Auch die aktuelle Bundesregierung hat sich auf ihre Agenda geschrieben, die Rentensysteme anzugleichen. Im Koalitionsvertrag steht nun, dass man dies bis zum Ablauf des Jahres 2019 bewältigt haben will. Vorerst, im Jahr 2016, ist eine Überprüfung vorgesehen und für 2017, wenn möglich, ein erster Zwischenschritt. Wie bekannt ist, errechnet sich die Rentenhöhe aus dem Bruttoverdienst, und diese sind im Osten geringer, auch wenn es den Gewerkschaften gelungen ist, bei den Tariflöhnen immerhin mit 97 Prozent eine Angleichung ans Westniveau zu erzielen, wie auf mz-web.de zu lesen war.

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Aber effektiv liegen die Löhne in Ostdeutschland doch nur bei 77 Prozent der Westverdienste. Verdi-Chef Frank Bsirske gab außerdem zu bedenken, dass im Osten Deutschlands nur 47 Prozent der Beschäftigten überhaupt von einer Tarifbindung erfasst sind, während es in Westdeutschland sechzig Prozent sind. All diese Faktoren schlagen sich im aktuellen Rentenwert nieder, der Anfang Juli von der Bundesregierung festgeschrieben wurde, im Osten beträgt er seither 27,05 Euro und im Westen 29,21 Euro. Im Osten erhält man damit 92,6 Prozent des Westniveaus. Aber ob nun 100 oder 92 Prozent, "hüben wie drüben" wird die gesetzliche Rente künftig kaum ausreichen. Der Versicherungsbote hat in der Vergangenheit bereits darauf hingewiesen.

Rente gibt's nicht länger abzugsfrei

Denn neben diesen Ungleichheiten gibt es weitere Punkte, die beunruhigend sind, wie Altersvorsorge-Experte Frank Breiting findet. Denn so richtig klar sei nach der Betrachtung der Renteninformation keinem, wieviel man und ob man überhaupt etwas für die Vorsorge tun sollte. Jährlich informiert die Deutsche Rentenversicherung Bund zwar über den Betrag, den man im Moment des Renteneintritts erhalten würde. Reicht der Betrag, oder muss man privat oder betrieblich noch etwas dazutun, um sich einen akzeptablen Lebenstandard zu halten?

Angenommen man bekäme die Renteninformation, die von einem Renteneintritt im Jahr 2037 ausgeht und von ununterbrochener Beitragszahlung, dann steht man mit 2050 Euro doch eigentlich ganz gut da. Dabei wäre dies noch eine vergleichsweise hohe Rente. Oder doch nicht? Eher nicht, denn künftig müssen zunehmend Steuern auf die Rente gezahlt werden, so das für den Beispielfall nur noch 1.850 Euro übrig blieben. Nun gilt es noch, den Krankenversicheungsbeitrag abzurechnen. Während die Spanne der Preise und Leistungen bei Privatpatienten im Alter recht weit ist, liegen die der Gesetzlichen etwas darunter. Nimmt man, wie es dasinvestment.com in seiner Beispielrechnung getan hat, als Einkommen nur die staatliche Rente als Berechnungsgrundlage des Beitrags her, so kommt man auch hier nicht unter 200 Euro, nun wären noch 1.650 Euro Rente übrig.

Kaufkraft sinkt, Inflation steigt, Rente wird knapp

Nun nagt an dem bescheidenen Betrag auch noch die Inflation. Wie dasinvestment.com schreibt, lassen sich mit der Kaufkraft von 1.650 Euro in 22 Jahren bei einer angenommenen Geldentwertung von zwei Prozent nur noch Waren und Diensleistungen kaufen, die einem Gegenwert von 1.067 Euro entsprechen. Um deutlich zu machen, wie drastisch die Situation sein könnte, führt das Online-Portal den Vergleich mit Hartz IV ins Feld. In der Addition ergeben die 391 Euro Regelleistung plus 600 Euro Mietzuschuss plus 100 Euro Heizkosten genau 1.091 Euro, steuerfrei. Die staatliche Rente eines gut verdienenden Beispielrentners entspricht also gerade einmal der Grundsicherung. Vielleicht werden die Renten erhöht. Bei den aktuellen Geburtenraten ist das rein rechnerisch aber eher schwer denkbar, beziehungsweise wäre diese enorme Belastung einfach unfair gegenüber den kommenden Generationen. Gegenwärtig freut sich Deutschland über eine große Zahl von Zuwanderern, das könnte die Problematik leichtgradig entschärfen.

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Das Portal dasinvestment.com rät dringend dazu, privat oder betrieblich vorzusorgen, auch wenn das für heute Einschränkungen bedeutet. Dabei sollte man das Geld aber nicht in Tagesgeldkonten oder Sparbüchern „verbraten“, eher seien risikoreiche Anlagen vorzuziehen, die Renditen erzielen könnten, mit denen ein luxuriöser Lebensabend wieder vorstellbar werde. Bei einer sich über mehrere Jahrzehnte erstreckenden Ansparphase immerhin habe eine breit gestreute Aktienanlage noch niemals Verluste eingebracht. Und das gelte selbst für den schlechtesten Aktienfonds. Das Kapitalmarktrisiko freilich trägt bei solch einer Anlage dennoch der Kunde.

Mitteldeutsche Zeitung, Das Investment

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