Trotz sinkenden Zinsniveaus sei das so genannte Planvermögen, der insolvenzgeschützte Geldtopf für die Betriebsrenten gemäß IAS 19-Bilanzierung, zur Jahresmitte hin leicht gewachsen auf jetzt 237 Milliarden Euro, berichtet Willis Towers Watson (WTW). Das Unternehmen beobachtet die Folgen, die die Niedrigzinsphase auf die Bilanzen großer Unternehmen hat, die ihren Belegschaften Betriebsrenten zugesagt haben. Für seine Analysen beobachtet WTW einen Musterbestand, der im Jahr 2003 vollständig ausfinanziert war und für neu (v)erdiente Renten vom Arbeitgeber voll „bedient“ wurde. Dieses Modell vergleicht WTW mit einem typischen Pensionsplan wie man ihn bei DAX oder MDAX-Unternehmen in deren Büchern findet.

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Rechnungszins unter Druck

Von April bis Juni kletterten die Pensionspflichten der M/DAX-Konzerne für ihre Belegschaften um rund 7,0 Prozent auf 428 Milliarden Euro, will WTW errechnet haben anhand einer Hochrechnung des DAX-Musterplans. Als Grund für diesen Anstieg wird der gesunkene Rechnungszins bei den Betriebsrenten der Konzerne genannt, der jetzt bei 1,70 Prozent angekommen ist, und der (Achtung!) noch im ersten Quartal dieses Jahres bei 2,12 Prozent lag.

Dieser Zinsrutsch wurde zum einen von der US-Fed wie auch der europäischen Notenbank (EZB) verursacht, die beide den Leitzins bei nahe Null halten. Zum anderen steige die Nachfrage der Investoren, Anleger und Sparer nach sicheren Anlagen. Und (auch) für die Pensionslasten der Großarbeitgeber bedeuten sinkende Zinsen schlicht und einfach höhere Eigenbeiträge, mit den die Betriebsrenten ihrer Mitarbeiter ausfinanziert werden müsse.

Laut WTW sind bei den DAX-Unternehmen inzwischen nur noch gut 55 Prozent der Renten ausfinanziert; im ersten Quartal 2016 waren es 3,5 Prozentpunkte mehr. Bei dem MDA-Firmen seien lediglich gut 41 Prozent (minus 2,7 Punkte) der Pensionspflichten in Form von Planvermögen vorhanden.

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Betriebsrenten bei den Belegschaften begehrt

Bei Arbeitnehmern stünde die Rente vom Chef weiterhin hoch im Kurs, sagt WTW. Knapp 70 Prozent der Mitarbeiter in Deutschland hätten bei Befragungen angegeben, hauptsächlich über die Betriebsrente für das Alter vorzusorgen. Über 90 Prozent der befragten Werktätigen meinen, dass die Zusatzrente über den Arbeitgeber ein gleichwertiges oder sogar besseres Kosten-Nutzen-Verhältnis biete als die private Altersvorsorge. Mehr als vier Fünftel (83 Prozent) wünschen sich, dass der Arbeitgeber ihnen die Betriebsrente aktiv(er) anbietet. Drei Viertel der Mitarbeiter wünschen sich eine flexiblere Firmenrente, mit der sie etwa ihre Eigenbeiträge, Rentenoptionen oder den Schutz für Hinterbliebene besser anpassen können.

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