Die Niedrigzinsphase setzt der Versicherungswirtschaft weiter zu. Die Versicherer haben mittlerweile umfangreiche Reserven gebildet. In Zinszusatzreserven, freier Rückstellung für Beitragsrückerstattung (RfB), kollektiver RfB und Bewertungsreserven schlummern derzeit diese Milliarden. Gleichzeitig erhalten Aktionäre weiterhin exorbitante Dividenden.

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BdV: Reserven der Lebensversicherer sind viel zu hoch

Etwa 70 Milliarden Euro solcher Reserven werden nicht als Überschüsse an die Kunden gezahlt. Dabei stünden diese eigentlich den Kunden zu, moniert der Bund der Versicherten in einer Stellungnahme für eine Anhörung des Finanzausschusses des Deutschen Bundestages. Die Reserven seien demnach viel zu hoch. Auch werden diese Reserven fast vollständig zu Lasten der Verbraucher finanziert. „Kunden verzichten auf so viele Überschüsse als müssten sie alleine den Grexit stemmen“, vergleicht Kleinlein.

„In erheblichem Umfang hat die Versicherungsbranche Gelder als Reserven geparkt, die eigentlich den Kunden zufließen müssten“, stellt Kleinlein fest. Hauptgrund für die hohen Reserven ist die Differenz zwischen den in einigen Verträgen garantierten Zinsen und den derzeit niedrigen Zinsen bei festverzinslichen Wertpapieren. „Ohne Not haben die Versicherer in den 90er Jahren mit einem Garantiezins von 4 Prozent kalkuliert und sehen angesichts der niedrigen Zinsen jetzt Probleme“, erklärt Kleinlein. Sein Fazit ist klar: Die Versicherungsmanager haben sich verkalkuliert.

Folgen der Fehlkalkulation werden auf die Kunden abgewälzt

Anders als in anderen Branchen könnten die Versicherer aber die Folgen der Fehlkalkulation auf die Kunden abwälzen, kritisiert der BdV. In der klassischen Lebensversicherung kalkulieren die Versicherungsmathematiker, die Aktuare der Unternehmen, mit einem Garantiezins, der für den gesamten Vertragsverlauf festgeschrieben ist. Dabei dürfen sie eine Obergrenze nicht überschreiten, niedriger ist jedoch erlaubt.

Versicherer bildeten nun die zusätzlichen Reserven, finanzierten diese aber aus den Überschüssen. Während die Unternehmen nur marginale Einbußen haben, erhalten Kunden dadurch weniger Ablaufleistungen und Renten. „Wir fordern, dass die Unternehmen mindestens in gleichem Maße Verzicht üben, wie die Kunden. Die Reserven für alle Unternehmen müssen nach gleichen Spielregeln gebildet werden. Zudem muss transparent gemacht werden, welche Gelder geparkt werden. Und überflüssige Kürzungen bei den Bewertungsreserven müssen rückgängig gemacht werden“, erklärt Kleinlein.



Bund der Versicherten e. V.

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