Versicherungsbote: Auch 2016 haben wieder einige private Krankenversicherer ihre Beiträge erhöht. Worin sehen Sie die Gründe für diesen Anstieg?

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Frau Wiltrud Pekarek: Zunächst einmal möchte ich betonen: Kostensteigerungen sind in nahezu allen Lebensbereichen normal geworden. Der wesentliche Grund für Beitragsanpassungen in der PKV sind natürlich die Kostensteigerungen im Gesundheitswesen. Diese sind aber nicht die Folge eines ineffizienten Systems, sondern Ausdruck der von Jahr zu Jahr steigenden Qualität. Wie viele Krankheiten sind heute erfolgreich behandelbar, woran vor einiger Zeit noch nicht zu denken war?

Aus meiner Sicht wird in dieser Diskussion viel zu oft vergessen, welche immense Leistungsfähigkeit unser Gesundheitssystem hat. Und es wäre doch naiv zu glauben, diese Qualität gäbe es zum Nulltarif! Neben der Kostenentwicklung ist die aktuelle Zinssituation für unsere Branche eine große Herausforderung. Da sich die Alterungsrückstellungen geringer verzinsen als ursprünglich kalkuliert, müssen die Unternehmen im Zuge einer Beitragsanpassung den Rechnungszins nach unten korrigieren.

Sie wissen, dass die Hallesche ihre Unisextarife deshalb von vornherein mit einem Rechnungszins von 2,5 Prozent kalkuliert hat. Was anfangs von einigen Marktteilnehmern belächelt wurde, erweist sich jetzt als zusätzliche Sicherheit. Auch in der Bisex-Welt haben wir den Rechnungszins bereits deutlich abgesenkt. Dabei ist es uns gelungen, dank unserer hervorragenden wirtschaftlichen Lage die Auswirkungen für unsere Kunden wirksam abzumildern.

Wie sehen Sie die zukünftige Entwicklung der Beiträge?

Aus meiner Sicht wäre es unseriös zu behaupten, die Beiträge würden sich in den kommenden Jahren stabiler entwickeln als in der Vergangenheit. Und offen gesagt hoffe ich, dass die Leistungsqualität unseres Gesundheitssystems auch weiterhin zunimmt. Denn Gesundheit ist zwar nicht alles, aber ohne Gesundheit ist alles nichts.

Wenn Sie sich die langfristige Entwicklung der PKV-Beiträge ansehen, stellen Sie zwei Dinge fest: Erstens liegt die durchschnittliche jährliche Erhöhung deutlich unter 5 Prozent und zweitens unterscheiden sich PKV und GKV in Bezug auf die langfristige Beitragsentwicklung nur marginal. Ich bin der festen Überzeugung, dass sich daran in den nächsten zehn bis 20 Jahren nichts fundamental ändern wird.

Welche Handlungsoptionen haben Betroffene bei einer Beitragserhöhung?

Das soziale Sicherungsnetzt der PKV ist sehr engmaschig. Es gibt zum einen den Standard- und den Basistarif für Menschen, deren finanzielle Möglichkeiten insbesondere im Alter eingeschränkt sind. Diese Tarife garantieren privaten Versicherungsschutz auf mindestens dem Niveau der gesetzlichen Krankenversicherung. Daneben gibt es den Notlagentarif für diejenigen, die in finanzielle Not und in der Folge in Beitragsrückstände geraten sind. Welche Möglichkeiten Kunden darüber hinaus haben, hängt von den Tarifangeboten ihres Versicherungsunternehmens ab.

Versicherte können von einem 5-Sterne- in ein 3-Sterne-Hotel wechseln

Versicherte können unter mehreren Tariflinien mit unterschiedlichem Leistungsniveau wählen. Man kann sozusagen aus einem 5-Sterne-Hotel in ein 3-Sterne-Hotel wechseln. Dabei legen wir großen Wert darauf, dass unsere Kunden die Konsequenzen eines solchen Wechsels verstehen.

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Denn der Wechsel zurück ins 5-Sterne-Hotel erfordert eine Risikoprüfung. Wir empfehlen deshalb in einem ersten Schritt die Erhöhung des Selbstbehaltes. Das führt meist schon zu einer signifikanten Beitragsersparnis, ohne dass das Leistungsniveau grundsätzlich reduziert werden muss. Wir legen aber auch Wert auf die Feststellung, dass bei uns auch das so genannte 3-Sterne-Hotel guten privaten Krankenversicherungsschutz beinhaltet.