Beitragsschock für privat Krankenversicherte? Mit diesen drastischen Worten berichtet der „Tagesspiegel“ über Prämienanpassungen bei Deutschlands zweitgrößtem PKV-Anbieter, der DKV Deutsche Krankenversicherung AG. In einzelnen Tarifen sollen die Prämien um bis zu 130 Euro pro Monat angehoben werden, schreibt das Berliner Blatt am Donnerstag. Ohne den Einsatz von knapp einer halben Milliarde Euro aus Rückstellungen wäre der Beitragsanstieg sogar noch höher ausgefallen.

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Mehr als jeder zweite Versicherungsnehmer betroffen

Über alle Tarife hinweg erhöhen sich die Beiträge um 7,8 Prozent, sagte DKV-Sprecherin Sybille Schneider dem „Tagesspiegel“. Betroffen von den Erhöhungen seien 59,2 Prozent der rund 880.000 Vollversicherten. Die Steigerungen seien auf 129,90 Euro im Monat begrenzt, für Versicherte der Generation Ü65 auf 79,90 Euro. Um noch deftigere Beitragssprünge abzufedern, seien 439 Millionen Euro an Rückstellungen abgerufen worden.

Für Ärger sorgte es, dass die DKV ihre Kunden erst spät über die Beitragsanpassung informierte, nämlich Ende Februar. Seitdem würden die Telefone kaum noch stillstehen, räumte eine Sprecherin ein, Beschwerden und Beratungsgesuche hätten deutlich zugenommen. Es könne zu längeren Wartezeiten bei der Bearbeitung kommen.

Kritiker der privaten Krankenversicherung sehen in den Teuerungen einen Offenbarungseid. Gesundheitsexperte Karl Lauterbach (SPD), Mitglied im Gesundheitsausschuss des Deutschen Bundestages, wertete die aktuelle Entwicklung bei der DKV als Beleg dafür, dass es für die PKV „ans Eingemachte“ gehe. Das Neugeschäft breche ein, die Niedrigzinsphase schmälere zunehmend die langfristigen Geldanlagen der Versicherer, die Kostendynamik sei „nach wie vor ungebrochen“. Lauterbach rechnet damit, dass auch andere Krankenversicherer schon bald ihre Prämien anheben müssen.

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Teuerungen auch in der gesetzlichen Krankenversicherung

Von Teuerungen sind nicht allein Privatversicherte betroffen. Auch viele gesetzliche Krankenkassen mussten zum Jahreswechsel 2016 ihre Beiträge raufsetzen. Wie die Bundesregierung auf eine kleine Anfrage der Grünen berichtete, sahen sich 44 Millionen Kassenpatienten mit steigenden Prämien konfrontiert, weil 77 von 117 Anbietern den Zusatzbeitrag erhöhten. Die Preissprünge fielen in der GKV aber weniger drastisch aus, im Schnitt stieg der Beitrag um 21 Euro im Monat. Die Anhebung des Zusatzbeitrages bewirkt ein Sonderkündigungsrecht für die Kassenpatienten.

Tagesspiegel

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