Zwar sind die Prognosen für die Entwicklung der deutschen Gesamtwirtschaft ganz gut, aber die Versicherer sehen dennoch derzeit wenig Anlass für euphorische Überreaktionen. Der Branchenkompass hat durch die Befragung von Führungskräften ans Licht gebracht, dass die Lage aktuell noch ernster eingeschätzt wird als im Jahr 2008, dem Krisenjahr schlechthin. Wie kommt das?

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Heute tendieren 29 Prozent der Teilnehmer dazu, im Zeitraum bis 2018 eine insgesamt schlechtere Entwicklung als in der übrigen Volkswirtschaft zu erwarten und im Maklersegment fand sich die negative Erwartung sogar bei 31 Prozent. Gefragt nach den Grundlagen dieser betrüblichen Einschätzung eines beschränkten Wachstums, gaben die Befragten vor allem die neuen Regulierungsvorschriften zur Antwort. Allen voran sei es die Umsetzung der EU-Vermittlerrichtlinie neben den intensivierten Eigenkapitalvorschriften gemäß Solvency II, von denen man wenige positive Impulse fürs Wachstum erwarte.

Herausforderungen der Branche

Das Thema des ewig niedrigen Zinses hingegen beunruhigt weniger Befragte und spielt eine geringere Rolle als noch 2013. Zwar nehmen drei von vier Entscheidern den Zins nach wie vor als besondere Herausforderung für ihr Unternehmen wahr. Zwei Jahre zuvor aber lag der Wert noch höher, nämlich bei 82 Prozent. Als weiteres wichtiges Faktum arbeitete die Studie heraus, dass man innerhalb der Branche kaum noch Wachstumsperspektiven ausmacht für den Vertrieb der klassischen Lebensversicherung. Alternative Sternstunden aber verspricht man sich sowohl von der betrieblichen Altersvorsorge als auch von den Komposit-Versicherungen.

Reichweite der Digitalisierung

Was ist Compliance? Die größte Herausforderung für 86 Prozent der Unternehmen. Damit gemeint ist u.a., dass neue Aufsichtsregeln wie etwa die Vermittlerrichtlinie IDD den Versicherern engere Grenzen setzen werden und man sich im Sinne der Kundenzufriedenheit selbst strengere Verhaltensregeln auferlegt. Keine guten Voraussetzungen für mehr Wachstum?

Für 83 Prozent liegt die zentrale Herausforderung in der Optimierung der eigenen IT-Landschaft. Auch das Thema Digitalisierung gewinnt an Bedeutung. So gaben vier von fünf Befragten an, die Digitalisierung nähme in Geschäftsprozessen weiter an Bedeutung zu, so reicht die Digitalisierungswelle bis hinein in die Vertriebsabteilungen.

Dreiviertel der Studienteilnehmer aus der Versicherungswirtschaft und 83 Prozent aus der Maklerbranche bewerteten das Thema Kundenbindung beziehungsweise Kundenwertentwicklung entsprechend als „sehr bedeutend“ und fast alle, genauer: 97 Prozent, investieren derzeit in den Ausbau ihrer Kundenberatung.

Ferner sehen 89 Prozent der Teilnehmer vor, die eigene Kundenkommunikation auf allen verfügbaren Kanälen an die Erwartungen der Kunden anzupassen. Dass aktuell noch vergleichsweise wenige Kunden die digitalen Services nutzen, zeigte Versicherungsbote gestern. Trotz allem wollen 77 Prozent der befragten Teilnehmer aus Schlüsselpositionen von Unternehmen Geld ausgeben für mobile Anwendungen.

Mit dem angenommenen gestiegenen Kundenerwartungen wachsen folglich auch die Ausgaben im Segment des (digitalen) Kundenkontaktes und der Kundenbindung. So hat sich abgezeichnet, dass sich im Zeitraum 2013 bis 2015 der Anteil des IT-Etats am Gesamtbudget merklich noch oben bewegte und sich künftig noch weiter steigern wird.

Ein Viertel aller Investitionen für die IT-Technik

So werden voraussichtlich allein bei den Versicherern bis zum Jahr 2018 rund ein Viertel aller Investitionen in die IT eingehen. Die „Big Player“ der Versicherer wollen sogar 29 Prozent der Ausgaben in die IT-Optimierung investieren, die befragten Makler immerhin noch zu 18 Prozent. Sopra Steria Consulting mutmaßt auf der Grundlage dieser Ergebnisse, es habe sich in der Versicherungswirtschaft die Erkenntnis durchgesetzt, dass die Optimierung der IT-Landschaft die notwendigen Voraussetzungen schaffe für die erfolgreiche Digitalisierung – und damit auch für den langfristigen Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit.

„Die Automatisierung, Virtualisierung und Digitalisierung von Prozessen hat in der Versicherungsbranche seit Jahren eine hohe Relevanz, denn die Assekuranzen haben gemerkt, dass sich durch Digitalisierung enorme Summen und Zeit einsparen lassen“, beurteilt Petra Weber als Managerin der Insurance Business Consulting bei Sopra Steria Consulting die Ergebnisse der Untersuchung.

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Und: „Der Branchenkompass bestätigt dies nachhaltig. Die Versicherungswirtschaft investiert in die Themen Prozessautomation, Portale und Kundenbindung – Faktoren, die die Branche einen Schritt weiter in Richtung digitaler Exzellenz bringen.“

Sopra Steria Consulting

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