Bevor wir zum nächsten Ärger für Ergos Neu-Chef Markus Rieß kommen, sei an das Frühjahr 2013 erinnert. Damals bescheinigte die „Wirtschaftswoche“ Rieß’ Vorgänger Torsten Oletzky dies: „Es ist schon bemerkenswert, wie es Torsten Oletzky geschafft hat, den von ihm geführten Versicherer Ergo kontinuierlich in den Schlagzeilen zu halten.“ Für Rieß scheint es weiterzugehen mit dieser unbeliebten Publizität. Mit Nachrichten, die nicht die Presse, das sei einmal klargestellt, sondern die der Konzern selbst produziert.

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Nach neuen, unbequemen sieben und thematisch völlig unterschiedlichen Nachrichten in den letzten Wochen (der Versicherungsbote berichtete jeweils) zum Stellenabbau (samt ruppiger Methoden am Tage der Verkündung: „wir planen künftig ohne sie“) und abgeblasenem Budapest-Prozess einschließlich neuer Recherchen von Frontal 21 (ZDF), Tabula rasa bei der Ergo Direkt, einer ungeduldigen Konzernmutter Munich Re inklusive schlechterem Rating-„Ausblick“ sowie einem „Armutszeugnis“ von Versicherungsprofessor Hermann Weinmann nun diese Neuigkeit. Und wie wir noch sehen werden, eine vermeidbare. Die Stiftung Warentest berichtet von einem Kunden, dessen Ergo-Lebensversicherung im vergangenen Jahr von dem Unternehmen falsch abgerechnet worden sei.

Ergo ist gut – BaFin ist besser

Wie andere von immerhin 350.000 Kunden (der Versicherungsbote berichtete), bei denen die Gesellschaft Im Jahr 2015 die Abrechnung ihres Vertrags korrigieren musste, habe der Kunde in seinem Fall 1.113 Euro nachgezahlt bekommen. Aber anstatt sich über den unerwarteten Geldsegen nur zu freuen, hat der Kunde sich offenbar auf Wladimir Iljitsch Uljanow (Kampfname Lenin) besonnen, der sagte: „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“.

Also hat der Kunde der Stiftung Warentest zufolge nachgehakt und wollte sich von Ergo erläutern lassen, wie sein Vertrag abgerechnet werde. Dies habe der Versicherer verweigert mit dem Hinweis, in Interna des Unternehmens gebe man Kunden „keinen Einblick“, berichtet die Stiftung. Der Kunde möge der Ergo bei dem neu abgerechneten Vertrag vertrauen. Das tat der Mann nicht, sondern beschwerte sich den Angaben zufolge bei der Finanzaufsicht BaFin.

Nachschlag auch den Nachschlag - für einen Kunden

Im Effekt bekam der Kunde anschließend als Ergebnis seiner Beharrlichkeit 698 Euro Nachschlag auf seinen ersten Nachschlag von 1.113 Euro von der Ergo. Ein Plus von 63 Prozent auf die erste Nachzahlung. Die Ergo hatte, so wird es berichtet, „einen Schlussüberschussanteil nicht berücksichtigt.“ Dies geschah final erst, nachdem sich das Unternehmen wenigstens von der BaFin in die Bücher schauen ließ. Genauer, lassen musste, berichtet die Stiftung Warentest.

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Und was ist jetzt mit den anderen 350.000 Kunden, zu deren Lebenverträgen die Abrechnung im vergangenen Jahr korrigiert worden sei? Richtig? Vielleicht braucht es zu den betroffenen Policen nachträglich eines weiteren Durchlaufs unter konkreter Kontrolle der BaFin.

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