"Versicherungsapp will Maklern Konkurrenz machen", so titelte Versicherungsbote im vergangenen Jahr. Inzwischen gibt es eine Vielzahl von Fintech- und Insuretech-Unternehmen, die ähnliche Geschäftsmodelle wie Plan Forward am Markt platziert haben. Die Knip, Clark, Getsafe und Co. bieten digitale Versicherungsordner in Form von Apps, sind als Versicherungsmakler im deutschen Vermittlerregister geführt und finanzieren sich durch Courtagen für Betreuungs- und Vermittlungstätigkeiten.

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Das Angebot von Getsafe wird von der Plan Forward GmbH betrieben, hinter der Christian Wiens und Marius Blaesing stehen. Sie haben das Unternehmen 2014 gegründet. Nach der Tischreservierungssoftware Gourmeo ist dies bereits ihr zweites Startup-Unternehmen. Gourmeo wurde für einen sechsstelligen Betrag verkauft. Mit Getsafe wollen beide die Versicherungsbranche aufmischen.

Unterstützt von teils namhaften Investoren sind selbst deutschlandweite TV-Spots daher fast obligatorisch. Im Falle von Getsafe werden 50 Prozent der Anteile von Investoren wie Rocket Internet, CommerzVentures, den Gründern von Check24 und denen von Interhyp gehalten. Die restlichen 50 Prozent halten die Gründer und Mitarbeiter. Aktuell hat das Heidelberger Start-Up bereits rund 70 Mitarbeiter.

Fintechs forcieren Wachstum; noch keine Gewinne

Als oberste Priorität der digitalen Vermittler-Konkurrenz und so auch bei Getsafe steht das Wachstum. Laut Wiens erwirtschafte das Unternehmen "natürlich" noch keine Gewinne. "In der Versicherungsbranche lässt sich gutes Geld verdienen", ist sich der Jung-Unternehmer sicher.

Im Gespräch mit der "Rhein-Neckar-Zeitung" sprach Wiens nun über Ziele des Unternehmens und den Wettbewerb. Aktuell betreue die Heidelberger Firma knapp 60.000 Versicherungsverträge von rund 15.000 Kunden. "Wir werden innerhalb der nächsten drei Jahre bei der Anzahl der aktiv betreuten Kunden größer werden als MLP - und die haben dafür über 30 Jahre gebraucht", sagt Wiens. Zudem wolle die Firma in diesem Jahr in weitere europäische Länder expandieren.

Den Bedarf sieht Wiens in geänderten Kundenbedürfnissen und spricht insbesondere von mehr Kontrolle und dem ortsunabhängigen Zugriffsmöglichkeiten via App. Ziel von Getsafe sei es Versicherungsverträge, die "in Ordnern abgeheftet vor sich hinvegetieren" wieder zum Leben zu erwecken. Immerhin schlummern fast eine halbe Milliarde Versicherungsverträge in den Ordnern der Bundesbürger und viele seien falsch versichert, so der 31-Jährige. Ein großer Trumpf der neuen Player könnte beispielsweise die Interaktionsrate werden. Diese sei bei Getsafe zehn Mal höher als bei klassischen Versicherungsmaklern, erklärte Wiens.

Der Fokus liege in der Optimierung der Verträge der Kunden - also normaler Makleralltag. Laut "Rhein-Neckar-Zeitung" stehe bei Getsafe im Gegensatz zu klassischen Versicherungsmaklern der Abschluss eines Vertrags nicht im Mittelpunkt des Geschäfts. So bekomme das Unternehmen von den Versicherungen pro betreuten Vertrag eine jährliche Prämie, die "Bestandscourtage", heißt es in dem Artikel. Überdies würden sich, so RNZ, Versicherer Kosten sparen, da die Schadensfallregulierung über die App laufe.

Getsafe-Kundenberater haben kein Provisionsdenken

Provisionsdenken gäbe es gleichwohl bei Kundenberatern im Hause Getsafe nicht. Diese seien Angestellte mit einem festen Gehalt und erhielten einen Bonus für erreichte Kundenzufriedenheit, heißt es in den Antworten auf "Häufige Fragen" auf dem Online-Portal. Dort zu lesen ist auch: "In ihren Empfehlungen an dich werden sie somit nicht - wie bei anderen Maklern üblich - durch Provisionen oder eine bestimmte Versicherungsgesellschaft beeinflusst. Sie bieten dir eine wirklich unabhängige Beratung, bei der deine Versicherungsinteressen und Zufriedenheit im Mittelpunkt stehen."

Im Gespräch mit der regionalen Zeitung ging Wiens noch einen Schritt weiter: "Die Versicherungsmakler da draußen beraten nicht kundenorientiert, sondern komplett provisionsorientiert." Mit derartigen Äußerungen dürfte der Fintech-Gründer das angespannte Verhältnis zwischen klassischen Vermittlern und der jungen Garde der Start-Ups nicht unbedingt entspannen.

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Die Äußerungen und die generelle Stossrichtung des Unternehmens scheinen bewusst gewählt. Doch woher kommt die eingefahrene Meinung über die Vermittlergilde und welchen Bezug haben die Gründer generrell zum Thema Versicherungen? Eine Antwort finden wir erneut unter "Häufige Fragen": "Jeder besitzt spätestens ab dem Berufsleben Versicherungen: Im deutschen Durchschnitt sechs pro Kopf. Die wenigsten Menschen haben den Überblick über ihre Verträge: Wen sie in welchem Fall kontaktieren müssen, was genau sie für welche Leistung zahlen und ob ihr Versicherungsschutz auch wirklich passend ist. Das ging Christian und Marius, ihren Eltern, Geschwistern und nahezu jedem, mit dem sie gesprochen haben, genauso. Während Makler und Vertreter sich voll auf den Verkauf neuer Versicherungen konzentrieren, danach aber wenig Service bieten, haben sie mit GetSafe diese Lücke erkannt und bieten nun einen besseren und digitalen Service rund um die eigenen Versicherungen an"

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