Versicherungsbote: Obwohl die Renditen im Keller sind, scheuen sich viele Verbraucher immer noch, auf dem Kapitalmarkt anzulegen. Woran liegt das?

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Lars Reiner: Viele Anleger scheuen die Volatilitäten und fühlen sich auch zu wenig über die Spielregeln des Kapitalmarktes informiert. Hinzu kommt, dass man bestimmte Grundregeln der Wirtschaft im Allgemeinen und der Finanzwirtschaft im Speziellen beherrschen sollte, um auch wirklich erfolgreich anlegen zu können. Dazu braucht es ein Mindestmaß an Finanzbildung. Baden-Württemberg hat mit der Einrichtung des Pflichtfachs „Finanzbildung“ an den Schulen jetzt endlich den überfälligen Schritt dazu getan.

Dafür gibt es doch aber professionelle Fondsmanager, die das Geld der Anleger verwalten.

Diese kosten zunächst einmal viel Geld. Für den kleinen Privatanleger ist das keine geeignete Alternative. Zumal Studien belegen, dass Fondsmanager über einen langen Zeitraum gesehen eher erfolglos agieren. Rund 90% der Fondsmanager schaffen es nicht, über einen Zeitraum von zehn Jahren den Benchmark zu schlagen.

Heißt das, dass der Markt gar nicht geschlagen werden kann?

So ist es. Bei den wenigen, die es schaffen, handelt es sich um Zufallstreffer. Dies sind auch jedes Jahr andere Fondsmanager. Die Gewinner des letzten Jahres gehören häufig zu den Verlierern des Folgejahres. Einer der wichtigsten Grundpfeiler des eigenen Anlageerfolgs ist daher die Erkenntnis, dass es nicht möglich ist, konsistent den Markt zu schlagen.

Was machen Sie denn anders?

Ginmon ist ein Robo Advisor, der das Geld in ein global gestreutes Aktienportfolio investiert. Damit ist man wesentlich erfolgreicher, als mit aufwendigem Stockpicking. Wir schlagen den Markt nicht, sondern beteiligen uns durch ETFs am Erfolg aller Unternehmen in der Welt. Die ETFs, mit denen wir arbeiten, sind zwar als Anlagebaustein passiv. Die Arbeit des Robo Advisors ist jedoch eher aktiv, denn es werden ständig algorithmusbasierte Anlageentscheidungen getroffen, sei es bei der Neuanlage oder beim Rebalancing, das in regelmäßigen Abständen durchgeführt wird. Jedes Depot wird im Jahr im Schnitt durch etwa 80 Transaktionen recht aktiv, aber ohne konkrete Marktmeinung gemanaged.

Der Robo-Advisor ist also im Prinzip auch ein Fondsmanager?

Genau, aber einer, der wesentlich geringere Kosten verursacht. Denn die Arbeit der Fondsmanager wird bei Ginmon durch Algorithmen ausgeführt. Wir sind der Auffassung, dass die zugrundeliegenden Anlageprinzipien langfristig gesehen intelligenter sind, als die Arbeit von menschlichen Fondsmanagern.

Das liegt zum einen daran, dass Robo Adviser viel mehr Informationen über lange Zeiträume hinweg zeitgleich verarbeiten und bewerten können, als Menschen und zum anderen daran, dass Robo Adviser Emotionen systematisch ausblenden. Das ist die große Schwachstelle des Menschen. Diese beiden Gründe zusammen machen den Unterschied. Spätestens seit der Brettspiel-Computer Alpha Go mit Hilfe künstlicher Intelligenz die weltbesten Brettspieler besiegt hat, ist die Überlegenheit von Algorithmen über das menschliche Gehirn eine rein technologische Frage geworden. Der Robo Adviser ist nur eine logische Folge davon.

Welche Strategie wendet Ihr Algorithmus an?

Wir arbeiten nach dem Dreifaktorenmodell des amerikanischen Portfoliotheoretikers Eugene Fama. Dieser hat drei Renditefaktoren ausgemacht: Volatilität, Small Cap und Value. Aus der Bottom-Up-Perspektive werden also ETFs identifiziert, deren zugrundeliegende Titel sich mit Faktorprämien besonders herausheben. Die damit verbundenen Risiken werden minimiert, indem man das Geld global diversifiziert. Der gesamte Markt lässt sich durch ETFs sehr effizient abbilden.

Wie kann man sich das genau vorstellen?

Die Anlagestrategie, für deren Grundlagen Fama übrigens 2013 mit dem Wirtschaftsnobelpreis ausgezeichnet wurde, ist in einem Algorithmus hinterlegt. Jeder Kunde, der sich bei Ginmon für Geldanlage interessiert, klickt sich zunächst durch einen Fragebogen, um seine persönliche Anlagestrategie zu ermitteln. Alles Weitere erledigt der Robo-Advisor: Er erwirbt global gestreute ETFs und stellt damit die Entwicklung des Weltindex nach. Alle Ereignisse – wie Wahlen, Skandale oder auch große Verkaufserfolge bilden sich ohnehin in den Indizes ab. Es ist also weder erforderlich, nach bestimmten Ereignissen panisch Titel abzustoßen, noch nachzukaufen. Dies geschieht mittels Rebalancing, wenn sich der Wert der investierten Werte verändert hat – jedoch ohne die emotionale Komponente.

Das heißt, der Algorithmus umgeht die emotionalen Entscheidungen der Kapitalmärkte?

Nicht nur das. Der Algorithmus handelt oft sogar entgegengesetzt der Massenentscheidungen an der Börse. Wo alle verkaufen, kauft der Robo Advisor, und wo alle kaufen, wird verkauft. Er handelt vollkommen antizyklisch.

An wen richtet sich Ginmon?

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An den mittel- bis langfristig orientierten Altersvorsorgesparer. Wir empfehlen, mindestens fünf Jahre in ETFs investiert zu bleiben. Dann kann man sich relativ sicher sein, ungeachtet der Marktschwankungen einen Erfolg auf dem Kapitalmarkt erzielt zu haben.

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