Als „Standmitteilung“ bezeichnet der Verbraucherschutz Hamburg (VZHH) die Jahresbriefe der Lebensversicherer. Und meint damit die Post, die die Unternehmen als jährliches Zahlen-Update zu Vermögen und Todesfallschutz an ihre Kunden schicken. Die Versicherer nennen ihre Post anders, klagt die VZHH und fand 16 Varianten, wie die Unternehmen ihre Post bezeichnen. Einige Gesellschaften verzichten angeblich völlig auf einer Überschrift für ihren Jahresbrief.

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Das „Team des Marktwächters“ der VZHH kritisiert, die Texte der Assekuranz seien zum Teil schwer zu verstehen oder gar unvollständig verfasst. Untersucht habe man 68 Briefvarianten der Versicherer zu altehrwürdigen Klassikpolicen, weil diese am Markt am weitesten verbreitet seien. Diese Anbieter entsprechen den Angaben zufolge nach Beitragsumsatz gemessen aggregiert 89 Prozent des Marktes. Ein Viertel der untersuchten Schreiben an die Kunden verfehlten gesetzliche Vorgaben, berichtet der „Marktwächter“. Werte für den Todesfall, garantierte Überschüsse oder zum Vertragswerte per Ablauftermin der Police blieben manche Unternehmen ihren Kunden gegenüber schlicht schuldig.

Versicherer sollen auch eingezahlte Beiträge angeben

Die VZBV als Dachverband der Verbraucherschützer habe diese Verstöße der Versicherer gegen Transparenz und Klarheit nun der Aufsichtsbehörde BaFin gemeldet. Denn „in der Praxis sind jedoch viele Verbraucher mit den jährlichen Briefen der Versicherer überfordert", sagt Sandra Klug vom Hamburger „Marktwächter“-Team gegenüber der Presse. Die Post der Versicherer enthalte vielfach nicht die Informationen, die die Kunden bräuchten. Hierzu gehören aus Sicht des „Marktwächters“ auch die Summen der eingezahlten Beiträge.

Nur mit dieser Angabe könne der Verbraucher seinen Vertrag „umfassend beurteilen“. Damit liegt die VZHH aka Verbraucher-Schwerpunktanwaltschaft Hamburg für Finanzen nicht ganz falsch, denn nur in Kenntnis von Anzahl und Summer seiner Sparraten kann der Kunde die Rendite seiner Police ausrechnen. Also fordert VZHH als „Marktwächter“ einen Standard, nach dem die Versicherer ihren Jahresbrief zu gestalten hätten, gäbe es diese Vorgabe bereits.

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Leitstandard oder Jodeldiplom?

Kommentiert: Damit diese einheitliche Vorgabe an die Unternehmen zustande kommt, dafür will die VZ einen eigenen „Leitstandard“ für die Jahresbriefe der Versicherer entwickelt haben. Und lässt daran gemessen – oh wunder – prompt alle getesteten Versicherer samt Post durchfallen. Weil die Unternehmen ihren Sparern, man ahnt es, die eingezahlten Beiträge nicht aufsummieren und schwarz auf weiß hergeben. So einen Zustand nennt man auch Selbstreferenz. Der unvergessene Humorist Vicco von Bülow aka Loriot nannte so etwas anders: „Jodeldiplom“. Und was ließ der große Loriot seine Protagonistin dazu aufsagen: „Jetzt habe ich was Eigenes“.

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