Mustersparer für den Renditevergleich von Staatsrente, Riester und Rürup sei ein 50-jähriger Selbstständiger, der sich überlegt, jeden Monat 175 Euro für später zu sparen. Zu diesen drei Spar-Alternativen sowie zur privaten, nicht geförderten Rente beim Lebensversicherer hat das Onlineportal geldtipps.de Vergleichsrechnungen durchgeführt. So berichtet es mediafon.net. Im Musterfall will ein angehender Rentner 17 Jahre lang sparen, von Alter 50 bis 67 Jahre, wenn er in Rente geht. Sein Einkommen wird mit 52.500 Euro pro Jahr angenommen. Der Mustersparer sei selbstständig und nicht bei der Deutschen Rentenversicherung pflichtversichert.

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Gesetzliche Rente: 159 Euro

Auf Basis dieser Rahmendaten seien nun die Renten- und Rendite-Ergebnisse monatlicher Sparraten in Höhe von 175 Euro verglichen worden. Für die Gesetzliche Rente wurde laut Mediafon.net eine voraussichtliche Rente von 159 Euro im Monat ermittelt. Dieser Betrag erscheint nominal plausibel; handelt es sich dabei doch um nichts anderes als das Ergebnis der Rentenformel.

Rürup und Riester weniger

Bei der Rürup-Rente wollen die Rechner demnach eine garantierte Rente von 139 Euro pro Monat ermittelt haben (Beispiel sei ein nicht näher genannter Tarif der Europa Versicherung). Ein Riester-Vertrag, hier ebenfalls mit namenlosem Tarif von Cosmos Direkt, soll garantiert 131 Euro Rente bringen. Ebenfalls lebenslang, logisch.

Die Renditen

Aus den Bruttorenten werden in dem Mediafon.net-Beitrag zwar keine Nettorenten, dafür aber Nettorenditen, bei denen Faktoren wie Steuern und Rentenerhöhungen berücksichtigt seien (wie genau und auf Basis welcher mathematischer Barwerte und Steuersätzen für Spar- und Rentenphase: das wird nicht beschrieben). Geldtipps.de habe bei dem vorgestellten Modell diese Nettorenditen ermittelt:

  • 2,6 Prozent für die Gesetzliche Rente
  • 2,5 Prozent für Rürup
  • 2,2 Prozent für Riester
  • 1,5 Prozent für Privatrente (Beispiel Europa Versicherung, Bruttorentenbetrag nicht genannt)

Frauen „schaffen“ drei Prozent und mehr

Die genannten Renditesätze seien auf Männer bezogen. Für Frauen erhöhe sich die Rendite auf 2,9 bis 3,3 Prozent. Das ist systematisch klar: Frauen haben eine höhere fernere, vulgo „Rest“-Lebenserwartung. Immobilien und Wertpapiere seien nicht verglichen worden, „da deren Ergebnis mit zu vielen Risiken behaftet und nicht seriös prognostizierbar ist“, schreibt Mediafon.net in dem Beitrag.

Immobilien „nicht seriös prognostizierbar“?

Wertpapiere nicht mit Rentensparen zu vergleichen, macht zurzeit Sinn; bei praktisch null Zins. Aber für Rentenzwecke auf Immobilien und Berechnungen zu verzichten, das ist für Fachleute kaum nachvollziehbar: Eine gut bewirtschaftete „Rente aus Stein“ (oder aus Immobilien bestehende Portfolios; auch als recht risikoarmer offener Immobilienfonds bekannt) kommt per Saldo durchaus auf drei bis vier Prozent Nettorendite.

Immobilien sind prognostizierbar

Das sagte jedenfalls der Finanzanalytiker Volker Looman in etwa 200 von 800 Artikeln, die er in den vergangenen 16 (!) Jahren für die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ zur „Vermögensfrage“ schrieb. Immobilien-Renditen und auf Basis von hunderten Modellberechnungen waren bis Ende 2014 geradezu ein Dauerbrenner in der Frankfurter Allgemeinen; bis dahin immer am Samstag, im „zweiten Buch Finanzmarkt“ (dort einmal umblättern). Denn ähnlich einer Rentenversicherung und ihrem Barwert zu Rentenbeginn gab Looman einer jeden Immobilie immer auch einen geradezu pingelig genau berechneten Endwert. Letzterer eignet sich nach Verkauf der Immobilie übrigens wunderbar als Einzahlung, also Barwert, für eine sofort beginnende Rente.

Wette gewonnen?

„Eine Rentenversicherung ist eine Wette gegen den eigenen Tod“, sagte einst Professor Bert Rürup, geistiger Vater des Alterseinkünftegesetzes, zur Rendite für Altersvorsorgesparer. Also werden auch im hier geschilderten Rendite-Rechenversuch die Beitragssumme durch die jeweiligen Rentenbeträge dividiert. Bei der Deutschen Rentenversicherung (DRV) bekommt der Mustersparer seine Beiträge nach knapp 19 Jahren zurück.

Die schwarze Null

Wir rechnen: 12 mal 175 Euro zahlt unser Mustermann ein; das Ganze 17 Jahre lang. Das sind in Summe 35.700 Euro. Geteilt durch die DRV-Rente von 159 Euro ergeben sich 224 Monate oder 18,71 Jahre (18 Jahre, 8 Monate und ein paar Tage), bis der Beitragszahler von der DRV alle seine Beiträge wieder zurückbekommt, seine „schwarze Null“, sozusagen. Diese Rechnung ist aber systematisch falsch, weil nur der Vor-Steuer-Betrag gerechnet wurde.

Nicht verifizierbarer Zahlensalat

Die Rechnung lässt sich nicht verifizieren, nicht als korrekt nachvollziehen. Ein Rürup-Sparer kann in diesem Jahr 80 Prozent seines Beitrags von der Steuer absetzen; ab 2025 sogar in voller Höhe. Im groben Mittel rechnen wir mit 90 Prozent Quote. Bei angenommen 30 Prozent Steuersatz in der Beitragsphase „kosten“ 175 Euro Bruttobeitrag in die Gesetzliche (oder gleich besteuerte Rürup-) Rente netto knapp 128 Euro. Von seiner Rente (159 Euro) müsste unser Neurentner der Kohorte 2032 einen Anteil von 92 Prozent, also 146 Euro versteuern.

Rechnung ohne Sinn

Nach Zahlung an das Finanzamt hätte er dann nur gut 122 Euro Nettorente. Stopp: Diese Berechnungen, ohne bekannte oder genannte Steuersätze, ohne Angabe von Barwerten, machen keinen Sinn. Nur noch zum Schluss zur Rürup-Rendite: Sie ist gegenüber der Rentenversicherung pur mit (angeblich) 2,5 zu 2,6 Prozent Modell-Rendite deswegen im Nachteil, weil bei Rürup Kosten anfallen. Ist Rürup also schlechter als die Deutsche Rentenversicherung? Nein, weil in der Berechnung nur Garantiewerte verglichen wurden.

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Rechnung ohne Überschussbeteiligung

Außerdem kennt die Staatsrente keine garantierte Rente. Allein der Nachhaltigkeitsfaktor wird „die Rente“ demnächst nach und nach abschleifen, um das wegen der demografischen Alterung schlechter werdende Verhältnis von Arbeitenden zu Rentnern auszugleichen. Was Riester-, Rürup und Privatrenten allerdings kennen, das ist der Zins oder die Überschussbeteiligung. Und seien es nur zwei oder drei „Prozentchen“.

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