Wie gut sind die deutschen Versicherer auf die neuen Kapitalanforderungen „Solvency II“ vorbereitet? Die Finanzaufsicht BaFin zieht ein erstes Fazit – und das fällt positiv aus. Nur drei der insgesamt 342 deutschen Versicherer seien mit zu wenig Eigenkapital ausgestattet, berichtet die BaFin in einer Pressemeldung vom Freitag. Welche Anbieter das sind, teilte die Behörde nicht mit.

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Die mittlere Solvency II-Bedeckungsquote der Branche stand zum Stichtag 1.1.2016 bei rund 305 Prozent, berichtet die BaFin auf ihrer Webseite. Mit anderen Worten: Die deutschen Versicherer besitzen im Schnitt dreimal so viel Kapital, wie es die neuen Aufsichtsregeln verlangen. Das spiegelt sich auch in den anrechnungsfähigen Eigenmitteln wieder, die sich branchenweit auf 410 Milliarden Euro summieren.

Die Hälfte der Kapitalanlagen steckt in Anleihen

Insgesamt verfügen die Unternehmen über Kapitalanlagen in Höhe von 1,8 Billionen Euro – die Hälfte davon steckt in Anleihen. Direkt gehaltene Aktien und Immobilien nehmen hingegen nur einen sehr geringen Anteil am Marktwert der gesamten Kapitalanlagen deutscher Versicherer ein, berichtet die BaFin.

„Die Branche ist erfolgreich im neuen Regime angekommen“, resümierte BaFin-Exekutivdirektor Frank Grund, Chef über die deutsche Versicherungsaufsicht. Allerdings zeige sich zwischen den Unternehmen eine „große Spannbreite“. In der Regel verfügen Vereine auf Gegenseitigkeit (VVaG) über ein relativ höheres Eigenkapital als Aktiengesellschaften, weil sie die Gewinne nicht an Aktionäre ausschütten.

Großzügige Übergangsregeln

Mit dem Übergang vom Aufsichtsregime Solvency I zu Solvency II will die Europäische Union Schwankungen an den Kapitalmärkten bei der Kapitalausstattung der Versicherer stärker einrechnen. Vermögenswerte und Verbindlichkeiten werden nun marktkonsistent bewertet und nicht mehr nach Buchwerten. Ausschlaggebend für das Risiko, dem ein Unternehmen ausgesetzt ist, ist die Schwankung der zur Verfügung stehenden Eigenmittel (Überschuss der Vermögenswerte über die Verbindlichkeiten). Diese Eigenmittel werden zur Beurteilung der Risiken in verschiedene Qualitätsklassen eingestuft.

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Großzügige Übergangsregelungen sollen den Versicherern die Umstellung erleichtern. Zudem können die Unternehmen ihre Risiken nach selbst entwickelten internen Modellen gestalten statt nach einem Standardmodell. Die Einrechnung der Kapitalmarkt-Entwicklung führt zu stärkeren Schwankungen bei der Beurteilung der Risiken. So sank die durchschnittliche Solvatibilitätsquote der Versicherer von rund 305 Prozent zum Stichtag 01.01.2016 auf rund 280 Prozent zum Stichtag 31. März. Die Quote gibt an, ob die Ausstattung eines Versicherers mit Eigenmitteln ausreicht, um die Verpflichtungen aus den Versicherungsverträgen auch bei ungünstiger Entwicklung zu erfüllen.

BaFin

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