Kann ein milliardenschweres Rekordergebnis eine Enttäuschung sein? Können ein Rekordgewinn, ein Rekordumsatz und eine Rekorddividende dazu führen, dass Aktionäre unzufrieden sind und sich von einer Unternehmensbeteiligung trennen wollen? In der Logik der Börse lautet die Antwort: Ja, wie soeben leidvoll die Allianz Versicherung erfahren musste.

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Rekordergebnis, höhere Ausschüttung – schlechte Stimmung?

Allianz-Chef Oliver BätePressefoto Allianz Am heutigen Freitag verkündete die Allianz ihre Bilanz für das Jahr 2015, und die Zahlen können sich sehen lassen. Im ersten Jahr unter der Regie des neuen Vorstandsvorsitzenden Oliver Bäte hat die Allianz Gruppe ein operatives Ergebnis von 10,7 Milliarden Euro erreicht, was ein Plus um 3,2 Prozent bedeutet. Auch können sich die Aktionäre über eine höhere Ausschüttung freuen. „Für das Geschäftsjahr 2015 wird der Vorstand eine Dividende in Höhe von 7,30 Euro je Aktie vorschlagen. Dies entspricht einem Anstieg um 6,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr“, berichtet Bäte auf der Pressekonferenz in München.

Und dennoch: Wie das Handelsblatt berichtet, startete die Allianz mit deutlichen Kursverlusten in den Tag. Der Aktienwert sank zwischenzeitlich von 135,75 Euro auf 130,55 Euro, auch wenn sie sich mittlerweile wieder etwas erholt hat. Auf dem Aktienparkett herrscht schlechte Stimmung: Trotz Rekordergebnis. Wie lässt sich das erklären?

Zum einen hatte Oliver Bäte die Latte bei seinem Amtsantritt im Mai besonders hochgelegt und ein Konzernergebnis von 10,8 Milliarden Euro versprochen. Nun ist man knapp darunter hindurchgesprungen, was den Anlegern nicht schmeckt. Zum anderen musste der Allianz-Chef für das Jahr 2016 die Erwartungen bremsen. „Im Jahr 2016 erwarten wir ein operatives Ergebnis von 10,5 Milliarden Euro, plus oder minus 500 Millionen Euro“, so Bäte laut Pressetext. Hier fordert das schwierige Marktumfeld inklusive Niedrigzins und strengerer Kapitalvorschriften seinen Tribut.

Wichtige Zahlen des Allianz-Geschäftsjahres 2015 im Überblick. Quelle: allianz.com

Positive Entwicklung in der Schaden/Unfall-Sparte

Schaut man auf die einzelnen Geschäftsbereiche, zeigen sich mitunter widersprüchliche Entwicklungen. In der Lebens- und Krankenversicherung, für viele Mitbewerber derzeit ein Minenfeld, konnte die Allianz das operative Ergebnis für das Gesamtjahr um 14,1 Prozent auf 3,8 Milliarden Euro steigern. Dies resultiert vor allem aus einem höheren Kapitalanlageergebnis, während bei den Beitragseinnahmen einen Rückgang um 0,6 Prozent auf nun 66,9 Milliarden Euro zu beklagen war. Besonders schwierig gestaltete sich das Abschlussquartal 2015 – hier gingen die Beitragseinnahmen gar um 1,8 Prozent zurück.

Im Bereich Schaden- und Unfallversicherung stieg der operative Gewinn um 4,1 Prozent auf 5,6 Milliarden Euro, gedämpft vor allem durch Naturkatastrophen, etwa Stürme und Überflutungen in Großbritannien. Große Teile des Wachstums entfielen auf das Ausland, etwa die Türkei. Die Schaden-Kosten-Quote für das Gesamtjahr lag um 0,3 Prozentpunkte höher als im Vorjahr und betrug 94,6 Prozent.

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Erneut Milliarden-Abflüsse in Kalifornien

Wichtigstes Sorgenkind bleibt die amerikanische Altersvorsorge-Tochter PIMCO, die nach wie vor damit zu kämpfen hat, dass Anleger ihre Gelder abziehen. Auch im vierten Quartal verlor der Fonds acht Milliarden Euro an Kapital. Die Mittelabflüsse drücken das operative Ergebnis des Rentenfonds: Mit 1,8 Milliarden Euro verdiente der Konzern 2015 ein Fünftel weniger als im Vorjahr. Insgesamt verwaltete die Allianz Ende des Jahres die stolze Summe von 1,76 Billionen Euro.

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