In den vergangenen gut zwei Wochen ist bei und um den Ergo-Konzern Vieles passiert.

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Vorhang

1. Aufzug: Auftritt Standard & Poor’s. Mitte Mai gab das Rating-Unternehmen der Ergo Lebensversicherung eine „negative“ Prognose, weil befürchtet wird, das Mutterhaus Munich Re könnte sich von ihrer Düsseldorfer Tochter trennen, falls deren Geschäfte anhaltend schlecht bleiben und die Bilanz der Münchener weiter mit roten Zahlen belasten. Bisher profitiert Ergo von dem so genannten Gruppenrating, mit der reichen Mutter Munich Re als Bürgin. Abgesehen von negativen Aussichten wird das Rating für das Unternehmen betätigt (noch, wie im 3. Aufzug zu erfahren sein wird).

2. Aufzug: Auftritt Markus Rieß. Der Ergo-Chef schlägt kahl, opfert 1.800 Mitstreitermitarbeiter und stellt die Lebensparte ins Aus. Sechs Millionen Policen samt Kundenanhang werden in den Run-off geschickt. Wie bereits bei einem Teil dieses Bestands geschehen, den Altpolicen der eingemeindeten Konzerntochter Victoria, soll die klassische Lebensparte keine neuen Kunden bekommen. Stattdessen wird Neugeschäft auf die luxemburgische Lebennebentochter „Vorsorge“ umgeroutet auf (das neue Branchen-Unwort:) „kapitalmarktnahe“ Policen, überwiegend frei von eigenkapitalintensiven Garantielasten.

3. Aufzug: Auftritt Standard & Poor’s und Fitch. Beide Ratinghäuser stufen Ergo Leben jeweils einen Bonitätsrang nach unten, weil sie das Unternehmen - und damit sechs Millionen Sparer - nicht mehr zum Kerngeschäft der Gesamtkonzerns Ergo zählen. Außerdem beenden Standard & Poor’s und Fitch ihre Ratings für den Lebensversicherer und setzen dem Unternehmen wegen erwarteter Bedeutungslosigkeit einen Grabstein als Erinnerungswert und Hinweis, dass Ergo Leben einmal wichtig war. Konkurrent und Marktführer Allianz Leben geht ähnlich vor und stellt ihren Vertrieb schrittweise von „Klassik“ auf „kapitalmarktnah“ um, jedoch spart sich die Allianz – Markus Rieß’ vormaliger Arbeitgeber – den harten Schnitt, den laut verkündeten Schritt wie bei Ergo Leben.

4. Aufzug: Nebenhandlung. Auftritt des Richters. Am 14. Juli , meldete die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ vor wenigen Tagen, wird die Ergo-Lustreise nach Budapest im Jahr 2007 vor dem Hamburger Landgericht verhandelt. Angeklagt sind neben einem Reiseveranstalter ein ehemaliger Manager der Konzerntochter Ergo Pro (vormals HMI).

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Vorhang (unvollendetes Werk)

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