Die Anforderungen an die deutschen Versicherer waren im letzten Jahr hoch – Niedrigzins, verschärfte Regulierungsanforderungen und so manche Negativschlagzeile über die Lebensversicherung und Co. erschwerten das Geschäft. Dennoch konnten die deutschen Versicherer spartenübergreifend ihre Brutto-Beitragseinnahmen um 0,6 Prozent steigern, von 192,6 auf nun 193,8 Milliarden Euro.

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„Unsere Zahlen für das vergangene Jahr können sich angesichts der schwierigen Umstände sehen lassen“, sagte der Präsident des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), Alexander Erdland, am Mittwoch in Berlin. Die teils vorläufigen Ergebnisse präsentierte der GDV in einer heutigen Pressemeldung.

Zuwachs bei Komposit, sinkende Beiträge in der Lebensversicherung

Positiv entwickelten sich die Beitragseinnahmen in der Schaden- und Unfallversicherung: Sie stiegen von 62,6 auf nun 64,3 Milliarden Euro, was einen Zuwachs von 2,7 Prozent bedeutete. Auch die Krankenversicherung konnte ihre Beitragseinnahmen erhöhen, von brutto 36,3 Milliarden Euro auf 36,8 Milliarden Euro zum Jahresende (+1,4 Prozent). In der Lebensversicherung allerdings sanken die Beiträge nach dem Rekordjahr 2014 um 1,1 Prozent auf 92,7 Milliarden Euro.

Auch für das Geschäftsjahr 2016 dämpfte Alexander Erdland, Präsident des GDV, die Erwartungen. „Das laufende Jahr wird sicher nicht leichter als 2015“, sagte Erdland. „Die Niedrigzinsphase dauert an, die Zinszusatzreserve muss bedient werden, die Systemumstellung auf Solvency II geht weiter und die Digitalisierung beschleunigt den Umbau unserer Industrie. Das alles wird uns belasten. Aber es ist auch eine große Chance für Veränderung.“

Erdland appellierte an die Branche, die Digitalisierung weiter voranzutreiben - die Produkte müssten einfacher und transparenter werden. "Da liegt noch viel, viel Arbeit vor uns.“ An die Bundesregierung adressiert, forderte Erdland einen breiten Dialog zum Thema Altersvorsorge mit allen Interessengruppen.

Deutsche Versicherungswirtschaft 2015 im Überblick. Quelle: GDV

Entwicklung der einzelnen Sparten

Lebensversicherung, Pensionskassen und Pensionsfonds:

Im Neugeschäft entfielen 37 Prozent auf neue Garantieprodukte, nach 31 Prozent im Jahr zuvor und 24 Prozent im Jahr 2013. Damit zeige sich, dass der Umbau hier bereits weit fortgeschritten ist und die Sparte neben der klassischen Rentenversicherung ein zweites Standbein hat, kommentiert der GDV.

Bei den Einmalbeiträgen hat nach den hohen Steigerungsraten der Vorjahre ein Konsolidierungseffekt eingesetzt. Sie sanken 2015 um 4,2 Prozent auf 27,8 Milliarden Euro, nachdem sie im Vorjahr noch um fast 13 Prozent zugelegt hatten. Das Neugeschäft gegen laufende Beiträge verzeichnete einen Rückgang um 3,2 Prozent auf 5,3 Milliarden Euro. Es liegt damit in etwa auf dem Niveau von 2013. Die Stornoquote ging erneut zurück und erreichte mit 2,9 Prozent „einen historisch niedrigen Wert“, so der GDV. Die Abschlusskostenquote im Neugeschäft konnte auf 4,9 Prozent der Beitragssumme reduziert werden.

Die Lebensversicherer haben im vergangenen Jahr 83,3 Milliarden Euro an ihre Kunden ausgezahlt (- 2,5 Prozent). An den Erträgen der Unternehmen werden die Versicherten zu über 98 Prozent beteiligt. Der Gesamtbestand der Verträge bei Lebensversicherungen, Pensionskassen und Pensionsfonds ging leicht um 1,6 Prozent auf 91,0 Millionen zurück.

Schaden- und Unfallversicherung:

Alle Sparten – mit Ausnahme der privaten Unfallversicherung – verzeichneten 2015 nach vorläufigen Zahlen ein Beitragsplus. Insbesondere die beiden größten Bereiche Kraftfahrt- und Sachversicherung entwickelten sich positiv: Die Einnahmen in der Kfz-Versicherung nahmen um 3,5 Prozent auf 25,2 Milliarden Euro zu. Hier deckten die Beiträge das zweite Jahr in Folge die Leistungen. In der Sachsparte wurden 17,9 Milliarden Euro eingenommen, 3,8 Prozent mehr als im Vorjahr.

Die gesamten Leistungen legten nach dem deutlichen Rückgang im Jahr zuvor um 5,2 Prozent auf 47,7 Milliarden Euro zu. In der Kraftfahrtversicherung betrug der Anstieg 5,8 Prozent, in der Sachversicherung 6,5 Prozent. Starker Kostentreiber in der Schadenentwicklung war vor allem Orkan Niklas, der allein mit 750 Millionen Euro zu Buche schlägt.

Der versicherungstechnische Gewinn wird im Berichtsjahr bei etwa 2,5 Milliarden Euro erwartet, nach 3,3 Milliarden Euro im Vorjahr. Die Schaden-Kosten-Quote bleibt stabil bei 96 Prozent nach knapp 95 Prozent im Vorjahr. „Dafür, dass die Schadenleistungen fast doppelt so stark gestiegen sind wie die Beitragseinnahmen, ist das ein vergleichsweise gutes Ergebnis“, sagte Erdland.

Private Krankenversicherer:

Die Beitragseinnahmen der privaten Krankenversicherer legten um 1,4 Prozent auf 36,8 Milliarden Euro zu. Auf die Krankenversicherung entfielen 34,6 Milliarden Euro (+ 0,9 Prozent). In der Pflegeversicherung kletterten die Einnahmen um 9,4 Prozent auf 2,2 Milliarden Euro.

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Die ausgezahlten Versicherungsleistungen nahmen im vergangenen Jahr um 4,1 Prozent zu auf 25,8 Milliarden Euro. An die Kunden der Privaten Krankenversicherung gingen dabei 24,9 Milliarden Euro (+ 4,0 Prozent). In der Pflegeversicherung flossen 1,0 Milliarden Euro an die Kunden (+ 8,0 Prozent).

PM GDV

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