Harald Christ, Vorstand der Ergo Beratung und Vertrieb AG. Bildquelle: Ergo. Harald Christ, Vorstandsvorsitzender der Ergo Beratung und Vertrieb AG, hat sich in einem Interview mit dem Fachportal AssCompact zum milliardenschweren Umbau des Ergo-Vertriebs geäußert, der erstmals im Juni 2016 gegenüber der Presse kommuniziert wurde. Und indirekt deutlich gemacht, was in den letzten Jahren schief lief bei der Ergo: zu viele Vertriebseinheiten mit einer eigenen Struktur und Verwaltung operierten nebeneinander her – und erzeugten extra Kosten.

Anzeige

Ergo leidet unter teuren Doppelstrukturen

Einen eigenen Ergo-Vertrieb habe es bisher nicht gegeben, führt Christ aus. „Es gab verschiedene Vertriebseinheiten. Den Vertrieb der Victoria, der Hamburg-Mannheimer, der D.A.S. und der DKV unter dem Dach von Ergo“. Zwar seien diese Einheiten schon vor zwei Jahren in der Ergo Beratung und Vertrieb zusammengefasst worden. Aber damals noch nicht abschließend integriert: die Einheiten hätten weiterhin „in eigenen Silos“ operiert. „Sie wurden zum Beispiel weiterhin eigenständig verwaltet, hatten eigene Systeme und Begrifflichkeiten. Das machte Prozesse aufwendig.“

Neues „Wir“-Gefühl in Ausschließlichkeit angestrebt

Die Doppelstrukturen sollen nun abgebaut werden, um den Vertrieb effizienter und kostengünstiger zu machen. „Wir müssen schlanker in der Verwaltung und schneller in der IT werden“. Doch der Umbau bezwecke mehr als das: mit der Zusammenlegung soll auch eine neue Unternehmenskultur entstehen. „Mein Ziel ist ein einheitlicher Ergo-Vertrieb, eine einheitliche Kultur und ein Wir-Gefühl“, so Christ. In den kommenden fünf Jahren soll der Umbau abgeschlossen werden.

Auch der Maklervertrieb soll im Rahmen des Strategieprogramms „Fit.Digital.Erfolgreich“ verschlankt werden, kündigte Christ an. Ziel sei u.a. die Ausrichtung auf einen Omnikanal-Vertrieb. Dieser Umbau erfolge jedoch nicht „aus der EDV, sondern aus den Sparten heraus. Damit richten wir uns stärker an den Bedürfnissen der Makler aus, denn so sind sie künftig näher an den Underwriting-Entscheidern.“ Weiterhin sei angestrebt, alle Vertriebskanäle -Ausschließlichkeit, Maklerschaft und Direktvertrieb- gleich zu behandeln.

Eine Milliarde Euro für Umbauprogramm – und neue Produkte

Insgesamt eine Milliarde Euro nimmt die Ergo-Mutter Munich Re für das Strategieprogramm „Fit.Digital.Erfolgreich“ in die Hand, berichtet Christ. Mit dem bisherigen Verlauf sei der Konzern zufrieden – es habe zum Beispiel keinen Umsatzeinbruch durch das Programm gegeben, sondern die Ergo verzeichne im Vertrieb ein moderates Wachstum. Doch es gibt auch schmerzliche Botschaften: rund 1.800 Ergo-Mitarbeiter verlieren ihren Job (der Versicherungsbote berichtete)

Christ betonte explizit, dass es nicht allein darum gehe Kosten einzusparen. Das Umbauprogramm sei zugleich ein Investitionsprogramm. Und so kündigte Christ ab Herbst 2016 neue Tarife an: „In den kommenden 24 Monaten werden wir unser Produktportfolio überarbeiten: Wir bekommen in jeder Sparte neue, leistungsstärkere Produkte.“ Geplant seien zum Beispiel eine neue Kfz-Versicherung, Haftpflicht-Police und Cyberversicherung.

Anzeige

Harald Christ ist seit Juli 2016 Vorstandsvorsitzender der ERGO Beratung und Vertrieb AG. Der 44jährige war zuvor unter anderem als Vorstand bei Banken und Bausparkassen tätig, zuletzt als Vorstandsvorsitzender der Postbank Finanzberatung AG.

AssCompact

Anzeige