Olaf Nink, Chef des Allianz-Reiseversicherers Allianz Global Assistance, will Reiseveranstalter dazu zwingen, für ihre Kunden obligatorisch eine Reisekrankenversicherung abzuschließen. Ausgangspunkt für diese Forderung ist der Terroranschlag in Istanbul Mitte Januar, bei dem eine Tschetschenische Selbstmordattentäterin elf deutsche Touristen mit sich in den Tod riss. Bei den Anschlägen waren auch mehrere Bundesbürger zum Teil schwer verletzt worden. Nun sollen die Reiseveranstalter ihre Kunden entsprechend absichern.

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„Pflichtversicherung im Eigeninteresse der Reiseveranstalter“

Eine solche Versicherung sei auch im Eigeninteresse der Reiseunternehmen, argumentiert Nink. „Wenn sie als Reiseveranstalter vor den vor den betroffenen Opfern stehen und dann noch sagen: die Rückführung nach Deutschland, die Heilbehandlungskosten in den Krankenhäuser, die müssen sie jetzt auch noch bezahlen. Ich glaube, das ist in diesem Moment nicht vertretbar", wird der Diplom-Ökonom vom Bayerischen Rundfunk zitiert.

Der Deutsche ReiseVerband (DRV) lehnt eine solche Versicherungspflicht freilich ab. Man halte den Krankenschutz für Auslandsreisen für wichtig, aber die Reisenden sollen selbst entscheiden, ob und wie sie sich versichern, sagte ein Sprecher dem BR. Zudem drohe die Gefahr, dass sich Pauschalreisen durch die Pflichtversicherung verteuern würden.

Für Nink sind höhere Kosten kein Argument gegen eine obligatorische Regelung. Die Mehrkosten würden sich ohnehin nur auf wenige Euro belaufen. "Die Leute zahlen 5,50 Euro für einen Cappuccino, aber für eine Auslandsreisekrankenversicherung ist kein Geld da. Das kann ich nicht glauben", so der Vorstand. Auch bei Unfällen seien die Urlauber entsprechend abgesichert.

Auslandsreisekrankenversicherung: Wichtiger Schutz bei Reisen

Eine Auslandsreisekrankenversicherung übernimmt die ambulanten und stationären Behandlungskosten im Ausland, für die die Krankenkasse nur teilweise oder gar nicht aufkommen würde. Während im europäischen Ausland die Krankenkassen für viele Behandlungen zahlen, drohen gerade außerhalb Europas hohe Schulden, wenn keine Absicherung besteht. Beispiel USA: Ein einziger Krankenhaustag kostet hier umgerechnet etwa 6.000 Euro.

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Beim Leistungsniveau der Policen gibt es laut Stiftung Warentest große Unterschiede. Manche Auslandsreise-Krankenversicherungen erstatten zum Beispiel die Kosten einer stationären Behandlung erst, wenn der Aufenthalt im ausländischen Krankenhaus länger als zwei Wochen dauert. Auch die Kosten für Hilfsmittel wie Stützen oder Rollstuhl werden nicht bei allen Gesellschaften übernommen. Es gibt sogar Tarife, die nur für den Rücktransport in die Heimat aufkommen, sofern dies medizinisch notwendig ist. Hier müsste der Gesetzgeber im Fall einer Pflichtversicherung ein Mindestniveau an Leistungen festschreiben, damit die Reiseveranstalter keine minderwertigen Policen mit Leistungslücken abschließen.

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