Beim ersten Testgespräch begab sich die Dame zu einem Vermittler der Axa Hauptvertretung, der bei sich Zuhause beriet und von dort aus gleich mehrere Verträge anbot, was unverkennbar zeigte: Vermittler sind auch Verkäufer. Hier wurde eine „Box“ („in der Sie sich geborgen fühlen sollen“) angeboten zum Preis von 450 Euro, in der Box waren gleich mehrere Versicherungsbausteine enthalten, unter anderem eine Haftpflicht - aus Sicht des ZDF-Teams überflüssig. Denn die Kunden wollte nur den „Baustein“ Hausrat absichern. Er hätte zumindest fragen müssen, ob die zu versichernde Person bereits eine entsprechende Absicherung hat.

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Wenn die eine Eigenschaft, die des Verkäufers, überwiegt, wird es für den Kunden problematisch. Der Vermittler ermittelte im Testgespräch gar nicht erst den Wert des Hausrats, die Schadenssumme sei schließlich unbegrenzt.

Auch auf Unkenntnis des Vermittlers sollte der Kunde gefasst sein. Wie in diesem Beispiel zeigte sich, dass erst die Kundin darauf hinweisen musste, dass es eventuell sinnvoll sei, alle Möbel und Wertsachen, die der Versicherer in der unbegrenzten Schadenssumme einschloss, vorab zu fotografieren. Damit beispielsweise nach einem Brand nicht die Schadensexperten, wie es der Vermittler sich vorstellte, „in der Asche lesen“ müssten, was denn mal in der Wohnung gestanden habe.

Kunden ohne Vertragsunterlagen

Im zweiten Versuch bei der Allianz wurde ebenfalls gleich ein Paket angeboten. Eine individuelle Beratung gab es nicht, der Vermittler hatte Zeitdruck, versäumte, der Kundin Vertragsinformationen mitzugeben oder die Dokumentation der getroffenen Absprache und er hatte auch keine Lust, über einen höheren Wertsachenanteil nachzudenken.

Beim dritten Versuch ging der Lockvogel zu einem Vermittler der Ergo, dort wurden ihr alle Vertragsunterlagen ausgehändigt, ihr wurden keine ungefragten zusätzlichen Versicherungen aufgedrängt, die Beratung war fundiert und kenntnisreich. Einziges Manko: der Vertrag hatte eine Laufzeit von fünf Jahren, das hatte der Berater verschwiegen und das las die Testkundin erst später im Kleingedruckten.

Versteckte Laufzeiten, Teure Policenpakete, Wissenslücken, fragwürdige Honorare

Für den Vermittler gibt es für solche Laufzeiten zusätzliche kleine Prämien namens Bestandsprovision. Der letzte Versuch bei einer Agentur der SwissLife Select war dann ein regelrechter „Schuss in den Ofen“. Der Vermittler referierte ungefragt und stundenlang über seine Firma und ging überhaupt nicht auf die Bedürfnisse der Kundin ein. Vielmehr versuchte er noch, die Enkelin, die als Zeugin mitgekommen war, anzuwerben als Mitarbeiterin, weil er auch daran verdienen könnte.

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Das Beratungsgespräch versuchte er in der Grauzone „Versicherungscheck“ mit 95 Euro abzurechnen, er nannte das „Schutzgebühr“. Der Experte von WISO fand: ein unzulässiges Beratungshonorar. Er kam insgesamt zu dem Fazit: Teure Policenpakete, kleine bis schwerwiegende Lücken im Wissen der Vermittler und fragwürdige Honorare. Der Kunde sei gut dran, wenn er informiert und gut vorbereitet zum Gespräch mit dem Vermittler ginge, um die richtigen Fragen stellen zu können, Schwachstellen zu entdecken und das gesuchte Produkt am Ende zum angemessenen Preis kaufen zu können.

wiso.de

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