Was den Autofahrer freut, ist des Versicherers Leid. Bei der Auto-Versicherung sind laut einer Studie der Berater von KPMG einschneidende Veränderungen am Markt im Anmarsch. Minuszeichen beim Kfz-Prämienumsatz nämlich sind im Kommen. Autonom fahrende Autos bewegen sich sehr defensiv und sozusagen weniger schadengeneigt durch den Verkehr. Beim Carsharing teilen sich nicht nur mehrere Menschen ein Auto, sondern auch die allfällige Autoversicherung. Und damit sinkt der Umsatz der Assekuranz mit jeder Zunahme brüderlich geteilter Mobile.

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Weniger Unfälle gleich weniger Prämie

Und dann hat der technische Fortschritt auch noch das selbst bremsende Auto hervorgebracht, das zudem den toten Winkel beim Spurwechsel und an Kreuzungen und Supermarktausfahrten den Querverkehr „beobachtet“. Und forsche Fahrer ausbremst. Weniger Schäden sind gleich weniger Kosten sind gleich weniger Prämienaufwand für die Autohalter. Betroffen von den Marktveränderungen in Form sinkender Prämien sind aus Sicht von KPMG vor allem die Vermittler, die bislang von Kfz-Prämien je nach Lage des Falles gut lebten.

Decken die Erlöse aus der Autosparte bislang doch einen Gutteil der Bürokosten von Makler & Co. Aber immer mehr Kunden versichern ihr Heilig’s Blechle, so die Schwaben liebevoll zu ihrem fahrbaren Untersatz, lieber über das Internet. Außerdem zeigen sich die Autohäuser aktiv im Verkauf von Blechpolicen. Erstens, weil die Hersteller bei Zusatzgeschäften wie Versicherung oder Autofinanzierung Druck ausüben, schlicht Verkaufsvorgaben machen.

Autohäuser verkaufen immer mehr Policen

Zweitens müssen die Autohäuser schmale Verkaufsrenditen bei Autos mit Finanzgeschäften aller Art päppeln, um auskömmlich wirtschaften zu können. Und jeder nicht vom Makler umgesetzte Auto-Euro fehlt am Jahresende in seiner Kasse. Das kann schwer wiegen, verdient doch jeder Kaufmann seinen Gewinn erst mit den letzten Euro, die er bei seinen Kunden erlöst. Bis 2030, so schreibt KPMG, könne der Umsatz mit Kfz-Versicherungen beim heutigen Vermittler um 15 bis 45 Prozent sinken.

„Im selben Maß, in dem die Zahl der Unfälle und das Volumen der Prämien sinken, dürften auch die Kosten für die Kfz-Versicherungspolicen zurückgehen“, erklärte KPMG-Partner Markus Heyen in Frankfurt nach Angaben des „Handelsblatts“ (HB) und bringt große Zahlen ins Spiel.

Im Jahr 2014 erlösten die deutschen Kfz-Versicherer insgesamt rund 24 Milliarden Euro. Im für die Assekuranz-Vertriebe besten Szenario könne der Kfz-Umsatz in den kommenden 15 Jahren um 15 Prozent schrumpfen. Wenn sich der technologische Fortschritt weiter beschleunige, droht nahezu eine Halbierung der Einnahmen. Im schlimmsten Umsatzszenario auf gut 13 Milliarden Euro pro Jahr, sobald der Kalender 2030 anzeigt.

Für die Versicherer sind zudem weniger Kompensationen beim Umsatz in Aussicht. Deckungen für zunehmende Rückrufkosten (siehe zurzeit Volkswagen und sein „Dieselgate“) oder Policen für Produkthaftung werden nicht im dem Maße stärker nachgefragt werden, wie der klassische K-Umsatz bei den Versicherern zurückgeht.

Einige Kfz-Versicherer verschwinden vom Markt

„Der Umbruch in der Kfz-Versicherung wird - geradezu unausweichlich - zu derart hohen Prämienrückgängen führen, dass eine signifikante Reduktion der Kosten unvermeidbar sein wird“, zitiert das Handelsblatt den KPMG-Manager Jörg Wälder. Aus Sicht der Studienautoren könnten einige Versicherer in Zukunft bessere Bilanzergebnisse einfahren, indem sie ihr K-Angebot einstellen. Das betrifft sicherlich nicht die K-Spartenriesen Allianz und HUK-Coburg, wohl aber kleinere Anbieter, deren an Stückzahlen und Euro eher überschaubare Kfz-Bestände zugleich höhere, nicht auskömmliche Stückkosten verursachen.

KPMG sieht laut HB drei Gründe, weswegen Auto und Versicherung für die Assekuranz zu neuen Rahmenbedingungen führen. Fahrerassistenzsysteme und bald selbstfahrende Autos werden der Studie zufolge die Unfallzahlen bis zum Jahr 2030 etwa halbieren. Außerdem steigen mehr und mehr Fahrer auf Carsharing-Mobile um; das eigene Auto gerät für immer mehr Menschen außer Mode. So könnten von den heute gut 40 Millionen zugelassenen Autos demnächst bis zu 4,5 Millionen Privat-PKW verschwinden.

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Auch neue Techniken, etwa der 3D-Druck, könnten den Bedarf an LKW drücken, wegen wegfallender Liefer-Transporte. In der Folge, so die Studie, könnte der Umsatz mit LKW sowohl für Mercedes, MAN, Scania & Co ebenso sinken wie für Versicherer von Allianz bis Zurich. Um bis u 30 Prozent in der Summe. Damit drohen zum Jahr 2030 hin schwere Zeiten für Flottenverkäufer – und Versicherer.

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