Nur jeder vierte Jugendliche zwischen 16 und 25 Jahren fühlt sich im Thema Finanzen sattelfest. Besonders Begriffe wie Fonds, Rendite, Anleihe und ETF können nur selten erklärt werden. Das geht aus einer aktuellen Studie der Direktbank comdirect hervor.

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Zwar gaben neun von zehn der Befragten an, grundsätzliches Interesse an Finanzen zu haben und sich aktiv informieren. Wenn es allerdings um das eigene Finanzwissen geht, gaben sich die jungen Erwachsenen aber selbst nur die Durchschnittsnote 3,4.

Vermittlung von Finanzwissen in Schulen eher ungenügend

Während die Jugend also nach Finanzwissen strebt, wird das Thema Finanzbildung im Rahmen des Lehrplans eher nicht berücksichtigt. Auf die Frage: "Wie gut ihnen Finanzwissen in der Schule vermittelt wurde?" gab es eine eindeutig negative Tendenz. So bezeichnete jeder Dritte (32 Prozent) die Vermittlung von Finanzwissen in Deutschlands Schulen als ungenügend; 27 Prozent sogar als mangelhaft. Lediglich 12 Prozent der Deutschen zwischen 16 und 25 Jahren bewerteten die Finanzbildung als gut oder sehr gut.

Viele junge Leute können sich durchaus ein Schulfach "Finanzwissen" vorstellen. Über die Hälfte der Befragten (51 Prozent) würden dieses Angebot als Wahlfach begrüßen. 44 Prozent der Schüler befürworten sogar ein Pflichtfach "Finanzwissen". Lediglich 5 Prozent glaubt, dass sich jeder Schüler auch außerhalb der Schule informieren könne und lehnt ein entsprechendes Angebot ab.

Wirtschaft wird verpflichtendes Schulfach in Baden-Württemberg

Aktuell gibt es mit Baden-Württemberg nur ein Bundesland, dass ein Pflichtfach „Wirtschaft“ anbietet. Ab diesem Schuljahr wird das neue Fach „Wirtschaft/ Berufs- und Studienorientierung“ gelehrt. Das Fach sei ein Novum in der Bildungspolitik. „Baden-Württemberg ist das einzige Bundesland, in dem ein so konzipiertes Fach an allen weiterführenden allgemein bildenden Schularten unterrichtet wird“, sagt Susanne Eisenmann (CDU), die Kultusministerin des Landes.

Schüler der Real-, Werkreal- und Gemeinschaftsschulen sollen es künftig von der 7. bis zur 10. Klasse lernen – fünf Stunden pro Woche. Der volle Umfang wird aber erst ab dem kommenden Schuljahr umgesetzt. Ein Jahr später folgen dann auch die Gymnasien: die angehenden Abiturienten sollen von der 8. bis zur 10. Stufe drei Stunden pro Woche Wirtschaftsunterricht bekommen. Ziel sei es, dass „junge Menschen die grundlegenden wirtschaftlichen Zusammenhänge nicht nur erkennen und verstehen, sondern auch kritisch hinterfragen können“, sagt Eisenmann.

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Die fehlende Finanzbildung der Schüler sorgte bereits mehrfach für Schlagzeilen. So fragte im Jahr 2010 das Bundesverbraucherschutzministerium nach wirtschaftlichen Grundkenntnissen von Zehntklässlern. Erschreckend: ungefähr die Hälfte der Befragten wusste nicht, was ein Girokonto ist. Für Aufsehen sorgte auch der Tweet einer Schülerin Anfang des Jahres 2015 beim Kurznachrichtendienst Twitter. „Bin fast 18 und hab keine Ahnung von Steuern, Miete oder Versicherungen. Aber ich kann ’ne Gedichtsanalyse (sic!) schreiben. In 4 Sprachen“, schrieb die angehende Abiturientin. Der Tweet sorgte für Debatten, wie lebensfern die Schulbildung ist.

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