Zurzeit sind die Hürden für die neun Konzerne leicht zu überspringen. Denn laut den Aufsehern liegen ihrer Kapitalpuffer im Schnitt bei 260 Prozent des geforderten Basiswertes. Für BaFin-Chef Felix Hufeld, der zurzeit auch dem IAIS vorsitzt, ist es ein „Meilenstein“, um die von großen Versicherern ausgehenden Risiken einzudämmen.

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In einer Krise soll ein Unternehmen nicht mehr das ganze Finanzsystem in Gefahr bringen

Nach Ausbruch der Finanzkrise im Jahr 2008 haben die 20 größten Wirtschaftsnationen (G20) Regeln für "global systemrelevante" Versicherer gefordert, damit kein Anbieter das Finanzsystem in Gefahr bringen kann. Vor allem haben sie dabei die Rolle der Versicherer außerhalb ihres angestammten Geschäfts im Auge, die auf Suche nach Renditen auch als Investoren und Kreditgeber auftreten. Diese Aktivitäten machen 19 Prozent ihres Geschäfts aus, so berichtet IAIS. Die G20 müssen allerdings die Vorgaben für zusätzliche Kapitalpuffer im November noch abnicken.

Ein Beispiel einer solchen Situation waren in der Finanzkrise 2008 die Randgeschäfte den US-Branchenriesen AIG, die der Versicherer nur mit einer zwischenzeitlichen Verstaatlichung überlebte. Dies hatte wiederum unabsehbare Folgen für die Finanzmärkte gehabt. Zu den "global systemrelevanten" Versicherern zählen die Aufseher neben der Allianz und AIG unter anderem auch die britische Aviva, die französische Axa und die italienische Generali sowie die Ping An Insurance aus China.

Versicherungsbranche anders als Banken

Rückversicherer wie die Münchener Rück und Swiss Re blieben erstmal außen vor. Eine Entscheidung, ob und welchem Maße auch sie als systemrelevant gelten, wird erst nächstes Jahr entschieden. Besonders der Branchenriese aus der USA Berkshire Hathaway (General Re), wehrt sich dagegen, dass er in die Kategorie der Rückversicherer eingestuft wird. Es wird auch von vielen Versicherern argumentiert, dass die Branche wegen ihrer Sicherheitsmechanismen anders als Banken dem Finanzsystem nicht gefährlich werden kann.

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Das IAIS schreibt auch die nationalen oder EU-weit geltenden Regeln für die Branchenriesen von 2019 an als verbindlich vor. Obwohl sie ursprünglich bis dahin nur 75 Prozent verlangen wollten. Allerdings führt die EU ohnehin Anfang 2016 ein verschärftes Regelwerk namens „Solvency II“ ein, das die Kapitalpuffer stärker an den dahinter steckenden Risiken ausrichtet. Jedoch hat sie, vor allem zu Gunsten der kleineren Versicherer, dafür gesorgt, dass lange Übergangsfristen gewährt sind. Die Aufseher arbeiten gleichzeitig an einem weltweiten Eigenkapitalstandard, den es für Versicherer -anders als für Banken- noch nicht gibt. Er soll die nationalen oder regionalen Regeln ersetzen.

Handelsblatt

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