In der letzten Woche war bekannt geworden, dass der Schweizer Versicherer Helsana, mit 1,9 Millionen Versicherten der führende Kranken- und Unfallversicherer in der Alpenrepublik, die Zusammenarbeit mit dem Online-Makler Knip aufgekündigt hatte. Diesen Schritt begründete die Helsana mit dem Datenschutz. "Einerseits möchten wir Ihre gesundheitsrelevanten - und somit sehr persönlichen - Daten nicht einem externen Dienstleister anvertrauen. Andererseits ist es uns wichtig, direkt mit Ihnen zu kommunizieren", hieß es in einem Rundschreiben des Versicherers an die Kunden.

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Knip-Chef Just stellt offizielle Version des Versicherers infrage

Waren es tatsächlich datenschutzrechtliche Bedenken, die zum Bruch zwischen dem Versicherer und dem Startup führten? Diese Version stellte Knip-Chef Dennis Just in einem Gastkommentar für Versicherungsbote infrage und erhebt Vorwürfe gegen die Helsana. In dem Rundschreiben an die Kunden habe die Helsana eine „Falschinformation“ gestreut, da der Versicherer sowieso keine gesundheitsrelevanten Daten mit dem Startup geteilt habe.

Dennis Just vermutet einen anderen Grund für den Schritt: nämlich dass der Versicherer seinen eigenen Vertrieb bevorteilen wolle. „Die Helsana hat über ein postalisches Schreiben die Kunden über die aufgekündigte Zusammenarbeit informiert und gleichzeitig dazu aufgefordert, das Helsana-Onlineportal zu nutzen und auf hauseigene Berater zurückzugreifen. Die Helsana hat offenbar erkannt, dass Knip-Kunden offen für digitale Angebote sind und versucht nun massiv auf die freie Maklerwahl Einfluss zu nehmen“, so Just.

Weil Knip ein Maklermandat seiner Kunden habe, sei der Versicherer aber verpflichtet gewesen, bestimmte Informationen zu teilen.

Helsana: Sensible Daten hätten weitergegeben werden müssen

Versicherungsbote nahm die die Vorwürfe von Dennis Just zum Anlass, beim eidgenössischen Versicherer noch einmal nachzufragen, ob tatsächlich keine sensiblen Daten an Knip weitergegeben worden sind beziehungsweise um welche Daten es sich konkret handle. Stefan Heini, Pressesprecher Gesundheitspolitik bei der Helsana positionierte sich daraufhin in einem Leserkommentar.

„Helsana stellt höchste Ansprüche an den Datenschutz. Bezüglich der hohen datenschutzrechtlichen Anforderungen im Krankenversicherungsbereich konnte mit Knip keine Lösung gefunden werden. Die Behauptung, es würden keine gesundheitsrelevanten Daten mit Knip geteilt, entspricht nicht den Tatsachen“, kommentierte Heini.

Heini erläutert: „Gewisse Kunden haben aufgrund einer vorbestehenden, gesundheitlichen Beeinträchtigung auf der Police einen "Leistungsausschluss" vermerkt, inklusive Angabe, seit wann dieser besteht. Dies sind gesundheitsrelevante und damit besonders schützenswerte Daten. Zudem sind wir davon überzeugt, dass eine App dem hohen Beratungsanspruch unserer Kunden nicht vollends Rechnung trägt.“

Wissen die Kunden, dass sie Knip ein Maklermandat erteilen?

Wissen die Kunden von Knip überhaupt, dass sie dem FinTech ein Maklermandat geben und somit die Nutzung hochsensibler Daten erlauben? Immerhin wird das Mandat mittels weniger Mausklicks am Computer erteilt und nicht im persönlichen Kontakt mit einem Versicherungsfachmann. Mit der Nutzung der App ermächtigt der Nutzer Knip, in seinem Namen gegenüber den Versicherungen aufzutreten und neue Offerten einzuholen. Damit erlischt sogar das Betreuungsverhältnis mit dem bisherigen Makler.

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Viele Versicherungskunden realisieren scheinbar erst nach der Registrierung, dass sie nun einen neuen Makler bzw. Broker haben, berichtete das Schweizer Boulevardblatt „20 Minuten“ aus Versicherungskreisen. Nutzer würden sich deshalb bei ihrer Versicherung melden und fragen, wie sie das Mandat mit Knip wieder kündigen können. Der Vorwurf: Knip kommuniziere zu wenig transparent, welche Kompetenzen das Unternehmen bei einer Registrierung erhält. Ist dies ein Grund, weshalb die Helsana nicht mehr mit Knip kooperieren wollte?

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