milliarden Euro hierfür reserviert. In diesem Jahr könne der Betrag auf 46 Milliarden steigen, bis 2020 gar auf 150 Milliarden Euro. Diesen Wert gibt Assekurata für das günstigste Szenario an und mancher Beobachter fragt sich: Wo ist der Rettungsring?

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