Bedienung

Die Bedienung ist einfach gestaltet, mit Schiebereglern lassen sich einige Einstellungen vornehmen. Unten rechts gibt es weitere Einstellmöglichkeiten. Erst dort ist versteckt, ob die Rentenlücke für die neuen oder die alten Bundesländer berechnet werden soll. Dies wäre direkt auf der Seite besser platziert gewesen.

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Bisher erworbene Entgeltpunkte

Nutzer können mittels der Schieberegler ihr derzeitiges Gehalt angeben oder unter den Einstellmöglichkeiten unten rechts in der sich öffnenden Maske die tatsächlich erworbenen Entgeltpunkte aus dem letzten Rentenbescheid eingeben. Letzteres ist natürlich die weitaus genauere Variante.

Zukünftige Entgeltpunkte – die Märchenstunde

Die Hochrechnung durch den Renten-Lücken-Rechner des DIA (Deutsches Institut für Altersvorsorge) ist abenteuerlich, denn diese basiert für die Zukunftsrechnung nicht etwa auf dem derzeitig angegebenen Gehalt. Wer oben rechts auf den "i"-Button klickt erfährt, dass nun plötzlich mit einem Durchschnittsentgelt weiter gerechnet wird. 34.857 Euro für die alten und 29.359 Euro für die neuen Bundesländer.

Zitat aus den Nutzungsbedingungen: "Für die Ermittlung der gesetzlichen Rente nach Rentenformel werden die bei Renteneintritt erworbenen Rentenpunkte benötigt. Es werden dann für ein angenommenes gleichbleibendes Gehalt und Durchschnittsentgelt die noch zu erwerbenden Rentenpunkte berechnet. Als Durchschnittsentgelt wird der vorläufige Wert für 2014 - 34.857 EUR für die alten und 29.359 EUR für die neuen Bundesländer - verwendet."

Schöne Falschrechnung

Um es ganz klar an einem Beispiel zu definieren: Der Nutzer (hier ein Arbeiter oder Angestellter aus den neuen Bundesländern, Jahrgang 1980, Steuerklasse I) gibt in den Renten-Lücken-Rechner auf der Seite der DIA sein derzeitiges monatliches Nettoeinkommen mittels Schieberegler mit 1.800 Euro netto an. Das entspricht einem Jahres-Netto von 21.600 Euro. Er wird annehmen, dass mit diesem Jahres-Netto weitergerechnet wird, was aber nicht der Fall ist, denn weitergerechnet wird mit 29.359 Euro (nun wohl plötzlich brutto). Vielleicht hat der Nutzer zusätzlich auch noch übersehen, dass er in den weiteren, verdeckten Einstellungen auch die Berechnung für die neuen Bundesländer hätte auswählen müssen.

Die Abfrage der Nettoverdienste ist m.E. im Übrigen schon grundsätzlich falsch, weil zur Sozialversicherungsabgabe das sozialversicherungspflichtige Bruttogehalt zugrunde zu liegen hat. Stellt sich die Frage, was ein solcher Rechner bezwecken soll, der m.E. nicht einmal als Schätzrechner taugt. Von einer Verwendung kann ich daher nur abraten.

Rentenreformgesetz

Im Weiteren ist fraglich, ob das Rentenreformgesetz in den Renten-Lücken-Rechner der DIA Eingang gefunden hat. Auf ersten Blick würde ich dies verneinen. Ansonsten ist nicht erklärlich, warum der Ältere weniger Rente, der Jüngere aber angeblich mehr Rente erhalten soll. Dies kann man leicht selbst testen, indem man den Schieberegler für das Alter einmal ganz nach links und dann ganz nach rechts stellt.

Der Sozialverband VDK stellt in einem Beispiel das ganze Gegenteil des DIA Renten-Lücken-Rechners dar. Dort steht zu lesen (Zitat): "Das Rentenniveau liegt 2013 bei (geschätzten) 49,7 Prozent; 2030 wird es bei (ca.) 43 Prozent liegen. Das heißt: 2030 wird das Rentenniveau um 13,5 Prozent niedriger sein als 2013. Ein vereinfachtes Rechenbeispiel soll dies verdeutlichen: Bürger A erhält mit 65 Jahren und nach 45 Arbeitsjahren ab Dezember 2012 eine Regelaltersrente von Euro 1.000,00. Bürger B erhält ab 2030 (erst) mit 67 Jahren eine Regelaltersrente. Bürger B hat genau so viele Beiträge in gleicher Höhe wie Bürger A in die Rentenversicherung eingezahlt. Bürger A erhält eine Rente von Euro 1.000,00. Bei Bürger B wird die Rente ca. 13,5 Prozent niedriger sein, nämlich nur Euro 865,00. Und das, obwohl Bürger B genau so viel in die Rentenversicherung einbezahlt hat wie A und genau so lange gearbeitet hat. Fraglich ist, ob Bürger B bis zum Alter von 67 Jahren einen Job hat und ob er bis dahin gesund bleibt. Müsste ein Bürger 2030 mit 63 in die Rente gehen, dann müsste er noch einen Abschlag von 14,4 Prozent in Kauf nehmen. Dann wäre die Rente nur noch Euro 740,00 pro Monat."

Zumindest ein Gutes

Der Renten-Lücken-Rechner auf der Seite der DIA weist zumindest ein positives Merkmal trotz irreführender Zahlen auf. Er zeigt auf, dass der vorstehend beschriebene Nutzer von seinen 1.800 Euro Nettogehalt jeden Monat über 500 Euro aufbringen müsste, um die Lücke von gesetzlicher Rente bis zum ehemaligen Nettoeinkommen bei einem Garantiezinssatz von 1,3 % schließen zu können. Das auch diese Rechnung wegen der vorhergehend viel zu ungenauen Schätzung schlussendlich nicht stimmt, sei dahingestellt. Allerdings wird deutlich, dass es mit 50 Euro monatlichem Sparbeitrag eben nicht getan ist.


Weitere Ungereimtheiten

Das die Seite zum Renten-Lücken-Rechner der DIA

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  • kein eindeutiges Impressum aufweist,
  • eine Art Impressum dann aber doch in den Nutzungsbedingungen zu finden ist,
  • dass dort im "Nutzungsbedingungs-Impressum" nicht etwa die DIA angegeben ist, sondern eine Firma birkenbeul communications GmbH,
  • obwohl der Renten-Lücken-Rechner in einer Pressemeldung der DIA als DIA-Werk bekannt gegeben wird und
  • dass letzlich die Nutzungsbedingungen nicht ausgedruckt werden können,

dies fällt wegen der vorstehend aufgeführten wichtigeren Unzulänglichkeiten schon kaum noch ins Gewicht.

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