Susanna Karawanskij, Mitglied im Finanzausschuss des Bundestages für Die Linke. Quelle: Pressefoto susanna-karawanskij.de Wie viele Lebensversicherungen wurden in den letzten fünf Jahren gekündigt oder beitragsfrei gestellt? Das wollte die Bundestagsabgeordnete Susanna Karawanskij wissen, für die Partei Die Linke Mitglied im Finanzausschuss, und richtete eine Anfrage an die Bundesregierung. Das Ergebnis zeigt: trotz rückläufigen Neugeschäfts werden immer noch mehr Lebensversicherung neu abgeschlossen als gekündigt. Erfreulich ist die hohe Zahl der „Aussteiger“ jedoch nicht, denn noch immer verabschieden sich jedes Jahr Millionen Menschen von ihrer Lebensversicherung.

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Auch konnte die Bundesregierung keine Antwort darauf geben, welcher Art diese Neuverträge sind. In der Antwort heißt es, eine "detaillierte Unterteilung des Neugeschäfts nach Produkten mit und ohne Garantiezins" liege der Bundesregierung nicht vor.

2015 wurden 2,243 Millionen Lebensversicherungen gekündigt oder beitragsfrei gestellt

Die positive Nachricht: bei den Kündigungen war im Jahr 2015 ein Rückgang gegenüber dem Vorjahr zu beobachten. So wurden 2.243.000 Versicherungsverträge nicht mehr weiter bedient (Rückkauf oder Beitragsfreistellung). Die Zahl der Kündigungen sank sogar in den letzten fünf Jahren. Noch 2011 trennten sich 2.836.000 Verbraucher von ihrem Vertrag – ein Rückgang um 593.000 Kündigungen (siehe Tabelle).

Verhältnis Abgänge Lebensversicherung zu Neugeschäft 2011-2015. Quelle: Bundesregierung

Es fällt zudem auf, dass die Zahl der LV-Neuabschlüsse noch immer weit höher ist als die Zahl der Rückkäufe/ Beitragsfreistellungen, obwohl die Branche schwächelt. Zwar wurden 2015 im Vergleich zu 2011 circa 1.149.000 Verträge weniger vermittelt. Aber das Plus der Neuabschlüsse gegenüber den Kündigungen betrug 2.917.000 Policen.

Lebensversicherer "berauben sich ihres Markenkerns"

Zu den Zahlen erklärt Karawanskij: "Ob sich die Tendenz des zurückgehenden Neugeschäft fortsetzt, wird auch daran liegen, ob Verbraucher die neuen Lebensversicherungsmodelle ohne klassischen Garantiezins verstärkt annehmen. Es ist hierbei bedauerlich, dass die Bundesregierung keinerlei Auskunft darüber geben kann, ob hauptsächlich klassische Lebensversicherungen neu abgeschlossen wurden oder eben Verträge mit eingeschränkten oder gar keinen Garantien".

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Trotz der ingesamt positiven Ergebnisse kritisierte Karawanskij die Lebensversicherer. Es sei bedenklich, dass "jedes Jahr deutlich über 2 Millionen Lebensversicherungen hinzukommen, in die nicht mehr eingezahlt wird", sagte die Politikerin laut Pressemeldung. Zudem bedeute ein Verzicht auf die -im Niedrigzins sehr teuren- Garantien, dass sich die Versicherer ihres Markenkerns berauben: für den Verbraucher sei "noch weniger vorhersehbar als bisher, was im Alter tatsächlich herausspringen wird." Sie forderte mehr Transparenz bei der Gestaltung des Überschusssystems.

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