Über Geld spricht man nicht, man hat es! Die Redewendung hat wohl die Mehrzahl der Bundesbürger im Geiste fest verdrahtet. Es scheint egal, ob es beim schnöden Mammon um Einkommen, Erbe oder den Hausverkauf geht: Fast zwei Drittel der Deutschen behandeln das Geld als Tabuthema, will Emnid in einer Umfrage bei Bürgern im Auftrag der Postbank ermittelt haben.

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Der Deutsche: Schweigen ist Geld

Männer und Frauen sind demnach beim Thema Geld, also eigentlich eher beim Tabu Geld, ähnlich gestrickt. Das große Schweigen beim Geld regiert bei Männern (63 Prozent) ebenso wie bei Frauen (64 Prozent) und quer durch alle Bildungs-, Berufs- und Einkommensschichten. Befragte Bürger, die einen Volks- oder Hauptschulabschluss haben, neigen allerdings eher zum schweigen über Geldangelegenheiten auszuschweigen (65 Prozent).

Der Amerikaner: “John Smith, Finanzchef, 200.000 Dollar!“

Etwas gesprächiger zu persönlichen Themen im Zusammenhang mit Euro und Cent sind nach Angaben der Postbank Menschen mit Abitur oder Universitätsabschluss. Dennoch blocken auch in dieser Gesellschaftsgruppe mit 57 Prozent mehr als die Hälfte der Menschen Geldthemen ab. Über den großen Teich geblickt und die Amerikaner nach ihrem Sparbüchle gefragt, zeigen sich ganz andere Verhältnisse. Amerikaner sprechen gern über ihre wirtschaftlichen Erfolge und stellen sich bei fremden Menschen gern auch gleich entsprechend vor; etwa so: “John Smith, Finanzchef, 200.000 Dollar“.

In Deutschland wäre das undenkbar! Anders als in den Vereinigten Staaten, wo man finanzielle Früchte gern vorzeigt, halten sich Deutsche bedeckt. Laut Postbank Umfrage bezeichnet sich in Deutschland zwar gut ein Drittel der von Emnid Befragten als finanziell erfolgreich. Sie halten sich in der Öffentlichkeit dazu aber lieber bedeckt. Dafür schätzen Deutsche subtile Signale, indem sie ihren Wohlstand traditionell etwa dadurch dokumentieren, indem sie sich ein größeres als des Nachbarn Auto kaufen.

Nur wenige reden über Geld

Gerade einmal vier Prozent der Bundesbürger, die sich selbst „ein gutes Händchen in Finanzangelegenheiten attestieren“, so die Postbank, machen aus ihrem pekuniären Erfolg kein Geheimnis. "Wer seinen finanziellen Erfolg ungeniert zeigt, zieht hierzulande leicht den Neid und die Missgunst seiner Mitmenschen auf sich – das möchte man natürlich vermeiden", sagt Personalexperte Thomas Walter von der Postbank. Da sei es leichter, finanzielle Misserfolge zuzugeben: 23 Prozent der finanziell nicht besonders Erfolgreichen gehen offen damit um, 20 Prozent behalten auch das lieber für sich.

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Auch in den Unternehmen gelten für Geld gewisse, Sie wissen schon, Schweigeregeln. Während etwa US-Bürger am Arbeitsplatz ungehemmt über Gehälter und Gratifikationen plaudern, dort gilt allerdings auch ein knallhartes Leistungsprinzip, sehen es deutsche Arbeitgeber nicht gern, wenn Mitarbeiter über ihr Einkommen sprechen. „Die Tabuisierung von Geld kann jedoch fatale Folgen haben“, so Thomas Walter von der Postbank, "etwa weil man Hemmungen hat, mit dem Chef über eine Gehaltserhöhung zu sprechen, oder aber die private Altersvorsorge oder Geldanlage schleifen lässt."

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