Sie drohten, mir die Organe rauszuschneiden

Sieben Zähne sind abgesplittert, Prellungen, Blutergüsse, offene Wunden und Todesangst. Die Folgen einer eskalierten "Aussprache" zwischen "Kollegen" aus der Versicherungsbranche. Eine ganz unglaubliche Geschichte im Kampf um Mitarbeiter, Kunden und Bestände.

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Nur reden

Nach seinen Angaben wollte Alex F. nur mit einem anderen Versicherungsvermittler reden. Dieser habe ihm vor kurzem mindestens vier seiner Mitarbeiter abgeworben. "Ich habe mehrere 10.000 Euro in deren Aus- und Fortbildung gesteckt, und plötzlich kündigte einer nach dem anderen", sagt Alex F. dem Kölner EXPRESS. Er sei zu dem anderen Versicherungsvermittler (laut Kölner EXPRESS angeblich ein Makler) ins Büro gefahren, um zu fragen was das soll.

Oder doch schlagen?

Der Andere sei - während des auch mit Schimpfworten geführten Gesprächs - dann irgendwann aufgestanden und habe ihm ins Gesicht geschlagen. Als Alex F. aus dem Büro flüchten wollte wurde er nach seiner Darstellung von drei weiteren Männer abgepasst, die mit Tritten und Schlägen auf ihn "eingedroschen" hätten. Alex F. schildert den Angriff wie folgt weiter: "Sie haben mich schwer verletzt auf einen Stuhl gesetzt. Da zog einer ein Klappmesser und sagte: »Und jetzt schneiden wir dir die Organe raus, du Sau!«. Ich hatte Todesangst!"

Polizeiruf 110

Alex F. sei sodann im Büro eingeschlossen wurden, welches die Angreifer nach der Attacke verlassen hätten. Er habe dann mit seinem Handy die Polizei gerufen, die kurz darauf eintraf und die Personalien von Alex F. und den Tatverdächtigen aufnahm.

Wiedersprüchliche Angaben

"Die Angaben sind widersprüchlich. Die von Herrn F. Beschuldigten haben ihn selbst wegen Erpressung und Bedrohung angezeigt. Herr F. die anderen wegen gemeinschaftlicher gefährlicher Körperverletzung. Unsere Kollegen von der Kripo müssen nun ermitteln, was sich tatsächlich abgespielt hat", so eine Sprecherin der Polizei Bonn zum Kölner EXPRESS.

Signal/Iduna hat reagiert

"Wir haben als unmittelbare Konsequenz einen Außendienstpartner freigestellt. Die Signal Iduna toleriert in keiner Weise gewaltsame Auseinandersetzungen seiner Mitarbeiter und Außendienstpartner." Im Weiteren sei die interne Vertriebsrevision eingeschaltet.

Bundesverbandes Deutscher Versicherungskaufleute e.V.

Kurt Nörenberg ist Landessprecher NRW des Bundesverband Deutscher Versicherungskaufleute e.V. und weiß, wie hart das Geschäft auf dem freien Markt ist. "Dass die Agenten sich gegenseitig Kunden und Mitarbeiter abwerben, ist im heutigen Konkurrenzkampf völlig normal. Aber es gibt gesetzliche Bestimmungen, wie man da vorgehen darf. Dennoch hat Herr F. natürlich rechtlich keine Möglichkeit, dagegen vorzugehen. Es ist die Entscheidung der Mitarbeiter, für wen sie arbeiten wollen, wenn sie ein besseres Angebot bekommen. Es geht generell halt immer um Umsatz, Umsatz, Umsatz!" - so Kurt Nörenberg. Und weiter "Das ist gang und gebe in der Branche. Es ist aber unglaublich, dass die sich da rumgeprügelt haben. Der Ruf in unserem Gewerbe ist eh nicht der beste. Da muss sowas dann wirklich nicht sein."

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Lebensversicherungsreformgesetz

Jünst berichtete Versicherungsbote zu den Auswirkungen zum Lebensversicherungsreformgesetz (LVRG). So z.B in den Artikeln Makler verspüren Verschlechterung durch Lebensversicherungsreformgesetz und Signal Iduna: Die wollen gar keine Lebensversicherung mehr!. Das der Kampf um Versicherungsvermittler wegen zurückgehender Zulassungszahlen weiter zunehmen wird ist logische Konsequenz. Die neue Eskalationsstufe in diesem Kampf ist jedoch völlig inakzeptabel. Das Wettberwerbsrecht hat Regeln - auch für Versicherungsvermittler!

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