Der Industrieversicherer Allianz Global Corporate & Specialty hat sich in seiner jüngsten Studie „A Guide to Cyber Risks: Managing The Impact of Increasing Interconnectivity“ auf die aktuellen Gefährdungen für Unternehmen aus dem Cyperspace fokussiert. Was vor einigen Jahren noch eine Gefahr am Rande war, hat inzwischen extreme Dimensionen angenommen. Die jährlichen Summen, die zur Behebung von Schäden in Folge von Cyberkriminalität aufgewendet werden müssen, wachsen kontinuierlich, wie die Allianz schrieb.

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Schäden durch Cyberkriminalität kosten jährlich 445 Mrd. US$

Von den rund 445 Milliarden US$ die jedes Jahr für Cyberangriffe draufgehen, wird die Hälfte von den weltweit zehn größten Volkswirtschaften getragen und allein in Deutschland liegen die Ausgaben hierfür bei etwa 59 Milliarden US$ im Jahr. Chris Fischer Hirs, CEO von AGCS macht sich über den Grad der Bedrohung keine Illusionen: „Vor nur 15 Jahren waren Cyberangriffe sporadisch und die wenigen Vorfälle meist das Werk von ‚Hacktivisten‘. Mit der zunehmenden digitalen Vernetzung, der Globalisierung und der Kommerzialisierung von Internetkriminalität kam es zu einer Explosion der Cyberangriffe sowohl hinsichtlich ihrer Häufigkeit als auch hinsichtlich ihrer Schwere”. Deshalb empfiehlt Fischer Hirs eine Cyberversicherung, diese könne „eine robuste IT-Security keinesfalls ersetzen, aber sie schafft eine zweite Verteidigungslinie, um die negativen Folgen von Cyberangriffen abzufedern. Wir beobachten eine zunehmende Nachfrage solcher Deckungen. Und wir möchten unsere Kunden dabei unterstützen, Gefahren aus dem Netz zu verstehen und sich besser dagegen zu wappnen.“

Bisher ist die Sensibilisierung für das Thema noch nicht weit genug gediehen, erst zehn Prozent der Unternehmen schützen sich durch den Kauf von Cyperpolicen. Doch angesichts eines wachsenden Bewusstseins für die enormen Risiken sowie des strengeren regulatorischen Umfelds würde allmählich die Nachfrage potenziert. So ist sich die AGCS gewiss, dass das weltweite Prämienaufkommen von Cyberversicherungen innerhalb der nächsten zehn Jahren ansteigen wird auf über 20 Milliarden US-Dollar, während es aktuell bei nur zwei Milliarden US-Dollar liegt.

Virtuelle Erpressung, Diebstahl fremden Eigentums, Betriebsunterbrechungen

Dass diese Prognose stimmig ist, bezeugt die neue Qualität der Gefahren. Waren es bisher in erster Linie Datendiebstähle und Datenschutzverletzungen, die den Unternehmen unruhige Nächte bescherten, so ist die jüngste Generation der Cyberrisiken durch eine ganz neue Qualität charakterisiert: Unternehmen werden sich künftig mit dem Diebstahl von geistigem Eigentum konfrontiert finden sowie mit virtuellen Erpressungen oder teuren Folgen von Betriebsunterbrechungen (BU). Im Ergebnis von Cyberangriffen kann es auch zu rein technischen IT-Ausfällen oder Prozessfehlern kommen, im schlimmsten Fall wird so das gesamte Unternehmen lahmgelegt. „Wenn Unternehmen an Cyberrisiken denken, dann denken sie nicht zuallererst daran, dass ihr Betrieb oder ihre Produktion still stehen könnten. Das ändert sich gerade“, weiß Georgi Pachov, Cyber-Experte im Global Property Underwriting-Team der AGCS. Er vermutet: „Innerhalb der nächsten fünf bis zehn Jahre wird sich Betriebsunterbrechung zu einem zentralen Risiko für internet- und technologiebasierte Unternehmen entwickeln – und die entsprechende Deckung zu einem wichtigen Element von Cyberversicherungen.”.

Anders als in Deutschland kann die Entwicklung des Versicherungsmarktes für Cyberschäden in den USA als bereits gut entwickelt beschrieben werden. Das ist vor allem das Resultat strengerer Datenschutzbestimmungen.

Gesetzliche Regelungen begünstigen die Nachfrage nach Cyberversicherungen

Durch neue gesetzliche Regelungen und schärfere Haftungsgrenzen, sei die Nachfrage nach Cyberpolicen spürbar gestiegen, so Nigel Pearson, bei der AGCS weltweit zuständig für Cyberversicherung. Solche strengeren Regularien sind auch in Hongkong, Singapur und Australien vorgesehen. Auch innerhalb der EU ist mit strengeren Richtlinien zu rechnen – wenn diese zunächst aus Uneinigkeit auch nicht paneuropäisch ausfallen, so doch aber national.

Die Allianz spricht sich dafür aus, dass Cyberversicherungen ihren Deckungsumfang erweitern, was auch die Integration von Betriebsunterbrechungsrisiken beinhaltet. Ferner geht sie davon aus, dass sich Cyberausschlüsse in klassischen Schaden- und Haftpflichtpolicen mehr und mehr etablieren und sich im Gegenzug Cyberversicherungen als eine eigenständige Produktkategorie durchsetzen werden.

Internetkrimininalität erreicht bald Katastrophen-Potential?

Wie Schätzungen bereits heute voraussagen, könnten in den nächsten fünf Jahren eine Billion Geräte untereinander vernetzt sein und 50 Milliarden Maschinen könnten täglich miteinander Daten austauschen. Welche Tragweite das für die Sicherheit von Daten, Systemen oder der Strom- und Wasserversorgung hat, ist abzusehen: Kraftwerke oder Fabriken könnten von Hackern angegriffen werden, Sachschäden durch Feuer oder Explosion könnten die Folge sein und zu Betriebsunterbrechungen führen. Auch werden laut der Allianz durch Internetkriminalität verursachte Katastrophenschäden immer wahrscheinlicher. Damit sind Attacken auf die Internetinfrastruktur gemeint, also weitreichende Datenvorfälle oder ein Netzwerkausfall bei einem Cloud-Service-Provider; ein schwerer Cyberangriff auf einen Energieanbieter oder ein Versorgungsunternehmen – das würde nicht allein einen großflächigen Ausfall von Dienstleistungen bewirken, sondern zudem beachtliche Sachschäden verursachen oder schlimmstenfalls sogar Menschenleben kosten, so die Allianz.

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Dabei sollte nicht vergessen werden, dass Versicherungsmodelle nur einen Teil der Lösung dieses Problems darstellen. Denn das Problem Cyberrisiko ist damit nicht behoben. „Eine Cyberversicherung abgeschlossen zu haben, bedeutet nicht, bei der IT-Sicherheit sparen zu können. Vielmehr gehen die technologischen, betrieblichen und versicherungstechnischen Aspekte des Risikomanagements bei Cyberrisiken Hand in Hand”, ergänzt Jens Krickhahn, dem AGCS-Experten für Cyberversicherungen in Deutschland.

allianz.de

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