Rund 2.000 deutsche Investoren fordern von dem börsennotierten Hamburger Emissionshaus MPC Capital insgesamt 80 Millionen Euro zurück. Dies berichtet Fonds Professionell und beruft sich dabei auf die Bremer Rechtsanwaltskanzlei KWAG, die rund 2.850 Anspruchsschreiben von Anlegern deponiert hat. Begründet werden die Forderungen mit Ansprüchen aus der Prospekthaftung des Tochterunternehmens TVP (Treuhand- und Verwaltungsgesellschaft für Publikumsfonds). Dies habe bei der Vermittlung geschlossener Fonds nicht ausreichend über Risiken aufgeklärt und mögliche Gewinne zu hoch ausgewiesen.

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Prospektfehler in 50 geschlossenen Fonds?

Die Anwaltskanzlei beanstandet in circa 50 geschlossenen Fonds Prospektfehler, für die sowohl das Emissionshaus MPC als auch die Treuhand-Tochter TVP einzustehen habe. Weil zwischen beiden Unternehmen bis zum 19. Dezember 2014 ein Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag bestanden habe, greifen die Forderungen gegen die TVP laut Rechtsanwalt Jens-Peter Gieschen nun auch auf MPC durch. Die Anleger mussten bis zum 19. Juni 2015 ihre Forderungen geltend machen.

Ein Kritikpunkt: In den Fondsprospekten sei nicht korrekt über den Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag zwischen MPC und TVP aufgeklärt worden. Auch bei der Darstellung der Zielmärkte und der Sensivitätsanalsye zu den prognostizierten Fondsergebnissen habe es falsche Angaben gegeben. Prospekthaftungsklagen kündigte die Anwaltskanzlei für den umstrittenen Flottenfonds „Santa-B Schiffe“ und mehrere Lebensversicherungsfonds an.

MPC will sich von TVP trennen

MPC Capital will sich aktuell von TVP abkoppeln, der Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag zwischen beiden wurde Ende 2014 gekündigt. Brisant ist dies auch deshalb, weil MPC jahrelang Gewinne der Tochtergesellschaft abgeschöpft hat. Nun wolle sich das Emissionshaus „vor einer Durchgriffshaftung von Schadenersatzansprüchen wegen Prospekthaftung schützen“, mutmaßt Fachanwalt Jens-Peter Gieschen von der Kanzlei KWAG gegenüber dem Handelsblatt.

Entsprechende Vorwürfe weist MPC aber entschieden zurück. Die Forderungen der geschädigten Anleger seien unberechtigt, denn „bislang hat jeder Prospekt einer gerichtlichen Prüfung, aus der sich Prospekthaftungsansprüche hätten ergeben können, standgehalten“, erklärte Sprecher Stefan Zenker. Zur Zeit sind zahlreiche andere Klagen gegen MPC anhängig, ein höchstrichterliches Urteil durch den Bundesgerichtshof steht noch aus.

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Im Zuge der Finanzkrise waren zahlreiche Immobilien- und Schiffsfonds von MPC in Schieflage geraten, viele Anleger haben Geld verloren. 2012 sorgten sogar Gerüchte über eine mögliche Insolvenz des Emissionshauses für Aufsehen. Doch MPC befindet sich auf dem Pfad der Genesung. Die MPC Capital erzielte im Jahr 2014 einen Umsatz von 34,5 Millionen Euro und erlöste 4,2 Millionen Euro Gewinn. Das frühere Treuhand-Tochter TVP betreut nach Angaben von MPC derzeit etwa 200 Fonds mit rund 180.000 Anlegern und verfügt über knapp sechs Milliarden Euro Eigenkapital.

fonds professionell / Handelsblatt / KWAG

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