Verwunderlich: Die Allianz berichtet auch über die Germanwings-Hotline. Allerdings nur auf der Presseseite des Unternehmens und offenbar ohne technische Verknüpfung mit der hauseigenen Suchmaschine von Allianz.de. Die Nummer für Anrufer aus dem Ausland lässt sich nur mit Such- und Versuchs-Recherche bei der Allianz ermitteln. Dennoch ist die deutsche Nummer eins der Lebensversicherer mit ihrem Service, der Betroffenen einen niederschwelligen Zugang zu Rat und Tat des Versicherers gewährleisten soll, ganz vorne.

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Andererseits twittert die Allianz seit zwei Monaten nicht und lässt diesen Kommunikationskanal gerade in einer Zeit, in der auf allen Kanälen nach Informationen auch zu Versicherung und Flugzeugabsturz gesucht wird, ungenutzt. Unverständlich.

Der letzte Tweet der Allianz ist vom 27. Januar:

Aber auf Facebook, wenn auch nicht auf ihrer Webseite via Suchfunktion, kommuniziert die Allianz ihre Hotline:

Flug Germanwings 4U9525 // Wir haben eine Hotline-Rufnummer eingerichtet. Hier können betroffene Angehörige Auskünfte zu Verträgen der Unglücksopfer mit der Allianz erhalten.

Posted by Allianz Deutschland on Freitag, 27. März 2015

Germanwings: Neun der zehn größten Lebensversicherer informieren nicht

Die anderen, nach Beitragsvolumen, größten deutschen Lebensversicherer (R+V, Aachen-Münchener, Generali, Debeka, Zurich, Cosmos, Axa, Ergo und Bayerische Versicherungskammer) liefern auf ihrer Webseite kein Ergebnis, wenn Betroffene nach „Germanwings“ oder „4U9525“ suchen. Versicherungsbote suchte jeweils auf der Konzern-Webseite (zum Beispiel allgemein auf www.ergo.de), nicht auf eventuellen Sonderseiten des Lebensversicherers, weil Hinterbliebene sich bei ihren Suchanfragen in der Regel ebenfalls nur nach dem Konzernnamen orientieren – nicht etwa an einem Lebensversicherungs-Tochterunternehmen. Außerdem könnten Opfer des Absturzes auch über die Sachsparte unfallversichert gewesen sein.
Screenshots der Webseiten führender Versicherer. Das Suchwort »German Wings« ergab bei keinem einen Treffer.

Eine Hotline ist auch eine Geste

Sicher, letztlich werden alle Hinterbliebenen doch in Kontakt mit dem zuständigen Versicherer kommen. So dass man wirtschaftlich fragen könnte, ob eine Hotline für die relativ „geringe“ Zahl von 150 Leistungsfälle „lohnt“, die sich zudem auf viele Versicherer verteilen dürften. Aber diese Frage wäre angesichts von 150 Todesopfern und tausenden Familienangehörigen und Freunden pietätlos. Eine Sonder-Hotline, vielleicht mit drei bis fünf geschulten Personen besetzt und 14 Tage in (Zusatz-)Bereitschaft, ist dagegen ein relativ geringer Aufwand. Und eine Geste.

Warum informieren die Lebensversicherer nicht?

So gibt es derzeit nur die Allianz, die neben der Hotline selbst auch das vereinfachte Verfahren etwa für die Auszahlung von Lebensversicherungsleistungen erläutert. Statt Totenschein lässt sich das Unternehmen für Todesfallleistungen zum Beispiel Bestätigungen der Fluggesellschaft über die Reiseteilnahme des Flugopfers genügen. Welcher Hinterbliebene wüsste das? Warum sagen die anderen Versicherer das nicht auf ihren Webseiten?

Auch der GDV-Verband, sonst immer um das rechte Licht der Assekuranz bemüht, schweigt.

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Update zum Germanwings-Absturz

Updates zum Germanwings-Absturz (Ergänzung der Meldung vom vergangenen Freitag):

  • Die Lufthansa-Gruppe führt für alle ihre Fluggesellschaften die so genannte Zwei-Personen-Regel ein: Künftig muss ein Flugbegleiter ins Cockpit, wenn einer der Piloten das Cockpit verlässt.
  • Die Lufthansa hat damit begonnen, 50.000 Euro Soforthilfe an Hinterbliebene auszuzahlen. Nach dem internationalen Montrealer Flugverkehrsabkommen stehen Angehörigen von Flugopfern nach 14 Tagen knapp 21.000 Euro zu.
  • Der Co-Pilot Andres L., der den Absturz nach Erkenntnissen der französischen Staatsanwaltschaft bewusst herbeigeführt haben soll, litt neben „starken psychischen Problemen“ auch unter „massiven Sehproblemen“, meldete die „Bild am Sonntag“ an diesem Samstag vorab.
  • Laut „New York Times“ (NYT) wurden bei Andreas L. von der Polizei bei Wohnungs-Durchsuchungen außerdem Medikamente gegen Depressionen gefunden. Ferner meldet das Blatt am Samstag, es gäbe konkrete (nicht näher beschriebene) Anhaltspunkte, dass sich L. wegen Sehproblemen vor einem Verlust der Fluglizenz gesorgt habe. Als Quellen nennt die die NYT „zwei hochrangige Ermittler“ nicht genannter Nationalität.
  • Allianz ist Hauptversicherer des Germanwings-Airbus A320

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