Das Produkt KLV werde „immer weiter aufs Abstellgleis gerollt“, schreibt Map-Report-Chefredakteur Reinhard Klages im Vorwort zum neuen Heft. Dort wird das Umfeld der Klassikpolicen erläutert. Das „politisch verordnete Zinsniveau“, zuletzt senkte die EZB den Leitzins bekanntlich auf Null, drückt immer mehr auf die Renditen der LV, konstatiert der Map-Report. Die garantierten Auszahlungen zum Ablauf der Policen sinken weiter und liegen bei neuen Verträgen sogar nach 30 Jahren Laufzeit teilweise noch unter der Beitragssumme.

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Die LV-Branche geht dazu über, die LV „in Teilen neu zu erfinden“. Dabei werde von der Industrie zunehmend „auf alternative“ Garantien gesetzt. Vor allem Branchengrößen wie Zurich, Generali, Talanx und Ergo haben sich von klassischer LV verabschiedet oder stehen kurz vor einem Stopp dieser Sparte. Marktgigant Allianz, fasst auch der Map-Report zusammen, wolle das Klassik-Geschäft nicht einstellen, aber auch nicht mehr aktiv bewerben. Und weitere Gesellschaften würden folgen, sagt der Map-Report. Konventionelle Produkte spielen am Markt eine immer geringere Rolle. Für einige Unternehmen sei dies Anlass genug, an Umfragen zur KLV nicht mehr teilzunehmen, berichtet der Map-Report.

Länger durchhalten

Die zu Vertragsanfang deutlich niedrigeren Rückkaufswerte bewirken, dass die Sparfunktion des Vertrages bei frühzeitiger Kündigung verloren geht, erläutert der Map-Report. Weswegen immer wieder per Gesetz Regelungen eingeführt oder verändert wurden, die den Rückkaufswert des Vertrags erhöhten. Damit sollte dem Sparer ein gewisser Teil der bereits gezahlten Beiträge auch bei frühzeitiger Kündigung erhalten bleiben.

Für einen 2004 geschlossenen Vertrag mit zwölf Jahren Laufzeit vergingen im Schnitt zehn Jahre, bis der bei Vertragsschluss garantierte Rückkaufswert von 12.447 Euro über den bis dahin gezahlten Beitrag von 12.000 Euro lag, berichtet der Map-Report. Bei den Direktversicherern Cosmos, Europa und Hannoversche sei dies schneller gegangen. Dort lagen schon nach dem fünften Jahr die Rückkaufswerte oberhalb der Beitragssumme von 6.000 Euro.

Ablaufleistungen sinken und sinken

Wer vor 30 Jahren jährlich 1.200 Euro in seine Kapital-LV zahlte, der konnte im Map-Report-Beispiel Ende 2015 durchschnittlich mit gut 77.000 Euro oder einer Beitragsrendite von mehr als 4,5 Prozent rechnen. Das Kapital hat sich somit mehr als verdoppelt. Die höchste Ablaufleistung meldet der Map-Report für die Debeka: 91.724 Euro bei einer Rendite von 5,50 Prozent. Es folgen Europa und Cosmos mit 91.432 Euro und 5,48 Prozent Rendite beziehungsweise 87.648 Euro Ablaufleistung und einer Rendite von 5,25 Prozent. Selbst Huk-Coburg und DEVK Eisenbahn erzielten mit Auszahlungen in Höhe von 87.004 Euro beziehungsweise 86.345 Euro noch Beitragsrenditen über fünf und mehr Prozent.

Von 2004 bis 2015 ist die durchschnittliche Ablaufleistung für 30-jährige Verträge von 98.496 Euro um 1,33 Prozentpunkte auf 77.375 Euro gefallen. Über die Laufzeit von 20 Jahren lag die Auszahlung im Jahr 2004 noch bei 46.164 Euro und ist damit inzwischen um 10.274 Euro beziehungsweise 2,19 Prozentpunkte geschrumpft. Der Kurzläufer über zwölf Jahre Laufzeit erzielte zum Jahresende 2015 im Schnitt 2.802 Euro weniger als zum Jahresultimo 2004 mit 20.116 Euro. Das entspricht einem Minus der Beitragsrendite von 2,23 Prozentpunkten.

Hochrechnungen keine Prognose

Hochrechnungen in Form von Beispielrechnungen sieht der Map-Report grundsätzlich kritisch und ordnet ihnen „als Zukunftsprognose (...) keinen Aussagewert“ zu. Besser geeignet sind diese Daten für den heutigen Stand der Gewinnbeteiligung eines Unternehmens im Vergleich zu anderen Marktteilnehmern. „Im Vergleich der Hochrechnungen mit den erreichten Ablaufrenditen verfehlen die deutschen Lebensversicherer ihre eigenen historischen Hochrechnungen deutlich“, schreibt der Map-Report.

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Zu historischen Hochrechnungen: Bei 12 Jahren Laufzeit wurden bei Vertragsabschluss 1992 im Schnitt gut 22.000 Euro zum Ablauf in Aussicht gestellt. Tatsächlich ausgezahlt wurden zwölf Jahre später im Schnitt kaum mehr als 20.000 Euro. Map-Report: „Die höchste Diskrepanz gab es bei im Jahr 1999 abgeschlossenen und 2011 abgelaufenen Verträgen. Statt der erhofften 22.047 Euro wurden 17.818 Euro tatsächlich ausgezahlt“.

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